Wolfsgefluester
Bewegung in meinem Auto kam. Als ich schließlich weiter fuhr, achtete er auf einen großzügigen Abstand, um nicht aufzufallen. Am Abend kamen wir in Kaltenbrunn an. Joshua blieb in Sichtkontakt zu meinem Auto, ließ mich aber ohne Beobachtung umherstreifen.
"Joshua hier."
"Was gibt es Neues?"
"Wir sind in Kaltenbrunn. Hier ist ein Sperrgebiet laut Karte, da läuft Pfötchen rum. Sie ist unauffällig. Auch auf der Straße, wenn sie irgendwo rast macht."
"Gut" Victor knurrte: "Ich werde euch in Bayrischzell treffen."
"Nein", knurrte Joshua, "Zerbrich nicht dein Vertrauen. Schicke Lydia, meinetwegen mit Vincent, aber nicht du." Victor knurrte, sagte aber nichts. "Vertrau mir Vic, oder willst du sie verlieren?"
"Nein" Victor konnte kaum sprechen, so nahe war Jack. Der Wolf wollte mich einfach nur Beschützen und in Sicherheit wissen.
"Vic, ich passe auf sie auf."
"Danke" damit legte Victor auf.
"Das wird hart", seufzte Joshua und machte es sich wieder einmal im Auto gemütlich. Er muss eingeschlafen sein, den als er erwachte war es bereits hell und ich fuhr gerade los. "So ein Mist aber auch." Fluchend fuhr er mit genügend Abstand hinter mir her.
Am Abend des dritten Tages kamen wir in Hofkirchen an. Verwundert beobachtete er, wie ich in die Donau stieg und einige Strecken schwamm, anschließend kam ich aus dem Wasser und ließ Pfötchen laufen.
"Die Frau ist Lebensmüde." Berichtete Joshua, als er Victor anrief. "Bei den Temperaturen schwimmen zu gehen?" Victor knurrte und konnte sich kaum zügeln in seiner Wut. "Victor, ich pass auf sie auf. Naja vor einer Erkältung werde ich sie nicht schützen können, aber vor allen anderen Gefahren. Sie benimmt sich sehr vorbildlich. Fällt nirgendwo auf oder macht sich sonst wie verdächtig. Bei ihr ist das Gute, dass sie sechsundzwanzig Jahre als Mensch gelebt hatte." Beruhigt verabschiedeten sie sich voneinander und Joshua machte es sich in seinem Wagen so gemütlich es nur ging.
Wieder schlief er ein, aber als er entsetzt aufwachte entspannte er sich. Bemerkte er doch, dass ich noch an derselben Stelle stand.
Am Abend schrieb er nur eine kurze SMS.
Victor, alles ruhig. Ist an diesem Tag nicht gefahren. Melde mich. Joshua.
Im Laufe des 19. Dezembers fuhr Joshua mir mit genügend Abstand nach Bayrischzell hinterher. Als er beobachtete wie ich mich in meiner Pension eincheckte griff er zum Telefon.
"Schicke Lydia so früh wie möglich morgen los. Sam hat gerade eingecheckt. Wenn sie gut fährt, braucht sie sechs Stunden, maximal."
"Danke Josh, du hast was gut bei mir."
"Hab ich das?" Joshua lachte.
"Ich nehme mir heute ein Zimmer und schlafe aus. Werde mich melden, wenn ich morgen aufbreche. Ich will endlich zu meiner Frau zurück."
"Das verstehe ich, schlaf gut."
5
Heftig klopfte es an der Tür. Verschlafen richtete ich mich auf und öffnete sie einen Spaltbreit.
"Nett" begrüßte mich Lydia gereizt. Da wir uns ein Zimmer teilten, öffnete ich die Tür und ging in mein Bett zurück. "Um wie viel Uhr ist das Treffen mit deinem Typen?", fragte Lydia, ohne auf mich großartig zu achten.
"Um sechs am 23. Und jetzt lass mich schlafen." Eine ganze Weile herrschte Stille, das ich bereits dachte sie wäre aus dem Zimmer gegangen.
"Weißt du, dass Victor ziemlich besorgt war?", fragte Lydia in die Stille hinein. Ich antwortete nicht, aber an meiner Atmung wusste sie, dass ich wach war. Leise sprach sie weiter. "Er hatte die letzten vier Tage alle verrückt gemacht. Ich weiß ich sollte es dir nicht sagen, aber Victor hatte Joshua mit seiner Unruhe so dermaßen zum Wahnsinn gebracht, das Josh dir hinterher kam. Nicht um dich zu beschatten oder nach Hause zu holen, nein einfach nur um dich zu beschützen." Mein Atem stockte und Wut kroch in mir hoch, aber ich blieb weiterhin stillliegen. "Joshua hat jeden Abend angerufen und gesagt, wo du warst. Victor wollte hinterher, aus Angst musst du verstehen, aber Joshua besänftigte ihn jedes Mal. Dennoch war Victors Unruhe nicht zu bändigen." Lydia seufzte. "Eigentlich sollte ich wütend auf dich sein, aber ich kann es nicht. Victor ist ein guter Alpha, aber er war nur auf den Schutz des Rudels aus. Er hatte kein Privatleben. Egal was war, das Rudel stand an erster Stelle, bis du kamst. Die letzten drei Jahre hatte Jeff ihn auf dem Laufenden gehalten. Da kannte er dich nur vom Hören, aber seid du deinem letzten Artikel Mitte Oktober geschrieben hattest, war er hin und weg. Er hatte über nichts anderes mehr erzählt als über deine
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