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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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dabei
    kein besonders gutes Gefühl. Andererseits hatten wir ver-
    abredet, nur in den Neumondnächten die Vorteile unserer
    körperlichen Liebe zu genießen, um ganz sicher zu gehen,
    sowohl was ein mögliches Fieber betraf als auch die Anste-
    ckungsgefahr in einer nahenden Vollmondnacht. Unnötig zu
    erwähnen, wer hinter dieser Idee steckte. Ich selbst wäre
    deutlich risikofreudiger gewesen, hielt mich jedoch an Ist-
    vans Auflagen. Die Woche, in der er weg war, nutzte ich, um
    intensiver an meinen Berufen zu feilen und um den längst
    überfälligen Abend mit Carla nachzuholen, den ich immer
    wieder aufgeschoben hatte.
    Wir trafen uns zum Kaffee in der Warter Bäckerei mit
    diesem zu niedlichen Namen, an den ich mich auch nach
    fünf Jahren nicht gewöhnen konnte. „Die Naschkatze“ war
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    als Bezeichnung für ein Lokal einfach zu lächerlich. Zum
    Glück spiegelte sich der Name nicht in der Einrichtung wi-
    der, die eher einem klassischen Wiener Kaffeehaus nach-
    empfunden war, dunkles Holz, schwere Sessel und gemüt-
    liche Sitzgruppen.
    Carla hatte schon nach fünf Minuten bemerkt, dass ich
    nicht mehr dieselbe war. Meine Augen strahlten zu sehr.
    Meine Stimme klang viel zu überschwänglich, als dass ich es
    hätte verbergen können.
    Ihre Mandelaugen fixierten mich nun prüfend.
    „Also ich möchte echt wissen, was mit dir in letzter Zeit
    los ist? Du siehst aus, als könntest du schweben“, bemerkte
    sie und nahm einen Schluck ihres Espressos.
    „Ich bin einfach nur gut drauf. Keine Ahnung, wo das
    plötzlich herkommt“, log ich wieder mal mittelmäßig über-
    zeugend.
    „Ich weiß ja nicht. Du erinnerst mich an mich im ersten
    Jahr mit Christian. Da konnte ich mir auch die ganze Zeit
    das Grinsen nicht verkneifen. Bist du etwa? Nein, das hät-
    test du mir doch erzählt.“
    „Nein. Das ist es bestimmt nicht. Wie sollte ich in St. Ho-
    das jemanden kennenlernen, geschweige denn mehr?“, log
    ich noch dreister und schüttelte dabei ungläubig den Kopf,
    als wäre ihre Annahme absolut lächerlich.
    „Na, wie du meinst. Aber irgendwas ist anders an dir, da-
    von lass ich mich nicht abbringen. Ich bin doch nicht blind“,
    stellte sie nochmals fest und ich hörte einen misstrauischen
    Unterton in ihrer Stimme, der mich wieder daran erinnerte,
    zu verhindern, dass Carla mich jemals zusammen mit Istvan
    sah.
    Zwei Tage später kam Istvan endlich von seiner Reise zurück.
    Ich sah den auffälligen Camaro sofort vor der Bibliothek
    stehen. Er hatte sich noch immer kein Handy besorgt, also
    konnte ich ihn nicht einfach erreichen. Das hasste ich. Aber
    ich konnte es schon verstehen. Wo er sich oft aufhielt, in
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    den Wäldern des Günser Gebirges, war der Empfang mehr
    als bescheiden. An manchen Stellen gab es sogar großflächi-
    gen Funkausfall. Von daher war es sinnlos, ein Handy mit-
    zunehmen. In bestimmten Nächten konnte er ja nicht mal
    Kleidung bei sich behalten und schon gar kein teures Elekt-
    ronikgerät, das er jeden Monat ersetzen müsste.
    Ich lief sofort die kleine Anhöhe zur Bibliothek rauf und
    wollte ihm stürmisch in die Arme laufen. Da bemerkte ich,
    dass es tatsächlich zwei Besucher in der Bibliothek gab.
    Ein junges Mädchen, das ich etwa auf siebzehn schätz-
    te, saß auf einem der Schreibtische und quälte sich offenbar
    durch mehrere Lexika, um etwas für die Schule zu schreiben.
    Sie schien überall lieber sein zu wollen als hier. Der andere
    Besucher war ein alter Mann, den ich gleich erkannte. Es war
    der Vater des Bürgermeisters, Karl Taucher. Istvan hatte mir
    erzählt, dass der alte Taucher gerne las und sich ab und an
    Bücher ausborgte. Er gehörte noch zu jenen, die Ungarisch
    sprachen, und er versuchte, seine Kenntnisse mithilfe des
    Unga rischen Büchersaals aufzufrischen. Er wäre alt genug,
    um Istvan noch erkennen zu können, der Einzige, der das
    noch könnte, doch er hatte schlimmen grauen Star, was eine
    mögliche Enthüllung verhinderte. Als Istvan mich sah und mir
    einen kurzen Wink gab, der mir andeutete, dass wir nicht unter
    uns wären, wandte er sich in Richtung der kleinen Kammer
    um, in der die Putzsachen aufbewahrt wurden. Er ging hinein,
    ohne gesehen zu werden. Nach einer Minute folgte ich ihm
    vorsichtig. Sofort als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte,
    drehte er mich um und wir umarmten uns stürmisch. Darauf
    folgte ein noch stürmischerer Begrüßungskuss.
    „Es ist auch schön, Sie wiederzusehen, Mister“, scherzte
    ich und

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