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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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einfach verschwinden?
    Als seine Lebensgeister zurückkehrten, begriff Ricky, dass Tala nicht verschwunden war. Er hörte leises Klirren aus dem Erdgeschoss und ein angenehmer Duft stieg ihm in die Nase. Der Ofen war beheizt und wahrscheinlich sah es mit dem Kamin unten nicht anders aus.
    Hatte Tala ihm tatsächlich ein Frühstück gemacht? Fast ein bisschen aufgeregt erhob Ricky sich aus dem Bett, schlüpfte in eine Jogginghose und zog sich eine weiche Pulloverjacke über. Auf nackten Sohlen schlich er zur Treppe. Er roch tatsächlich Kaffee und – irgendetwas Angebranntes.
    Lächelnd stieg er die Treppen hinunter und kam in die Küche. Der Anblick, der sich ihm dort bot, ließ ihn laut auflachen. Tala hatte fast sämtliche Toastvorräte, die Ricky im Haus hatte, verbrannt. In einer Pfanne. Aber das war nicht alles. Er hatte das Ganze offenbar über der offenen Flamme im Kamin probiert.
    Als Tala ihn hörte, drehte er sich um. Der Ausdruck auf dem sonst so ruhigen Gesicht wirkte gestresst. Ricky lachte leise in sich hinein und kam zu ihm hinüber.
    „Guten Morgen“, sagte er, als sei dieser Anblick das normalste der Welt. „Weißt du, dafür habe ich dort einen sogenannten Toaster stehen. Normalerweise verbrennen die darin nicht.“
    Missgelaunt warf Tala die Pfanne mit dem Toast in die Spüle.
    „Ich bin ein Jäger. Ich esse meistens Fleisch“, sagte er aufgebracht.
    Ricky grinste schief und nickte. „Ja. Das merke ich. Aber der Kaffee riecht gut.“
    Er nahm sich eine Tasse und schenkte sich etwas von der verdächtig dunklen Brühe ein. Allein die Farbe war eine Warnung, der Geruch aus der Nähe abschreckend, und als Ricky nippte, musste er sich zwingen, ihn runter zu schlucken.
    Offenbar hatte Tala nie zuvor Kaffee dosiert. „Okay.“ Er stellte die Tasse behutsam ab und schaute sich in der Küche um. „Vielleicht frühstücken wir lieber im Dorf, hm?“
    Tala wirkte auf diese Frage hin so geknickt, dass es Ricky leidtat. Er stellte sich hinter Tala, der sich gerade mit beiden Händen auf der Anrichte abstützte und den Kopf hängen ließ.
„Hey, ehrlich, so ein liebevolles Frühstück hab ich nie zuvor bekommen!“, flüsterte er Tala ans Ohr, nachdem er sich auf Zehenspitzen gestellt und sich gestreckt hatte, um es zu erreichen. Um seine Worte zu unterstreichen, schlang er seine Arme locker um Tala und legte die Hände auf den flachen und harten Bauch. Einen Moment stockte er, weil er nicht glauben konnte, was seine Fingerspitzen ihm da gerade übermittelten. Ricky riss die Augen auf und tastete einmal mehr über das deutliche Sixpack, sog scharf die Luft zwischen den Zähnen hindurch. Donnerwetter! Dieses Muskelpaket war ihm bisher nicht aufgefallen! Wie auch, er hatte Tala in der letzten Zeit ja meistens hinter sich gehabt. Ricky spürte, wie ihm einmal mehr die Hitze in die Wangen schoss, und erinnerte sich an das, was er ursprünglich hatte machen wollen: nämlich kleine Küsschen auf den breiten Schultern zu verteilen. Kurz überlegte er, ob er es wagen sollte, zwischen den Küssen den einen oder anderen zarten Biss zu setzen. Nein, das ließ er lieber bleiben. Er hatte keine Ahnung, was der Wolf in Tala dazu sagen würde, und er hatte gerade keine besondere Lust, es herauszufinden.
    „Wie liebevoll kann ein Frühstück sein, das keiner runter bekommt?“, knurrte Tala leise. Er schien sich in Rickys Armen etwas zu entspannen. Dass der Wolf ziemlich stolz war, war nicht zu leugnen, doch auch das fand Ricky irgendwie liebenswert.
    „Mal im Ernst: Wie oft in deinem Leben hast du hinter einem Herd gestanden?“, fragte Ricky.
    Tala drehte sich um und legte die Hände an Rickys Taille.
    „Noch nie“, antwortete Tala nach kurzem Überlegen.
    Damit hatte Ricky zwar nicht gerechnet, aber bei der Erinnerung daran, dass Tala den Toast im Kamin hatte machen wollen, wurde ihm auch das klarer.
    „Na also. Du bist eben ein Jäger. Ein Wolf.“ Er lächelte sanft und strich durch das honigfarbene Haar.
    „Ich bin nicht nur das, Ricky.“ Tala drehte sich mit ihm und drückte ihn mit sanfter Gewalt gegen den kalten Herd. „Aufgewachsen bin ich als Mensch. Wie du. Allerdings unter Indianern. Und dieser Stamm, bei dem ich war, hat viel über offenem Feuer gekocht.“
    „Mmh ... W as höre ich da? Sind das etwa Informationen über dich, die du ganz freiwillig rausrückst?“ Ricky lachte leise. Er strich Tala über die Brust und spürte deutlich die harten Muskeln, die er selbst nicht mal dann zustande

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