Wolfsgefluester
Shyla schüttelte den Kopf.
"Nein, die Spur ist schon ungefähr zwei Tage alt. Lass uns weiter laufen. Vielleicht entdecken wir noch etwas." Jetzt liefen wir langsamer und streckten unsere Nasen immer wieder in den Wind.
"Achtung!", schrie Lydia, doch die Warnung kam zu spät. Im selben Moment sprang etwas großes Braunes auf uns zu und schleuderte mich an einen Baum. Langsam und vor Schmerz stöhnend richtete ich mich auf und stand einem großen Braunbären gegenüber. Lydia knurrte und stellte sich schützend vor mir, gerade als der Bär zum erneuten Angriff übergehen wollte verwandelte ich mich zurück und wurde ohnmächtig. Der Bär erstarrte, genauso wie Shyla, die sofort zu mir kam und sich ebenfalls verwandelte. Sie achtete nicht mehr auf den Bären und erschrak, als eine raue Stimme neben ihr erklang.
"Es tut mir leid, ich wusste nicht, was ihr seid." Lydia funkelte ihn wütend an.
"Nicht gewusst?" sie knurre "Dann greif nicht an, du Idiot. Und jetzt hilf mir, sie muss ins Warme." Ohne ein weiteres Wort hockte der Mann sich hin und hob mich vorsichtig hoch. "Ich hoffe du hast eine Hütte hier in der Gegend. Unser Auto steht am Gasthof Bäckeralm und unsere Pension ist in Bayrischzell." Der Mann grummelte und ging los, ohne weiter auf Lydia zu achten.
7
Es war warm und dunkel, als ich erwachte.
"Lydia?" war das meine Stimme? Oh Gott wo war ich.
"Sam, alles ist gut. Ich bin hier." Lydias Stimme war leise, sanft strich sie mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wie geht es dir Kleines?" ich schluckte.
"Mir ist schlecht und alles tut weh."
"Wenn wir in der Pension zurück sind, kann ich mir ansehen, ob ich dich in ein Krankenhaus bringen muss. Hier habe ich leider keine Möglichkeit dich zu verarzten."
"Hier?"
"Der Bär hat dich in sein Revier gebracht. Schließlich ist er ja auch schuld an deinem Zustand."
"Bär?" ruckartig versuchte ich mich aufzurichten, fiel aber stöhnend vor Schmerz zurück. "Verdammter Mist, mir tut alles weh", fluchte ich und sah mich in der Hütte um. Mein Blick blieb an Lydia heften. "Kannst du unsere Sachen und das Auto holen? Ich will nur noch eine Dusche und schlafen."
"Es tut mir leid", meldete sich eine tiefe Männerstimme. Ich sah mich nach der Stimme um und rückte automatisch so weit weg, dass ich beinahe vom Bett fiel. "Mein Name ist Lucca Stahl. Wir leben zu sieben hier im Wald. Meine Frau und fünf Kinder. Ich dachte ihr seid richtige Wölfe auf der Jagd. Wir hatten seit Monaten keinen Wandler mehr gesehen. Bitte verzeiht." Ich schüttelte den Kopf, was ich lieber nicht getan hätte.
"Sieben Bärenwandler? Das gibt es doch nicht. Ich dachte hier sollten Wölfe leben und keine Bären." Verlegen kratzte Lucca sich am Kopf.
"Hier gibt es noch einiges mehr. Das Gasthaus, wo ihr Auto steht, ist eingeweiht. Das heißt, sie können ohne Probleme zu ihrem Auto zurück."
"Nackt?", fragte ich entsetzt und schüttelte schwach den Kopf. "Lydia bitte. Mein Kopf dröhnt und mir tut alles weh. Ich schaffe es nicht." Beruhigend strich Lydia mir über den Arm.
"Ich fahre soweit ran, wie es geht, und bring deine Sachen mit." Mit finsterem Blick sah sie zu Lucca. "Ich hoffe sie ist sicher hier, wenn ich jetzt gehe?" Er nickte und reichte mir eine heiße Tasse Tee, die er soeben aus der angrenzenden Küche geholt hatte.
"Meine Frau und Kinder sind im Untergrund, hinter der Grenze. Die Hütte ist ein Außenbereich. Ab und zu muss ich alleine sein, das verlangt meine Natur."
Wiederstrebend verließ Lydia die Hütte, wandelte sich und lief zum Gasthaus zurück. Eine halbe Stunde später parkte sie das Auto so dicht wie möglich an der Hütte.
"Lucca könnten wir uns morgen im Gasthof treffen? Sagen wir um zwei? Mich würde einiges Interessieren." Fragte ich, kurz bevor wir ins Auto stiegen.
Lucca brummte, stimmte dann jedoch zu.
Der Rückweg nach Bayrischzell war lang und schmerzhaft. Mir tat alles weh und jedes Holpern fühlte sich zehnmal so stark an. Immer wieder fiel ich in einen kurzen Schlaf, um stöhnend vor Schmerz aufzuwachen.
"Verdammt Sam, ich sollte dich ins Krankenhaus bringen"
"Nein" krächzte ich. Der Schweiß stand mir auf der Stirn. "Ich brauch nur ein heißes Bad für meine Muskeln."
"Mh" nachdenklich sah sie kurz zu mir rüber. "Ich gebe mich nur zufrieden, wenn ich dich untersuchen darf." Ich knurrte, hatte keine Lust auf Diskussionen und stimmte widerwillig zu.
Da Lydia langsam fuhr, brauchten wir fast zwei Stunden zurück. Sie stütze mich auf den Weg zum Zimmer. Die
Weitere Kostenlose Bücher