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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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gleich. Willst du nicht reinkom-
    men?“, lud sie mich mit einem freundlichen Lächeln ein.
    „Nein, danke. Ich habe es eilig und brauche ihn sowieso
    in der Werkstatt“, erklärte ich ihr meine Verweigerung ein-
    zutreten.
    „Oh, verstehe.“
    Mein Bruder tauchte auf und schien noch etwas Essbares
    zu kauen.
    „Sag mal, störst du mich mit Absicht beim Essen!“
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    „Haha! Halt die Klappe. Ich brauche dich als Fachmann
    und nicht als Komiker“, konterte ich seine flapsige Bemer-
    kung.
    „Was hast du denn kaputt gemacht?“, fragte er leicht
    sauer.
    „Na ja, um ehrlich zu sein – den Wagen unserer lieben
    Eltern“, beichtete ich ihm lieber gleich.
    „Oh Mann!“, war sein einziger Kommentar, wobei er
    gespielt nervös durch seine hellblonden Haare fuhr. Seine
    Sommersprossen leuchteten im Sonnenlicht.
    „Sieh es dir selbst an!“, bot ich ihm an und deutete auf
    das Auto, das ich in der Einfahrt geparkt hatte. Seine Frau
    Paula ging wieder zurück in die Küche.
    „O. k., du hast einiges zu erklären. Kannst froh sein,
    dass unsere Eltern gerade durch die Weltgeschichte reisen,
    sonst …“, ätzte er.
    „Ja, ich weiß. Es war ein dummer Unfall. Ich bin gestern,
    als es so geschüttet hat, von einer späten Pressekonferenz
    weggefahren und hab beim Ausparken einen dieser stei-
    nernen Blumenkästen nicht gesehen. Verdammter Wolken-
    bruch!“, log ich, ohne rot zu werden, und hoffte, dabei auch
    überzeugend genug zu sein.
    „Na gut. Kann passieren. Ich krieg das wieder hin. Lass
    mich das Auto mal genauer ansehen“, tröstete er mich ein
    wenig.
    „Super, danke!“
    Er fuhr das Sportcoupé in seine Garage, seine eigene pri-
    vate Werkstatt, und sah sich die Schäden an.
    „Das kann ich ausbeulen. Etwas Lack muss da drauf.
    Alles nichts Gravierendes“, kommentierte er laut, mehr für
    sich als für mich, und inspizierte dabei die rechte Seite des
    Wagens, der ansonsten noch ziemlich neu war.
    „Für die Arbeit berechne ich dir natürlich nichts. Familien-
    tarif! Aber den Scheinwerfer muss ich erst bestellen. Kann et-
    was dauern. Den musst du allerdings schon berappen“, sagte
    er mir und stieß mir dabei amüsiert in die Rippen.
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    „Alles klar. Ich bezahle natürlich. Ich fahre so lange mei-
    nen alten Jetta“, erklärte ich ihm.
    „Wenn du dich traust, damit durch die Gegend zu fah-
    ren!“ Er lachte laut auf.
    „Sehr witzig, kleiner Bruder. Ich denke, ich werde die
    Schande überleben!“, parierte ich. Mit Viktor verfiel ich im-
    mer in geschwisterliche Verhaltensweisen, die eher in die
    Schulzeit gehörten. Aber so war das immer zwischen uns.
    Ein Schlagabtausch auf fairer, freundschaftlicher Basis. Er
    gehörte zu den Menschen, denen man niemals wirklich böse
    sein kann. Während er sich wieder dem Autoschaden zu-
    wandte, dachte ich über die junge Ehe meines Bruders nach.
    Die beiden kamen mir manchmal wie zwei gegenüberliegen-
    de Seiten eines Farbspektrums vor. Er mit seinen blonden,
    längeren Haaren und der blassen Haut und Paula mit ihren
    kurzen schwarzen Haaren und der Bräune. Sie teilten auch
    fast keine Interessen und doch, trotz dieser augenschein-
    lichen Unterschiede, hatten Paula und Viktor dasselbe
    sonnige, unbekümmerte Gemüt. Dass beide ein ähnliches
    Temperament besaßen, machte sie perfekt füreinander und
    erklärte auch, wieso sie immer glücklich auf mich wirkten.
    Das brachte mich dazu, mir einzugestehen, dass Istvan und
    ich andererseits nicht einmal dieselbe Bluttemperatur vor-
    weisen konnten. Diese Tatsache stimmte mich traurig. Doch
    ich hatte keine Gelegenheit, diesen Gedanken weiterzuver-
    folgen, denn Viktors Frage riss mich prompt aus meiner Grü-
    belei.
    „Und was hast du heute noch so vor? Außer unschul dige
    Blumenkästen umzufahren und den Jetta zu reanimieren,
    natürlich“, wollte er mit breitem Grinsen von mir wissen.
    „Eigentlich habe ich nichts Besonderes vor. Ich … ver-
    dammt!“, stieß ich erschrocken hervor.
    Plötzlich fiel es mir wieder ein. Ich war mit Carla, meiner
    besten Freundin, zum Essen verabredet. Wie konnte ich das
    nur vergessen?
    Mein Bruder starrte meinen erschütterten Ausdruck an.
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    „Ich habe das Essen mit Carla völlig vergessen. Es ist
    in vierzig Minuten“, erklärte ich ihm und sah dabei auf die
    Uhr.
    „Na dann beeil dich mal. Das wird knapp. Der Jetta
    braucht mindestens eine halbe Stunde nach Wart.“
    Also hetzte ich zu Fuß nach Hause, was allein schon zehn
    Minuten dauerte, und

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