Wolfsgefluester
den Jungs.
"Wie geht es dir?" fragte mich Victor leise, die Hand streichelte immer noch meinen Nacken und obwohl ich wusste dass es falsch war, entzog ich mich ihm nicht.
"Besser" gestand ich Kleinlaut.
"Möchtest du reden?" ich schüttelte den Kopf.
"Darf ich draußen laufen?" fragte ich wie ein kleines Kind um Erlaubnis.
"Alleine oder darf ich dir Gesellschaft leisten?" ich zuckte nur mit den Schultern und stand auf. Victor ließ mich alleine gehen und blieb, auf Shelly wartend zurück.
Als Joshua und Shelly Minuten später rauskamen fragte Victor ohne Umschweife.
"Was hast du ihr erzählt?" Shellys Augen glitzerten Angriffslustig.
"Nichts, was sie nicht wissen dürfte."
"Und was wäre denn das, was sie wissen darf?" Shelly lächelte süffisant.
"Nur was hier so gearbeitet wird, wie alles finanziert wird und über dich." Victors Augen weiteten sich, hatte er da eben richtig gehört?
"Über mich?"
"Ja, sie wollte wissen wie du bist, was du arbeitest und wer zu deiner Familie gehört." Victor bebte vor Zorn. "Das hast du nicht getan." Er knurrte "Verdammt noch mal Shelly, sie ist nicht so fest im Rudel um private Geschichten zu hören."
"Ach wirklich nicht? Victor, ich bitte dich, sie riecht nach dir, sie ist die deine ob du es willst oder nicht."
"Das weiß ich, aber sie ist noch nicht soweit, sie weiß nicht was es bedeutet gebunden zu sein."
"Du kannst beruhigt sein. Über Gefährten hatte ich ihr nichts gesagt. Aber solltest du mich weiter anknurren überlege ich es mir anders."
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Victor um und rannte hinaus. Noch während des Rennens streifte er seine Sachen ab und verwandelte sich innerhalb weniger Sekunden.
Sein Weg führte direkt zum See, er konnte sich denken dass ich da war und richtig Pfötchen lag zusammengerollt unter dem Baum und starrte auf das Wasser. Ihre Ohren zuckten als Jack sich ihr näherte, aber sie rührte sich nicht weiter, blieb reglos liegen und knurrte leise. Jack antwortete mit einem Grollen, kam näher und legte schließlich seine Schnauze auf ihren Kopf. Pfötchen seufzte und schloss die Augen. Jack legte sich neben sie und leckte ihr über die Schnauze.
"Alles Okay Kleines?" fragte er gedanklich, weil das die einzige Möglichkeit war als Wolf miteinander zu reden.
"Nein, gar nichts ist in Ordnung. Alles ist verkehrt. Es fühlt sich so richtig an, dass du hier neben mir liegst, obwohl mein Kopf sagt es ist falsch. Meine Wölfin akzeptiert dich in so vieler Hinsicht, aber als Mensch ... es ist so verdreht, ich weiß nicht was richtig und was falsch ist." Ich öffnete ihm meine Gefühle ohne nachzudenken, ich redete einfach drauf los, in dem Bewusstsein, dass ich als Mensch alles bereuen würde. Aber meiner Wölfin war es egal. Jack sagte nichts, er schmiegte sich dicht an Pfötchen, leckte ihr über die Schnauze und Ohren und Biss ihr leicht in den Nacken. Ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Kehle bevor sie sich schließlich von ihm losriss und zum Hauptgebäude zurück lief.
Als nur Minuten später Victor im Haus war, ging ich bereits voll bekleidet zu meinem Auto und fuhr nach Hause.
3
Die nächsten Tage versuchte ich jedem aus dem Weg zu gehen. Ganz egal ob Victor, Shelly oder Jeff. Ich wollte alleine sein. Nachdenken, doch gleichzeitig verlangte meine Wölfin nach dem Rudel.
Ich hielt es nicht mehr aus, obwohl ich noch eine Woche bis zum Termin in Bayern hatte, packte ich meine Tasche.
Lydia bin unterwegs. Treffen uns am 22.12. in der Pension Aiplspitz. Kannst aber auch absagen wegen Weihnachten. Bin außerhalb von Leipzig. Samantha
Ich schrieb Lydia eine SMS und schaltete mein Handy aus. Auf keinen Fall wollte ich riskieren, dass Victor mich verfolgte. Nein, ich musste alleine sein.
Keine zehn Minuten später saß ich im Auto und fuhr los. Wohin, das wusste ich nicht, einfach nur weg.
Zuerst fuhr ich Richtung Norden, dann Richtung Dresden und nach fünf Stunden kam ich in Chodov, einen kleinen Ort nahe Karlovy Vary in Tschechien an. Ich suchte mir keine Pension, fuhr weit in den Wald, wandelte mich und ließ Pfötchen laufen. Zum Schlafen wandelte ich mich wieder und rollte mich im Auto zusammen. Am nächsten Morgen fuhr ich weiter, erst durch Tschechien, dann durch Deutschland. Rast zum Laufen und Schlafen machte ich in Kaltenbrunn. Verpflegung holte ich mir auf den Rastplätzen oder an Supermärkten, wenn ich durch Städte fuhr. Bei meinem dritten Stopp in Hofkirchen ging ich in der Donau baden. Obwohl es Dezember war, war der Fluss nicht
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