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Wolfsgesicht

Titel: Wolfsgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Fischer
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dich, Amigo!« Damit drehte er sich um und verschwand wieder im Restaurant.
    Es begann gerade zu regnen. Na, das war ja kurz und heftig, dachte Bob. Aber eins ist klar: Rodder konnte nicht der Kletterer vom Polizeirevier sein. Er schwang sich auf sein Fahrrad und steuerte die Zentrale an. Inzwischen klatschte Regen schwer herunter. Ob Peter mehr herausgefunden hatte?
    Unterdessen hatte Peter seinen MG durch das hügelige Gelände von Hilltown gesteuert und problemlos die weiten Anlagen des Reitstalls gefunden. Auf einem der wenigen freien Parkplätze vor der Pferderanch stellte er den Wagen ab. Er stieg aus und sog die frische Abendluft ein. Ein paar Pferde schnaubten. Eigentlich könnte man mal wieder reiten gehen, dachte er, während er sich umblickte. Die Atmosphäre dieser Reiterhöfe, in der auch immer etwas von Abenteuer mitschwang, faszinierte ihn durchaus.
    Peter überquerte den Vorplatz und trat in das Hauptgebäude ein. Da sich niemand hinter der etwas bejahrten Empfangstheke aufhielt, ließ sich Peter vom Schild ›Reiterstube‹ in ein kleines Lokal leiten.
    Dort war eine Menge los. Alle Plätze waren besetzt. Es wurde getrunken, gegessen, erzählt. An einem Tisch ging es um den besten Sattel, am nächsten um das beste Pferd. Viele der Gäste saßen noch in ihrem Reiteroutfit da. Peter brauchte einen Moment, bis er sich zurechtfand. Er sah einen Mann hinter dem Ausschanktisch und schlug sich zu ihm durch.
    »Guten Abend!« Angesichts der Lautstärke musste er fast brüllen. »Ein Wasser, bitte!«
    »Sofort.«
    Er wartete, bis ihm der Wirt das Glas reichte. »Sorry, eine Frage.« Der Mann nickte und beugte sich über die Theke. »Ein Freund, Mr Rodder, hat mir den Reitunterricht hier empfohlen. Er war vor zwei Tagen nachmittags hier. Ich interessiere mich ebenfalls fürs Westernreiten.«
    »Moment.« Der Mann ging in ein Hinterzimmer und kam kurz darauf mit einem dicken Terminbuch zurück. »Vorgestern sagen Sie, ein Mr Rodder …« Sein Finger fuhr verschiedene Linien lang. »Ja, hier, von vier bis sechs, es war bei Elly. Elly Ring, sie ist heute Abend da, hinten in der Reithalle. Gehen Sie zu ihr und fragen Sie sie.«
    »Danke!« Mit einem kräftigen Schluck leerte Peter das Glas, bezahlte und verließ die Reiterstube.
    Es war nicht schwer, Elly zu entdecken. Sie konnte nur diese zierliche braunhaarige Person sein, die sich gerade damit abmühte, einem dicken Mann beizubringen, wie man den schweren Westernsattel auf ein Pferd hievte. Perfekt war einzig seine Kleidung und nagelneu dazu. Als er eine Weile zugesehen hatte, blickte Elly auf. »Willst du zu mir?«
    »Ja, aber es hat Zeit.«
    Sie sagte etwas zu ihrem Schüler, dann ließ sie ihn mit seinem Schicksal allein und kam zu Peter, der hinter der Absperrung wartete. »Na, was gibt’s?«
    »Guten Abend, Ms Ring.« Er setzte ein verlegenes Lächeln auf. »Dass Sie so gut aussehen, hat er nicht gesagt …«
    Sie sah ihn misstrauisch an. »Wer hat was gesagt?«
    »Mr Rodder. Ein Bekannter von mir. Er hat bei Ihnen Reitunterricht genommen, vor zwei Tagen.«
    »Du bist ein Freund von Mr Rodder?« Sie schien ehrlich überrascht. »Nach dem hat die Polizei vorhin auch gefragt.«
    Peter stockte und änderte seine Taktik. »Nun ja, sagen wir mal, ein Bekannter. Er war von Ihrem Unterricht so begeistert.«
    Sie lachte, dabei fielen ihr die Haare ins Gesicht. »Tatsächlich? Er ist doch dauernd vom Pferd gefallen.«
    »Nun ja, Mr Rodder übt noch.« Wie alt Elly wohl war? Peter entschied sich für Mitte zwanzig.
    »Übt noch ist gut! Er hat sich selten blöd angestellt, das muss ich wirklich sagen. So einen habe ich noch nicht erlebt.« Mit einem Seitenblick kontrollierte Elly, was der dicke Mann machte. Gerade war ihm der Sattel aus den Händen gerutscht. Das Pferd fing an nervös zu werden. »Ruhig, Uno«, rief sie hinüber. Verärgert schüttelte sie den Kopf. »Der da stellt sich nicht viel besser an«, sagte sie.
    Peter nickte ihr verschwörerisch zu. »Nun ja, oft ist Mr Rodder noch nicht geritten«, nahm er vorsichtig das Thema wieder auf.
    »Um nicht zu sagen: gar nicht.« Sie strich sich die Haare hinter das Ohr, was ihr Gesicht etwas strenger werden ließ.
    »Allerdings …«, sagte sie.
    »Allerdings was?«
    Elly zögerte. »Jetzt, wo du es sagst … Er hat zwar behauptet, dass er noch nie geritten ist. In manchen Situationen kam es mir aber vor, als wäre er schon öfter auf einem Pferd gesessen. Als ob er sich absichtlich dümmer anstellte als

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