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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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küsste ihn erneut.
    „Die Bibliothek scheint langsam zu florieren“, merkte er
    an und fügte hinzu, „normalerweise würde mich das freuen,
    aber heute würde ich lieber etwas anderes tun, als Schüle-
    rinnen bei ihrer Arbeit zu helfen.“ Seine Augenbraue hatte er
    während dieser Andeutung gespielt hochgezogen.
    234

    „Na ja, du kannst mir ja später zeigen, was du damit meinst“,
    ging ich auf sein Spiel ein und sagte ihm, dass ich gegen sechs
    bei ihm vorbeischauen würde. Da fiel mir ein, dass wir kurz
    vor einem neuen Zyklus von Vollmondnächten standen.
    „Oh, verdammt! Ich hätte es fast vergessen!“, stieß ich
    jetzt hervor.
    „Keine Sorge. Ich habe nur vor, dich ein paar Stunden lang
    zu küssen. Nichts, worüber du dir Sorgen machen musst“,
    grinste er und küsste mich zum Abschied schnell noch auf
    die Wange, ehe er sich zurück in die Bibliothek schlich.
    Später an diesem Abend setzte er sein Vorhaben in die Tat
    um. Istvan hielt seine Versprechen. Wir lagen auf seinem
    Bett, hörten eine Platte meiner Lieblingsband, die er bestellt
    hatte, damit ich sie auch bei ihm hören konnte, und küssten
    uns so lange, dass meine Lippen beinahe taub und ganz ge-
    schwollen waren.
    Ich war gerade dabei, die Platte zu wenden, um meinen
    Lieblingssong nochmals zu hören, da fuhr Istvan im Bett
    hoch. Mit aufgerissenen Augen starrte er zur Decke.
    „Jemand ist auf dem Dach. Sein Herzschlag ist beschleu-
    nigt“, sagte er kühl.
    „Was? Wer kann das sein?“, fragte ich aufgeregt.
    „Ich weiß es nicht. Aber ich finde es heraus.“ Er beende-
    te den Satz nicht mal und war schon aus der Tür. Ich blieb
    erschrocken im Zimmer zurück, hörte plötzlich ein Poltern
    über mir, starrte besorgt an die Zimmerdecke und verfolgte
    die Geräusche mit meinem Blick.
    Ein paar Minuten später war Istvan zurück.
    „Es war ein Mann, das konnte ich an seiner Witterung
    erkennen. Er ist aber schon weg. Keine Ahnung, wie er so
    schnell sein konnte. Er kam durch die Dachluke, vermutlich
    ein Einbrecher“, versuchte er mich zu beruhigen.
    „Ja, das wird es wohl sein. Es gab in letzter Zeit öfter sol-
    che Einbrüche, vor allem in Rohnitz. Die Grenze zu Ungarn
    bringt diese Probleme mit sich“, versicherte ich ihm.
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    Er nahm mich in den Arm und ich musste ihm verspre-
    chen, in der nächsten Nacht, der ersten Vollmondnacht, hier
    nicht allein auf ihn zu warten. Er wollte lieber, dass ich mit
    ihm in den Wald ging und mich im Auto einsperrte. Ich hielt
    das für übertrieben, und als ich am nächsten Tag von der
    Redaktion darüber informiert wurde, dass es mehrere Ein-
    brüche im Bezirk gegeben hätte und der Täter bereits ge-
    fasst sei, konnte ich Istvan dazu überreden, die Nacht bei
    mir zu Hause zu warten und ihn dann erst mit dem Wagen
    am nächsten Morgen abzuholen. Er war zwar einverstanden,
    blieb aber weiterhin besorgt.
    Seit sich unsere Beziehung vertieft hatte, schienen sich
    auch Istvans Verwandlungsschmerzen merklich verbessert
    zu haben, wofür ich mehr als dankbar war.
    Als ich ihn am nächsten Morgen abholte, mit seinem
    Camaro diesmal, und er sich mit mir auf die Decke legte,
    starrten wir lange in die Baumkronen und ich legte meinen
    Kopf auf seinen Bauch, während er mit meinen Haarspitzen
    spielte. In diesem friedlichen Moment war ich mir sicher,
    dass ich ihn immer lieben würde, egal was passieren würde.
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    14. Die Entführung
    Es war gerade eine Stunde nach Mitternacht und ein paar
    Minuten, nachdem ich mich von Istvan verabschiedet hatte.
    Eigentlich wollte ich gar nicht gehen, doch dieses Mal konn-
    te ich nicht die halbe Nacht bleiben. Es galt immer noch den
    Schein zu wahren, damit niemand etwas mitbekam, und es
    warteten noch zwei Artikel auf mich, die ich noch schreiben
    und bis spätestens Mittag an die Redaktion mailen muss-
    te. Außerdem war es die letzte Vollmondnacht und Istvan
    konnte seine Wolfsverwandlung nicht länger hinauszögern,
    ohne unerträglich zu leiden. Der Heimweg fiel mir in dieser
    Nacht besonders schwer, weil es ein so friedlicher, ange-
    nehmer Abend gewesen war. Dieses Mal hatte ich mich zu-
    sammengerissen und ihn nicht ausgefragt wie üblich und er
    schien entspannter und weniger besorgt als sonst. Auch die
    Symptome seiner herannahenden Verwandlung schienen in
    dieser Nacht weniger heftig zu sein. Und da die Verabschie-
    dung dann noch so verführerisch war, fiel es mir noch viel
    schwerer, mich loszueisen, um ins langweilige Heim zu

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