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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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stupste gegen das verbundene Handgelenk.
    Tala schnaubte leise und zog die Hand weg. „Das wäre nicht passiert, wenn du dir keine Sorgen gemacht hättest.“
    „Also bin ich schuld daran?“ Ricky zog nun beide Brauen hoch und tat beleidigt.
    „Nein. Nashoba ist schuld daran. Und du hör gefälligst auf mir die Worte im Mund umzudrehen, du Welpe!“
    Sie lachten beide, und Ricky kuschelte sich an die starke Brust. Sein Blick glitt zum Feuer. Nachdem er wusste, dass die Chance bestand, dass er sich eines Tages in einen Wolf verwandelte, kamen eine Menge Fragen in ihm auf.
    „Wie ist es, als Wolf herumzulaufen?“ Wieso er diese Frage nicht längst gestellt hatte, war ihm ein Rätsel.
    „Was meinst du?“
    „Ich meine: Wie fühlt es sich an?“ Ricky blickte Tala ins Gesicht. „Du veränderst nicht nur dein Aussehen, wenn du dich verwandelst. Du wirst auch vom Charakter her irgendwie ... anders.“
    Tala schwieg einen Moment und starrte nun seinerseits ins Feuer.
    „Das ist nicht leicht zu beschreiben“, sagte er schließlich nachdenklich. „Aber erklären lässt es sich am besten mit dem Unterschied zwischen Mensch und Wolf. Wölfe handeln viel instinktiver. Ein Wolf macht dir nichts vor. Wenn du einen Wolf vor dir hast, der dir das Gesicht ableckt, kannst du sicher sein, dass er dich mag, und wenn er dich anknurrt, weißt du genauso sicher, dass du dich von ihm fernhalten solltest. Wölfe sind ehrlich, verstehst du? Bei einem Menschen kannst du dich darauf nicht verlassen.“
    Ricky glaubte zu verstehen, was Tala ihm sagen wollte. „Das heißt, dass der Wolf deinen wahren Charakter zeigt, richtig?“
    Tala nickte. „So in etwa. Ja.“
    Das war beruhigend und überaus praktisch.
    Ricky stand auf und warf ein paar Scheite Holz ins Feuer, streckte sich genüsslich und drehte sich zu Tala um. Liebevoll wanderte sein Blick über die Gestalt seines Partners und einmal mehr spürte er die Anziehung, die Tala auf ihn ausübte. Mit einem leisen Schnurren, das eher an einen Kater als einen Wolf erinnerte, kam er auf ihn zu, hob die Hände zu Talas Brust und strich sanft darüber.
    „Lass uns an etwas anderes denken, ja?“, murmelte er dunkel, lehnte sich ein wenig nach vorn und gab Tala einen sanften Kuss auf die Lippen. Er wollte sich jetzt keine Gedanken mehr machen müssen. Weder über Nashoba, noch darüber, dass er sich selbst vielleicht bald in einen Wolf verwandelte. Das alles würde für ihn früh genug zur Realität werden – viel zu früh, wenn man ihn fragte. Die Zeit, die ihm als ‚normaler‘ Mensch blieb, wollte er nicht damit verbringen, nachzugrübeln, wie alles werden würde; er wollte sie genießen. Mit allen Sinnen, obwohl er schätzte, dass er später sogar schärfere Sinne haben würde, mit denen er eine Welt wahrnahm, die er sich bisher nicht mal im Traum vorstellen konnte.
    Tala lehnte sich entspannt zurück und beobachtete Ricky aufmerksam.
    „Und woran denkst du gerade?“, fragte er scheinheilig.
    Ricky schmunzelte und hockte sich über Talas Schoß. In sanften Kreisen fuhren seine Hände über die stramme Brust und zeichneten jede Kontur nach, die er ertasten konnte. Er fand sogar welche, die er bislang noch nicht entdeckt hatte.
    „Ich dachte daran, dass du möglicherweise eine letzte Vorkehrung treffen willst, damit mich die anderen Tiere im Wald ja in Ruhe lassen. Das heißt, wenn du mit deinen Verletzungen kannst“, sagte er langsam.
    Tala lachte dunkel. Nun hob er die Hände und legte sie an Rickys Hüfte. Mit einem sanften Ruck zog er ihn enger an sich und Ricky entfloh ein leises Keuchen. Er wusste nicht, ob es Talas Anwesenheit war oder die Gefahr, in der er sich befunden hatte. Was es sein mochte, was Ricky dazu bewegte, Tala in diesem Moment so sehr zu begehren, es zeigte volle Wirkung. Talas körpereigenes Aphrodisiakum, das er geschluckt hatte, konnte es diesmal mit Sicherheit nicht sein.
    Ricky beugte sich vor und drückte seine Lippen auf Talas. Der Kuss war heiß und innig, und er wusste, dass er nichts mehr würde sagen müssen.
     
    *
     
    Die Wochen zogen ins Land, und das Leben von Ricky und Tala war einfach wundervoll. Der Frühling schickte die ersten Boten über das Land und der Zwischenfall mit Nashoba war fast vergessen.
    Ricky sah auf die Uhr. Es war bereits Nachmittag und Tala seit dem frühen Morgen im Wald unterwegs. Seit Nashobas Angriff war er vorsichtig damit geworden, Tala suchen zu wollen. Er vertraute darauf, dass sein Partner abends heil nach

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