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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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hat. Aber als ich
    fünfzehn war, wurde ich gebissen. Ich habe so gut wie kei-
    ne Erinnerung daran. Aber danach war ich dazu verdammt,
    bei Vollmond als Wolf zu wandeln. Es gibt auch andere Ver-
    änderungen an mir, dauerhaftere, die mich auch in meiner
    menschlichen Gestalt ständig begleiten.“
    „Welche?“, fragte ich mit unsicherer Stimme und wartete
    gespannt auf seine Antwort.
    „Wie du ja bereits gesehen hast, heilen meine Wunden
    extrem schnell. Auch ist mein Körper robuster als der eines
    normalen Mannes. Ich kann sehr schnell, ohne große An-
    strengung, rennen. Wie ein Wolf eben. Auch meine ande-
    ren Sinne sind geschärfter. Mehr animalisch als mensch-
    lich. Und wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, ist meine
    Körpertemperatur höher als deine“, gab er mir zu verstehen,
    indem er meine Hand auf seine Halsschlagader presste. Da-
    bei konnte ich feststellen, dass sein Herzschlag viel kräftiger
    und schneller war als meiner. Eher als würde man den Herz-
    schlag einer Katze oder eines Geparden prüfen.
    Ich zog meine Hand sanft zurück, ohne ihm Anlass zur Sor-
    ge zu geben, dass ich vor seiner Berührung zurückschreckte.
    „Du bist fast heiß“, stellte ich erstaunt fest.
    „Ja. Gestern war die letzte Vollmondnacht. Also liegt mei-
    ne Körpertemperatur noch bei knapp vierzig Grad. Üblicher-
    weise pendelt sie zwischen 38 und 42 hin und her, je nach
    Mondphase.“
    „Aber du schwitzt nicht. Du müsstest eigentlich Fieber-
    symptome haben.“
    „Ich habe nur Fieber in den Nächten, bevor ich mich ver-
    wandle“, stellte er klar.
    „Im Klartext heißt das, ich kann dich erst in einem Monat
    als Wolf verwandelt sehen?“, fragte ich nach und hatte ihn
    gleich mit meinem angedeuteten Vorhaben verärgert.
    „Im Klartext heißt das: Du wirst niemals dabei sein, wenn
    ich mich verwandeln muss. In was auch immer“, blaffte er
    mich wütend an.
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    „Wieso nicht? Ich weiß doch jetzt, was du bist. Und ich
    habe keine Angst vor dir“, wiederholte ich nochmals.
    „Etwas zu wissen und etwas mit eigenen Augen zu se-
    hen, sind zwei völlig verschiedene Dinge“, bemerkte er ab-
    weisend.
    „Es ist schon gefährlich genug, dich an meinem Geheim-
    nis teilhaben zu lassen. Da muss ich nicht auch noch Öl ins
    Feuer gießen und dich wie ein Schaf unter die Wölfe sen-
    den“, fügte er dramatisierend hinzu.
    „Gefährlich für wen? Ich erinnere dich nur ungern daran.
    Aber gestern Nacht warst du ein Wolf und ich habe dich an-
    gefahren“, wandte ich ein.
    Verzweifelt über meine Sturheit schüttelte er den Kopf.
    „Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich da einlässt.
    Niemand darf wissen, dass es so eine Kreatur wie mich gibt.
    Mein Leben und das Leben derer, die wie ich dazu verflucht
    sind, in der Wolfshaut zu leben, hängen davon ab. Und um
    ganz ehrlich zu sein: Jetzt, wo du es weißt, könnte auch dein
    Leben gefährdet sein. Deshalb ist es immens wichtig, dass
    du kein Wort darüber verlierst. Am besten, du hältst dich so
    weit fern von mir, wie du nur kannst!“, sagte er zu mir mit
    aufgerissenen, besorgten Augen.
    „Ich fürchte, dazu ist es längst zu spät. Jetzt, wo ich Be-
    scheid weiß, will ich alles über dich wissen. Ich kann nicht
    anders. Du wirst es nicht schaffen, mich zu vergraulen!“,
    stellte ich mit überzeugter, sturer Miene klar und rückte
    mit jedem Satz näher an ihn heran. Wir blickten uns jetzt
    stumm, voneinander gefesselt, in die Augen. Keiner traute
    sich etwas zu sagen. Keiner konnte den Blick abwenden. Ich
    wagte nicht mal zu blinzeln. Für den Bruchteil einer Sekun-
    de dachte ich, Istvan würde versuchen mich zu küssen, da
    sein Kinn noch näher an mein Gesicht kam, sodass unsere
    Lippen bloß noch wenige Zentimeter voneinander entfernt
    waren.
    Würde ich gleich tatsächlich einen Werwolf küssen?
    Würde ich tatsächlich gleich von Istvan geküsst werden? Ich
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    konnte nicht sagen, welche der beiden Vorstellungen mich
    nervöser machte.
    Doch es sollte anders kommen. Kurz vor Erreichen mei-
    ner zitternden Lippen drehte er sein Gesicht auf die Seite
    und stammelte angestrengt:
    „Es ist schon spät – in der Früh. Ich meine, es ist früh,
    aber eigentlich auch schon spät. Jedenfalls sollte ich längst
    auf dem Weg sein und die Bibliothek öffnen.“
    Ich musste schmunzeln bei der Vorstellung, dass ich der
    Auslöser für seine Nervosität sein könnte. Der Gedanke ge-
    fiel mir. Vielleicht sogar zu sehr angesichts der

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