Wolfsinstinkt
einem halben Liter Cola nach, um das kitzelnde Gefühl in seinem Magen loszuwerden.
Hinter ihm ertönte ein dunkles und warmes Lachen. Ricky setzte die Flasche ab, Talas Arme schlangen sich von hinten um ihn. Sachte strichen die großen Hände über seinen Bauch.
„Ganz ruhig. Das wird sich ein Weilchen komisch anfühlen“, sagte er.
Ricky drehte sich in den starken Armen um und blinzelte zu Tala empor.
„ Das ist nun mal kein rein menschliches Sperma, mein Hübscher. Ich habe schon von diesem Phänomen gehört. Mein Sperma reagiert mit deinem Speichel und deiner Magensäure.“
„Wie meinst du das?“
Tala grinste eine Spur breiter und küsste Ricky kurz sanft. „Da sind noch andere Stoffe drin. Oder dachtest du, dieser Geruch und die Lust, die ich dir bereite, seien vollkommen menschlich? Diesen Duft ...“ Tala schloss kurz die Augen und nahm einen tiefen Atemzug von Rickys Lippen. Dann sah er Ricky wieder an. „... wirst du so schnell nicht mehr los.“
Er hatte gerade irgendwelche Duftstoffe in sich aufgenommen?
Tala lächelte warm und fuhr ihm durchs Haar. „Spürst du das Kribbeln?“ Seine Finger fuhren über Rickys Bauch, genau dort, wo der Magen saß. „Das wird sich in ein paar Minuten in eine angenehme Hitze verwandeln. Der Wolfsanteil in meiner Samenflüssigkeit reagiert mit menschlichem Speichel.“
Oh-oh! Ricky befürchtete, dass es mit der versprochenen Hitze allein nicht getan war, wenn er bedachte, wie er auf alles andere von Tala reagierte. Er trank einen weiteren großen Schluck, schraubte die Flasche zu und lehnte sich gegen die starke Brust.
„Warum reagiere ich auf deinen Geruch und alles andere so stark?“, fragte er.
„Ich bin mir noch nicht ganz sicher“, erwiderte Tala geheimnisvoll. „Jedenfalls deutet es darauf hin, dass ich auch dein Partner sein könnte, sonst würdest du nicht so stark reagieren.“
„Wie darf ich das verstehen?“
Tala überlegte einen Moment. „Es gibt für jeden Wandler eine Handvoll Menschen, die … man könnte es ‚Seelenverwandte‘ nennen. Bei solchen Paaren stimmt einfach alles, und sie ziehen sich wie magisch an. Nachdem die wenigen Wandler aber über die ganze Welt verstreut sind, ist es etwas ganz Besonderes, seinen Partner zu finden.“
Ricky lächelte. „Na, das ist doch etwas ...“ Er stahl sich einen Kuss, dann löste er sich vo n seinem Traum mann.
„Lass uns lieber losgehen. Bevor wir nicht mehr loskommen.“ Er zwinkerte kurz und legte sich selbst die Hand auf den Bauch, während er seinen Rucksack hochnahm und nach seiner Jacke Ausschau hielt.
Er wollte unbedingt in den kalten Schnee, bevor die erwähnte Hitze in ihm aufkam. Sperma schlucken als Aphrodisiakum. Wenn er das vorher gewusst hätte ...
Als Ricky seine Jacke anhatte und in seine Stiefel geschlüpft war, kam Tala ebenfalls aus der Küche. Statt sich seinen Mantel überzuwerfen, zog er es offensichtlich vor, gleich seine ganze Gestalt zu wechseln, denn er ließ sich vorwärts fallen, und ehe seine Hände den Boden erreicht hatten, hatten sie sich in die großen Pfoten verwandelt.
„Ach komm schon, Tala“, sagte Ricky. „Muss das sein? So kann ich mich gar nicht mit dir unterhalten.“
Anscheinend war das Tala egal; er blieb, wie er war, und sprang dafür auffordernd um Ricky herum. Als er die Tür öffnete, schoss der große Wolf ins Freie und tollte übermütig durch den Schnee, schnüffelte mit der Schnauze eine tiefe Spur in die weiße Masse und kam mit einem kleinen Schneeberg auf der Nase zu Ricky zurück.
Lachend tätschelte Ricky Talas Seite, formte einen Schneeball, den er für Tala warf. Erst sah Tala dem Schneeball fragend hinterher, anschließend blickte er ihn an, und Ricky hatte das Gefühl, als wolle er ihn fragen, ob er alle Tassen im Schrank habe. Doch schien das Tier in Tala die Oberhan d zu ge winnen, mit einem freudigen Geräusch, das einem Bellen sehr nahe kam, jagte er hinter dem Schneeball her.
Ricky schulterte den Rucksack, schloss seinen Anorak und machte sich auf den Weg. Er war sich sicher, dass der eintönige Marsch ins Dorf mit Tala in Wolfsgestalt ein Vergnügen werden würde.
Sie gingen am Waldrand entlang, ein ums andere Mal verschwand der Wolf zwischen den Bäumen, tauchte kurze Zeit später mit schneebedecktem Fell und einem Geschenk für Ricky zwischen den Lefzen auf. Zuerst warf er ihm einen Tannenzapfen vor die Füße, ein anderes Mal brachte er ihm einen handlichen Ast mit, den er für Tala werfen konnte. Ricky
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