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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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ich die Tür gar nicht
    hörte.
    Er kam von hinten auf mich zu, während ich dem Regen
    zusah, der immer wieder von seinem Fenster perlte. Sanft
    legte er seine Lippen in die Kuhle zwischen meinem Hals
    und meinem Nacken, wobei sein Ohr immer wieder meinen
    Hals streichelte.
    „Was machst du da?“, fragte ich ihn mit verhaltenem Lä-
    cheln.
    „Pscht“, flüsterte er ganz leise und verträumt.
    „Du störst doch auch keinen Geiger, wenn er gerade Mo-
    zart lauscht!“
    Jetzt erst dämmerte es mir. Er streifte sein Ohr absicht-
    lich gegen meine Halsschlagader, um meinen Herzrhythmus
    deutlicher hören zu können. Für seine übersensiblen Ohren
    musste mein Herzschlag die Lautstärke eines Zehn-Mann-
    Orchesters haben.
    Als mir bewusst wurde, was er da tat, reagierte ich auf die
    übliche Weise. Mein Puls begann zu rasen.
    „Allegro vivace!“, kommentierte er und ich konnte deut-
    lich ein Lächeln auf seinen Lippen fühlen, die immer weiter
    meine Schulter ertasteten.
    „Scht …“, begann er mich erneut sanft zu ermahnen und
    wippte in beruhigendem Rhythmus seinen Körper leicht hin
    und her. Kaum wahrnehmbar, wie von selbst, stimmte mein
    Körper in den Rhythmus der Bewegung mit ein. Ich schloss
    dabei die Augen und hatte das Gefühl, in einem Traum zu
    schweben. Mein Pulsschlag senkte sich wieder.
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    „Andante piano!“, stellte er befriedigt fest.
    „Ich habe heute noch kein „Allegro forte“ gehört!“, be-
    schwerte er sich mit seiner tiefen, samtenen Stimme im
    Flüsterton.
    Dann presste er sich mit seinem ganzen Körper gegen
    meinen. Meine Schultern lehnten an seiner Brust, meine
    Hüften an seinen schmalen Hüften, und Wärme lag überall
    auf mir. Als er dann noch seine Arme um meinen Oberkörper
    schlang und mich noch fester an sich zog, bekam er dann
    seine Wunschmelodie.
    „Allegro mezzo forte!“
    Doch offenbar hatte er sich bereits völlig in meiner Me-
    lodie verloren, denn anstatt weiterhin gebannt zu lauschen,
    fasste seine warme, heiße Hand nach meiner Wange, um
    meinen Kopf so weit nach hinten drehen zu können, dass
    seine Lippen die Meinen erreichen konnten. Würde er mich
    jetzt küssen, wäre es vorbei mit einem „klassischen“ Herz-
    rhythmus. Vielmehr würde ein rasender Rock Beat meine
    Brust sprengen.
    Als er es dann tat, als er seine Lippen auf meine presste,
    um seinen heißen Atem mit meinem ohnmächtigen Atem zu
    vermischen, hämmerte es so stark gegen meine Brust, dass
    ich meinte, mein Gehör wäre beinahe so empfindsam wie
    Istvans. Denn das Blut rauschte in meinen Ohren, laut, wie
    ein stürmischer Ozean, und mein Herz pochte: dadam, da-
    dam, dadam.
    Er verringerte den fordernden Druck seiner Lippen, gera-
    de so viel, um mir schmunzelnd zu verkünden:
    „Ich fürchte, ich brauche heute noch ein paar Ohrstöp-
    sel!“
    Wobei sein Mund meinen nie wirklich verließ. Ich muss-
    te ebenfalls grinsen und sagte ihm scherzend:
    „Hey, das ist ganz alleine deine Schuld.“
    Kaum hatte ich meine vorwurfsvolle Bemerkung ausge-
    sprochen, suchte mein Mund erneut nach seinem warmen
    Kuss. Doch diesmal ließ ich mich nicht von meinen Herz-
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    rhythmusstörungen oder seinen Spitzohren einschüchtern
    und stürzte mich ganz in unseren Kuss. Mit verschweißten
    Mündern drehten wir unsere Körper einander zu. Jetzt, wo
    wir uns gegenüberstanden, konnte ich endlich meine Arme
    um seinen Hals schlingen, um die Forderung meines Kusses
    zu verstärken.
    Er antwortete sogleich, indem er seine Hände in meinen
    Haaren vergrub. Ich konnte nicht länger warten und öffnete
    leicht meinen Mund. Meine Zunge drängte sich in seinen
    brennend heißen Mund und traf dort auf seine fiebernde
    Zunge.
    Wir waren sehr lange auf diese Art ineinander verschränkt,
    in einem nicht enden wollenden Kuss, der mir den Atem und
    den Verstand raubte. Als ich versuchte, gierig nach Luft zu
    schnappen, bemerkte ich, dass mein ganzer Körper schwitz-
    te, als hätte ich die Hitze einer Wüste leidenschaftlich ge-
    küsst.
    Sofort wollte ich mich erneut in einen weiteren Kuss stür-
    zen, doch er hielt mich von sich weg und sah mich mit be-
    sorgtem, stechendem Blick an. Er fuhr mit der flachen Hand
    über meine Stirn und sagte erschrocken:
    „Joe, du glühst ja!“
    „Schon gut. Mir geht’s gut. Sehr gut sogar“, versicherte
    ich ihm und griff nach seinem Hemdkragen in der Absicht,
    ihn erneut an mich zu drücken.
    „Joe, ich glaube, du hast Fieber. Meinetwegen.“
    „Das bisschen Hitze

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