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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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sandfarbenen Stoppeln. Mein Blick heftete
    sich auf seinen Mund, der etwas angespannt wirkte. Und
    wieder strömte von ihm dieser Honig-Wald-Geruch aus. Jetzt
    nur nicht einatmen!
    „Hi! Ich hatte noch nicht mit dir gerechnet. Abends heißt
    bei mir eigentlich erst ab fünf“, begrüßte ich ihn und ver-
    suchte dabei, ein wenig zurückzuweichen.
    „Hi! Ich musste schon jetzt kommen. Wenn es dunkel ist,
    kann ich es dir nicht mehr zeigen. Wir müssen uns beeilen“,
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    erklärte er mir und sah dabei auf mich herunter, ständig mei-
    ne Augen fixierend.
    „Jetzt bin ich aber neugierig. Wo geht es eigentlich hin?
    Brauche ich irgendetwas Bestimmtes dazu?“, fragte ich mit
    nervöser Stimme.
    Er taxierte meinen Blick noch immer, was meine Unsi-
    cherheit ins Unermessliche steigerte. Dann ließen seine grü-
    nen Augen endlich von meinen ab und streiften über meine
    Kleidung.
    „Nein. Das wird gehen. Die Schuhe sehen recht robust
    aus. Hast du noch eine Jacke? Es könnte länger dauern und
    ich möchte nicht, dass dir kalt wird.“
    „Dann hole ich schnell meine Jacke. Warte hier!“, forder-
    te ich ihn auf. Er ging zurück auf die Terrasse, um dort auf
    mich zu warten. Er selbst trug nur ein weißes Hemd, ohne
    etwas darunter.
    Diesmal ging ich langsam und mit vorsichtigen Schritten
    in die Küche zurück und schnappte mir die zurechtgeleg-
    te Lederjacke. Auf meinem Rückweg schloss ich noch das
    Haus ab und steckte den Schlüssel in meine Jeanstasche.
    Wieder im Wohnzimmer angelangt, tat ich den ersten
    Schritt auf das Parkett und versuchte diesmal, besonders lei-
    se zu sein. Es war zwecklos. Schon als meine Schuhspitze
    auf die erste Diele trat, bemerkte ich eine rasche Seitwärts-
    drehung seines Kopfes. Er hatte es gehört. Wie eine Katze,
    die sofort bereit war davonzulaufen, wenn sie ein verdäch-
    tiges Geräusch in der Ferne vernahm.
    Wieder drehte er sich zu mir um. Ich ging hinaus zu ihm
    auf die Terrasse und zog dabei die Glastür hinter mir fest
    zu, damit sie sich von selbst verschloss. Die Jacke nahm ich
    von meinem Unterarm und war gerade dabei, sie mir überzu-
    streifen, als ich bemerkte, dass er an mich herangetreten war,
    um meine Haare hochzuhalten, damit sie mir beim Anziehen
    nicht im Weg waren. Mein Haar zwischen seinen Händen.
    Ein überwältigender Gedanke.
    „Danke“, sagte ich mit schwacher, aufgewühlter Stimme.
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    „Gern geschehen“, antwortete er höflich und ließ meine
    Haare sanft über meinen Rücken fallen. Mir fiel auf, dass
    dabei sein Blick etwas zu lange auf meinen Haarspitzen ver-
    weilte, was meine Aufregung noch weiter steigerte.
    Wieder einmal breitete dieses unangenehme Schweigen
    zwischen uns aus, ausgelöst von einem unbedachten Blick
    oder einer impulsiven Geste. So kam es, dass wir schweigend
    durch meinen Garten gingen und dabei stur auf den Boden
    sahen, als wären wir rein zufällig auf demselben Weg und
    nicht, als hätten wir uns zu einer ganz besonderen Ausspra-
    che verabredet.
    Ich durchbrach diese Schweigsamkeit zwischen uns mit
    einer Frage, die mir relativ harmlos schien.
    „Werden wir dorthin fahren? Wir könnten mein Auto neh-
    men“, schlug ich Istvan vor.
    „Ja, wir fahren dorthin. Aber dein Auto wird uns dort
    nicht hinbringen. Eigentlich fahre ich ja nicht viel. Ich laufe
    eher. Nicht dass ich etwas gegen deine Fahrkünste habe,
    doch ich ziehe meinen Wagen vor!“, meinte er und hatte
    dabei einen Unterton in der Samtstimme, der schwer ein-
    zuordnen war.
    Doch als ich den schwarzen Camaro am Ende der Straße
    sah, wusste ich genau, was seine Andeutung mir sagen woll-
    te. Auf meiner staubigen Straße stand ein kohlenschwarzer,
    glänzender Camaro, wie ich ihn aus den Filmen kannte, die
    mein Bruder ständig anschleppte. Ein umwerfender Anblick,
    wie ich zugeben musste.
    „Ein Chevrolet Camaro 1969. Mein absolutes Lieblings-
    modell. Das einzige Auto, das ich je unbedingt haben musste.
    Das einzige Auto, das ich gerne fahre“, verkündete er stolz.
    „Eines ist klar. Mein Bruder würde ausflippen, könnte er
    deinen Camaro sehen“, stieß ich erstaunt über das Sammler-
    modell hervor.
    Ich konnte ihn gut verstehen. Das Auto war einfach atem-
    beraubend. Ein breiter, silberner Kühlergrill und auf Hoch-
    glanz polierter Lack stachen einem sofort ins Auge. Auffällig
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    waren auch die getönten Scheiben. Wie konnte man nur so
    einen coolen Wagen fahren und dann so gut wie keine Rock-
    Alben in seiner Sammlung haben?

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