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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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Unbegreiflich. Istvan war
    offenbar ein Mann voller Widersprüche. Eines war jedenfalls
    klar, mein VW Jetta hatte seinen Meister gefunden und ich
    war heilfroh, dass ich ihn in der Garage geparkt hatte und er
    sich nicht mehr in der Einfahrt befand.
    Wir standen vor der rechten Wagenseite und er öffnete
    mir die Tür. Ich stieg etwas linkisch ein und zog meinen Fuß
    vom Trittbrett, damit er die Wagentür schließen konnte. Ich
    war neidisch auf seinen tollen Camaro, der von innen genau-
    so umwerfend aussah wie von außen.
    Es war mir sofort bewusst, dass er auf seinem Wagen für
    unseren „Ausflug“ bestand, weil die dunklen, getönten Schei-
    ben neugierigen Blicken von außen keine Chance gaben. Es
    galt schließlich, unauffällig zu bleiben. Schwierige Heraus-
    forderung für einen glänzenden, amerikanischen Klassiker
    mitten auf den südburgenländischen Landstraßen.
    Er umrundete den Camaro und stieg ebenfalls ein. Wir
    saßen nun wieder einmal zusammen in einem Wagen. Dies-
    mal jedoch waren wir beide bekleidet und keiner hatte le-
    bensgefährliche Verletzungen aufzuweisen.
    Er startete das Auto und ein lautes, brummendes Motor-
    geräusch war zu hören und zu fühlen.
    „Wie kannst du dir eigentlich so ein Sammlerstück leis-
    ten? Ich bin zwar kein Autokenner, aber ein Camaro aus den
    späten 60ern dürfte alles andere als billig sein“, fragte ich
    ihn erstaunt.
    „Als ich ihn damals gekauft habe, war er eigentlich recht
    günstig“, warf er knapp ein und in seinem Ton konnte man
    keinerlei Anzeichen eines Zögerns hören wie sonst.
    „Damals? Von welchem Damals reden wir hier eigentlich.
    Wann hast du den Camaro gekauft?“, bohrte ich weiter, dies-
    mal völlig perplex.
    „Das ist eines der Dinge, die ich dir noch erklären muss.
    Aber später. Ich möchte, dass du es verstehst und nicht nur
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    die Fakten kennst“, stellte er kryptisch fest und blickte ge-
    heimnisvoll auf die Straße.
    Während der ganzen Fahrt redeten wir kaum ein Wort. Es
    war geradezu unerträglich still. Ich hatte das Gefühl, als wür-
    de er auf dem Hinweg noch immer alle Gedanken und Ant-
    worten, die er mir bald geben wollte, im Kopf durch gehen.
    Seine innere Anspannung schien fast greifbar, weshalb ich
    auch versuchte, auf der ganzen Fahrt nicht zu sprechen oder
    ihn anzublicken. Deshalb wandte ich meine Aufmerksam-
    keit dem Ausblick zu. Wir fuhren schnell, aber vorsichtig
    von meiner abgelegenen Straße zur Hauptstraße von St. Ho-
    das, die direkt nach Rohnitz führte. Wollte er mir etwas in
    Rohnitz zeigen? Brachte er mich zum Unfallort? Nein. Ohne
    auch nur einmal zu zögern, fuhr er an der Stelle unseres
    nächtlichen Zusammenstoßes vorbei und der Camaro eilte,
    vom kraftvollen Motorbrummen begleitet, nach Rohnitz. Die
    dichte Reihe der Akazienbäume am Ende der Strecke nach
    Rohnitz zog an mir als grüner Endlosstreifen vorbei. Er sah
    stur auf die Straße und umklammerte dabei das Lenkrad. Er
    schien innerlich sehr aufgebracht und versuchte verzweifelt,
    einen ruhigen Eindruck zu erwecken. Der Versuch war zum
    Scheitern verurteilt. Schon die schwache Reflexion seiner
    Augen in den Fensterscheiben verriet seine Besorgnis. Das
    alles ließ mich verstummen. Vom Rohnitzer Hauptplatz gin-
    gen drei Wege aus. Er nahm den nach Norden in Richtung
    des Geschriebensteines. Wollte Istvan mir etwas im Günser
    Gebirge zeigen oder wollte er mich in einen der zahlreichen
    Wälder bringen? Ich musste ihn jetzt fragen und versuchte,
    meine Stimme dabei so sanft wie möglich klingen zu lassen.
    „Fahren wir in den Wald?“
    „Nicht ganz. Ich weiß nicht, wie gut du die Nordseite
    kennst, aber ich möchte dir dort etwas zeigen“, sagte er und
    blieb weiter unbestimmt und geheimnisvoll. Wir ließen die
    Spitze des Geschriebensteines hinter uns und fuhren nun
    abwärts Richtung Lockenburg. Auf dieser Seite kannte ich
    mich weniger aus als auf den Südhängen. Dennoch war sie
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    mir vertraut. Immerhin war ich diese Strecke jede Woche
    gefahren, die ganzen vier Jahre meines Studiums lang. Es
    war die weniger gefährliche Seite, was den kurvigen Straßen-
    verlauf anging. Es gab hier einige Wanderwege und ein paar
    Aussichtsplattformen wie die zur Burg.
    Nach ein paar weiteren Kurven waren wir an einer Ab-
    biegung angelangt. Ich erkannte sie nicht gleich. Wir fuhren
    offenbar zum Besucherparkplatz des Aussichtsturms „Marga-
    rethe“. Was wollte er mir auf der Aussichtswarte bloß zeigen,
    was mir half, ihn und

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