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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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forderten.
    Ich hatte eigentlich erwartet, dass Istvan sich zurückhalten
    würde, doch als er endlich losgelassen hatte, gab es kaum
    noch Halt und ich fiel ins Bodenlose, zusammen mit ihm.
    Istvan liebte mich in genau derselben Mischung aus hart
    und zart, die sein gesamtes Wesen ausmachte. Leidenschaft-
    liche Küsse wurden abgelöst von zarten Berührungen mei-
    ner Haarspitzen. Gieriges, unbezähmbares Eindringen in die
    verschlungenen Höhlen meiner Welt wurden begleitet von
    zarten Liebkosungen. Das Einzige, was mich vor dem Ab-
    sturz bewahrte, waren die innigen Blicke seiner grünen Au-
    gen und der feste Griff meiner Hand, die sich mit der seinen
    verschränkte.
    Erschöpft lagen wir, noch immer schwer atmend, auf dem
    Bett. Was für einen merkwürdigen Anblick mussten wir bie-
    ten. Ich, schweißgebadet mit wilden Haaren, mit feuchten
    Schläfen und bebender, keuchender Brust, versuchte, meine
    Blöße nur mit einem dünnen Laken zu umfangen. Istvan,
    nach alledem staubtrocken, ebenso außer Atem, die Mus-
    keln seines athletischen Körpers noch immer angespannt
    von der Anstrengung, die hinter ihm lag. Jetzt, Seite an Seite
    mit ihm liegend, wurde ich mir zum ersten Mal seiner atem-
    beraubend schönen Arme bewusst. Ich liebte von Anfang an
    seine Hände, hatte dabei aber nie bemerkt, welche wunder-
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    voll gestalteten Arme ihm eigen waren, stark und drahtig, mit
    weicher Haut und einem leichten, zarten Flaum bedeckt.
    Die Oberarme eines Schwimmers fielen mir dabei ein. Ich
    konnte es kaum erwarten, wieder in seinen Armen zu liegen.
    Er schien meine Gedanken zu lesen und zog mich im selben
    Moment zu sich an seine Brust und legte seine Arme um
    mich.
    „Also eines steht fest. Seit heute bin ich definitiv ein Fan
    von Neumondnächten“, gestand ich ihm lächelnd. Worauf-
    hin auch er grinsen musste. Dieses unwiderstehliche, schie-
    fe Grinsen!
    Ich war so glücklich, so unbeschreiblich froh, dass ich es
    getan hatte. Dass ich den Mut gefunden hatte, zusammen
    mit ihm, durchs Feuer zu gehen. Welche Flammen könn-
    ten mir jetzt noch gefährlich werden? Was könnte mir dieses
    Glück noch nehmen?
    Ich blieb nicht nur die ganze Nacht bei Istvan, sondern ver-
    brachte auch die nächste Nacht mit ihm. Wobei wir in der
    folgenden Nacht derart gefangen in unseren Küssen waren,
    dass wir beinahe vergessen hatten, dass noch etwas anderes,
    Tieferes auf uns wartete, von dem wir kosten konnten. Als
    ich in jener zweiten Nacht in die Dusche stieg, weil ich die
    Hitze danach fast nicht mehr aushielt, kam mir das heiße
    Duschwasser fast kühl vor im Vergleich mit Istvans Haut auf
    mir. Das Wasser brannte förmlich auf meinem überhitzten
    Körper. Ich musste schmunzeln. Es fiel mir ständig dieser
    eine Song von Kings of Leon ein, wenn ich daran dachte:
    „Sex on Fire.“ Ob der Songschreiber wohl auch eine Nacht
    mit einer Werwölfin beschrieb, denn ich konnte mir nicht
    vorstellen, dass dieses Sex-auf-Feuer-Gefühl zwischen zwei
    normalen Menschen möglich wäre.
    Den darauffolgenden Tag musste ich arbeiten und da-
    nach den Rückstand meiner CD-Kritiken aufholen, also
    konnte ich nicht zu Istvan. Die lange Abwesenheit von ihm
    konnte ich sogar körperlich fühlen. Als ob etwas an mir oder
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    in mir fehlte. Das war ein merkwürdiges Gefühl, an das ich
    mich erst gewöhnen musste. Schließlich war ich mein gan-
    zes Leben lang unabhängig gewesen und nicht gewohnt,
    Sehnsucht nach jemandem zu empfinden. Ich fragte mich,
    ob mein ehemals einsamer Wolf das ähnlich empfand?
    Ausgerechnet jetzt musste Istvan eine Woche verreisen. Er
    hatte eine Nachricht von seinem Wertpapierhändler aus
    Ungarn erhalten. Eines seiner Langzeitdepots lief aus und er
    musste es persönlich auflösen. Es war nämlich so, dass Istvan
    eine weitere Einnahmequelle gefunden hatte, die ihm sein
    außergewöhnlich langsamer Alterungsprozess ermöglichte.
    Er eröffnete in mehreren Ländern langfristige Anlagen und
    setzte seinen eigenen Sohn oder Neffen als Begünstigten
    ein. Zehn oder zwanzig Jahre später holte er, sich als eigener
    Sohn oder Neffe ausgebend, das angesammelte Vermögen
    ab. Er erzählte mir einmal sehr amüsiert, dass manche von
    den Maklern ihn auf die frappierende Ähnlichkeit mit dem
    Vater oder Onkel ansprachen. Das fand er zu komisch. Er
    plante auch, ein paar Bücher auf einer Auktion zu erstehen.
    Es würde nur ein paar Tage dauern und dennoch wollte ich
    nicht, dass er ausgerechnet jetzt wegging. Ich hatte

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