Wolfsinstinkt
duschen, ja? Du stinkst nach ihm.“
Ricky verzog missmutig das Gesicht. Er wollte sich gerade nicht unbedingt von Tala lösen, zum anderen hasste er die Vorstellung, Nashobas Duft zu tragen. Der Widerwille gegen den fremden Geruch war es, der dafür sorgte, dass er sich auf die Beine rappelte und ins Bad ging.
Nach einer sehr ausgiebigen und extrem heißen Dusche, bei der er sich die Haut rot geschrubbt hatte, um jede Duftspur von Nashoba restlos von seinem Körper zu bekommen, kam er in ein Handtuch gewickelt zurück ins Wohnzimmer. Mit einem genervten Aufschnaufen ließ er sich neben Tala auf die Couch fallen und lehnte sich an dessen Schulter.
„Was wollte er eigentlich mit dem Angriff erreichen?“ Diese Frage war ihm in der Dusche eingefallen. Es hatte nicht so ausgesehen, als hätte Nashoba ihn töten wollen – wobei eine Vergewaltigung ebenfalls nicht unbedingt lustig gewesen wäre. Nachdem Nashoba nicht dazu gekommen war, ihn zu nehmen, und er trotzdem so sehr nach ihm roch, dass es für Tala unerträglich war, hätte nicht mal das sein müssen, um Talas Geruch zu überdecken. Also schlau wurde er aus dem, was ihm da passiert war, nicht. Vielleicht dachte ein Wolf in anderen Bahnen als ein normaler Mensch, aber Ricky konnte beim besten Willen keinen Sinn hinter dem entdecken, was Nashoba vorgehabt hatte. Oder war er einfach notgeil gewesen?
Tala knurrte kehlig, seine Augen blitzten aggressiv auf.
„Er wollte dich markieren.“
„Markieren?“ Ricky japste erschrocken. „Wie, markieren?“
Talas Miene wurde finsterer und er fixierte Ricky ernst.
„Na, wie denkst du wohl? Er wollte mir ans Bein pissen.“ Er drückte Ricky dichter an sich und küsste ihn auf die Stirn. Offenbar war der Geruch nach dem Duschgel und dem Shampoo für Tala vollkommen in Ordnung. „Es ging nicht um dich, als er dich angegriffen hat. Es ging um mich und darum, dass er gerochen hat, dass ich dich als meinen Partner ausgewählt habe. Er weiß, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn er dich leiden ließe.“
Ricky seufzte schwer. Also tatsächlich. „Okay. Und wird er es wieder versuchen?“
Nun zuckte Tala leicht mit den Schultern. Die Wut in seinem Gesicht wich der Besorgnis. „Ich weiß es nicht. In den nächsten Wochen werden wir wohl unsere Ruhe vor ihm haben. Ich glaube nicht, dass er so gut gesund gepflegt wird, wie du es mit mir getan hast. Normalerweise meidet Nashoba die Menschen – es sei denn, er will sie angreifen.“
Okay, das ging wesentlich mehr in die Richtung der Vorstellung, die Ricky von einem Werwolf hatte. Wenn auch Talas Antwort nicht unbedingt beruhigend war. Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken bei der Aussicht, erneut von N ashoba attackiert zu werden.
„Vielleicht sollten wir uns in der Zwischenzeit überlegen, was wir machen, wenn er von Neuem auftaucht“, sprach Ricky die Gedanken aus, die ihm gerade durch den Kopf gingen.
Tala legte den Kopf schief und bedachte ihn mit einem ausgesprochenen Hundeblick, was Ricky zum Lachen brachte.
„Du brauchst dich nicht zu wundern, dass ich dich für einen Hund gehalten habe, wenn du so schaust!“ Er knuffte Tala leicht in die Seite und schob die Besorgnis vorläufig weit von sich. Sie waren in Sicherheit; es reichte, wenn sie sich ab morgen darüber Gedanken machten, wie sie mit Nashoba in Zukunft umgehen sollten.
Ricky schlang die Arme um den breiten Oberkörper und kuschelte sich an Tala.
„Wieso bist du überhaupt in den Wald gegangen?“, fragte Tala nach einer Weile angenehmen Schweigens.
Ricky zog den Kopf zwischen die Schultern.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht“, gestand er leise.
Tala wandte den Kopf zu ihm und runzelte die Stirn, bis sich eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete.
„Du hast dir Sorgen um mich gemacht?“, fragte Tala ungläubig nach. Offensichtlich war das jenseits seiner Vorstellungskraft.
„Genau“, erwiderte Ricky trotzig. „Auch du bist nicht unverwundbar, wie man sieht.“ Dass er damit zugab, durchaus mehr für Tala zu empfinden, nahm er einfach in Kauf.
„Außerdem warst du schon viel zu lange weg für meinen Geschmack. Also bin ich eben unruhig geworden.“
Talas Gesichtsausdruck veränderte sich und er zeigte sein schönes Lächeln.
„Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, Ricky. Ich kann sehr gut auf mich aufpassen, weißt du?“, sagte er.
Ricky zog eine Braue hoch und musterte provokativ die Verletzungen.
„Das nennst du aufpassen?“, fragte er und
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