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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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in ihm und rings um ihn, und sie waren nicht allein. Hinter den Bergen, wo der riesige Mond versank, antwortete ein anderer Rhythmus. Der Geschmack des Gebräus, das der heilige Mann ihm gegeben hatte, ließ ihn würgen. Dann vergaß er alles, denn die Trommeln diktierten seinen Herzschlag.
    Aus großer Ferne sprach jemand zu ihm, während die Trommelklänge eine körperliche Form anzunehmen schienen, fast wie ein Seil, das sich über die Berge wand, ihn umschlang und ihn mitzog. Aus der Ferne sprach jemand in einer seltsamen fremden Sprache zu ihm.
    »Jabbmeaaakka … Jabbmeaaakka … Jabbmeaaakka …«
    Vali erkannte, dass der Name hasserfüllt und nicht als Anrufung gesprochen wurde. Jemand wollte Jabbmeaaakka töten, und er selbst hatte irgendwie mit diesem Wunsch zu tun.
    Das Gebräu schwappte durch sein Bewusstsein und fegte jedes Widerstreben davon, sich gegen die Gier, die in ihm wuchs, zu wehren. Er betrachtete seine Hände. Sie waren schön, er starrte sie eine lange Zeit an. Ihm war noch nie vorher aufgefallen, wie lang seine Finger waren. Lang und spitz, eher wie Krallen und nicht wie menschliche Gliedmaßen. Seine Zähne fühlten sich komisch an, viel zu groß für den Mund. Er leckte immer wieder darüber. Dieser Geschmack nach Eisen und Salz und diese Gedanken an die atemberaubende Schönheit, die ein bratendes Stück Fleisch für einen hungrigen Mann besitzt. Das Blut, die verführerische, verlockende Witterung von Blut, erfüllte ihn.
    »Ich bin stark«, sagte er laut. Die Trommel schlug jetzt schneller, die Stimmen klangen rauer.
    »Jabbmeaaakka … Jabbmeaaakka … Jabbmeaaakka …«
    Der Rhythmus schien sich fast zu überschlagen, hart und schnell wie fallende Felsen. Er wusste, es war da, das Wesen, das sie angerufen hatten.
    Ihm erschien ein Kind mit dem Gesicht einer Frau, hager und voller Falten. Sie war mit Gold geschmückt, auf der Haut hingen kostbare Edelsteine, als wäre sie eine funkelnde Schlange. Sie beobachtete ihn, während ihn die Trommelschläge umfingen und mitzogen.
    Der Takt erzählte ihm etwas. Er musste sich auf eine lange Reise begeben. Sie war dort – Adisla, die er zu finden hoffte.
    Sein letzter klarer Gedanke entstand nicht außen, sondern tief in ihm. Es war kein Strom von Symbolen, die zusammen mit dem Rhythmus der Trommeln in ihn eindrangen, obwohl der Rhythmus genau dazu gedacht schien. Der Gedanke ging auch nicht von der grotesken Kindfrau aus, die aus dem Feuer heraus zuschaute. Die Magie, die ihn umgab, war nur ein kleiner Funke, der etwas viel Größeres in Gang gesetzt hatte. Der Gedanke stieg in ihm auf, bis er sprechen und ihm einen Ausdruck verleihen konnte.
    »Ich muss mich stärken«, sagte Vali.
    Er stand auf und fühlte sich sehr langgestreckt und geschmeidig, als bestünde er eher aus einem Schatten als aus Fleisch und Blut. Rings um ihn bewegten sich Dinge. Vali wollte sie greifen, zerschmettern und sich an ihnen nähren. Er spürte einen Schlag und wehrte sich instinktiv. Er hörte Schreie und verlor sich im Geschmack des Fleischs. Er fraß sich satt, und die Todesangst seiner Beute erzeugte einen wohligen Schauder.
    »Ich bin gestärkt«, sagte er. Auf dem Boden lagen einige zerbrochene Dinge, die ihm vorher einmal nützlich gewesen waren. Dinge, die ihm hatten helfen und ihm den Weg weisen wollen. Er brauchte sie nicht mehr, denn er wusste, wohin er sich wenden musste. Er ging den Trommelschlägen entgegen.

39
     

Das Wesen der Magie
    A disla befand sich mittlerweile seit einigen Monaten auf der Insel und wurde zu ihrer eigenen Überraschung sehr gut behandelt. Es war kein Ort, an dem sie freiwillig gelebt hätte – ein langer, flacher Fels, der sich aus dem aufgewühlten, kalten Meer erhob –, doch ihre Befürchtungen, sie müsste die Bettsklavin eines stinkenden Walmannes werden, hatten sich nicht bewahrheitet.
    Die Menschen waren freundlich und brachten ihr Fleisch und bitteres Brot, Beeren und gesalzenen Käse, zum Trinken sogar starkes Bier. Außerdem durfte sie allein in einem niedrigen kegelförmigen Zelt schlafen, das oben offen war, damit der Rauch des Feuers abziehen konnte. Das Zelt war winzig, doch die kleine alte Frau, die sich um sie kümmerte, verstand sich darauf, das Feuer so einzurichten, dass Adisla hier weniger von Rauch belästigt wurde als in einem Langhaus.
    Bei ihrer Ankunft hatte sie sich gefürchtet. Auf dem ganzen Felsen hatte es vor Männern gewimmelt, es waren gut dreißig oder vierzig gewesen. Alle hatten Tiermasken

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