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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Zauberer. Die Runen hatten ihm schließlich das Gesicht des Mannes gezeigt. Er hielt es für eine typische Verwirrung in der Magie, für ein Nebenprodukt seines selbstauferlegten Irrsinns.
    Ein Heulen erhob sich unter dem grauen Himmel. Lieaibolmmai schauderte. Noch erkannte er nicht, was so seltsam daran war, doch er fühlte sich unwohl, als er es hörte. Die anderen Noaidis auf dem Fels wechselten ängstliche Blicke. Auch sie fanden das Geräusch merkwürdig. Die Perspektive war falsch, falls ein Ton überhaupt eine Perspektive haben kann. Es klang hohl und als wäre es weit entfernt und dennoch so laut, als wäre es ganz nahe. Keiner dachte an die einfachste Möglichkeit: dass das Wesen viel größer war als jeder Wolf, dem sie jemals begegnet waren.
    In der Höhle richtete Feileg sich auf, als ihn die nackte Angst durchfuhr. Er wusste besser als jeder andere, wie unnatürlich der Ruf dieses Wolfs war.
    Lieaibolmmai lächelte trotz seiner schrecklichen Kopfschmerzen. Die Wölfe der Ebene begrüßten den kommenden Wolfsgott. Es war laut, fand der Zauberer, wirklich sehr laut. Die Noaidis waren aufgeregt, aber auch nervös. Das Heulen war nur eine Nebenwirkung der Magie. Sie waren sicher, dass ihr Verteidiger nahte.
    Unten am Strand stieg ein Junge aus einem Boot und rief etwas. Dem Akzent konnte Lieaibolmmai entnehmen, dass der Junge aus dem Osten des Landes kam und wie alle Vertreter seines Stammes zu spät eintraf. Er war froh, dass ihm dies einfiel, denn es war gut, eine Verbindung zur gewöhnlichen Welt zu unterhalten und einen Moment lang die schreckliche Gegenwart der Runen zu vergessen.
    »Der Wolf! Der Wolf kommt! Der Wolf ist da!«, rief der junge Mann.
    Lieaibolmmai kauerte sich ans Feuer. Spürte der Junge wirklich den Wolf, oder versuchte er nur, durch Übereifer wettzumachen, was er an Pünktlichkeit versäumt hatte?
    »Nimm die Trommel und mach mit, Bruder«, rief ein Mann neben Lieaibolmmai, dessen Stimme vom Singen schon heiser war.
    »Ein schwarzer Wolf mit Augen wie Fuchsfeuer! Er ist da draußen auf der Ebene, er ist da!«
    »Er ist hier drinnen«, erwiderte Lieaibolmmai.
    Eine kalte Bö strich über seine Schultern. Er drehte sich zu dem Noaidi neben ihm um und war überrascht, dass der Mann noch stand, obwohl er keinen Kopf mehr hatte.

41
     

Werwolf
    V ali hatte sich hoffnungslos verirrt. Die Trommeln riefen ihn nicht mehr. Im Kopf hörte er sie noch, doch er verspürte keinen Drang mehr, ihnen zu folgen, obwohl die Schläge drängender klangen. Er verstand, was sie forderten. Er sollte in sich gehen und das werden, was er werden konnte. Es fiel ihm leicht, das Drängen zu ignorieren. Er hatte einige Wesen getötet, und das hatte ihm beim Wachsen geholfen, wie er sich erinnerte. Als er gewachsen war, hatten die Trommeln ihre Macht verloren. Er eilte zwar weiter, folgte dabei aber seiner eigenen Magie, deren Impulse so zwingend und mitreißend waren wie eine Flutwelle.
    Während die Kräfte in seinem Körper wuchsen, schwand sein Verstand. Er hatte Schwierigkeiten, überhaupt noch eine klare Abfolge von Gedanken zu entwickeln. Bilder seines bisherigen Lebens kamen und gingen wie die Berge unter einer ziehenden Wolke. Eine Sehnsucht, ein jugendlicher Tatendrang, erfüllte ihn, auch wenn er keine Ahnung hatte, was er tun wollte. Tagelang schlief er nicht, und es schien ihm, als sei ihm die eigene Haut zu klein. Aus unerfindlichen Gründen schlug sein Herz rasend schnell, bis er fürchtete, sterben zu müssen. Dann überkam ihn eine tiefe Ruhe, er grinste und empfand, ebenso unerklärlich, eine große Selbstzufriedenheit.
    Seinen Körper fand er wundervoll. Die Hände waren stark und groß, die Muskeln riesig und gewölbt, und die Zähne saßen wie blitzende Messer in den Kiefern.
    Ihm war durchaus bewusst, dass er eine Menge vergessen hatte. Er konnte sich beispielsweise nicht erinnern, wie er zur Höhle gelangt war. Ein oder zwei Augenblicke lang begriff er, wie wichtig es war, herauszufinden, warum er weit entfernt von allem, was er kannte, nackt in einem Erdloch lag, doch dann entglitt ihm alles wieder, und jede Neugierde in Bezug auf seinen Zustand verschwand. Dagegen hatte er keinerlei Mühe, sich an den kräftigen Geschmack von Fleisch zu erinnern, das sich bewegte und still wurde. Die Beute, die ihm ihre Kraft geschenkt hatte. Wenn er das Fleisch seiner Opfer aufnahm, schien es ihm, als verdaute er auch ihre Erinnerungen oder ihre Gefühle und Einstellungen.
    Vali spielte eine Weile mit

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