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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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hatte sich der Krankheit oder der Verzauberung seines Geistes widersetzt und gesiegt. Es gab einen Rückweg zu Adisla.
    Die Männer rannten eine Weile und blieben schließlich stehen, drehten sich um und erkannten, dass er sie nicht verfolgte. Sie redeten miteinander, und nun konnte Vali erkennen, dass sie sich abermals stritten. Er witterte ihre Anspannung im Wind. Dann ging einer zum Meer und zu der fernen Insel, während der andere das Rentier rief und einfing. Aus einem Packen, den er auf dem Rücken trug, zog er etwas, das an eine große Schale erinnerte. Er ließ das Tier los und kehrte zu Vali zurück.
    Vali spürte nichts, als der Mann sich vorsichtig näherte und dabei auf seine Trommel schlug, oder jedenfalls nicht mehr als beim Anblick von Himmel und Meer. Der Rhythmus war anders als jener, der Vali zu diesem Ort geführt und sich dann verflüchtigt hatte, nachdem er in der Höhle angelangt war. Dieser Takt war langsam und gemessen und wurde von einem kraftvollen Singsang begleitet. Vali roch Angst, zugleich aber auch Aufregung. Der Mann kam näher und blieb unterhalb der Höhle vor dem Geröllhang stehen. Von dort aus starrte er Vali lange an, schlug die Trommel und winkte Vali.
    Das alles bedeutete Vali überhaupt nichts. Er war in sich selbst versunken und hielt die Tür zum Schlachthaus seiner Gedanken fest geschlossen. Der Drang war völlig klar – diesen Narren da unten essen, danach seinen Begleiter jagen und mit ihm das Gleiche tun. Diesem Impuls würde er jedoch nicht nachgeben. Warum nicht? Er hatte den Grund vergessen, wusste aber noch, dass es wichtig war, sich zu beherrschen. Vali hörte den Herzschlag des Trommlers und spürte den Blutstrom in dessen Körper, konnte den Mann beinahe in der Luft schmecken.
    Der Atem des Mannes war heiß vor Aufregung, sein Körper dünstete Angst aus. Das Trommeln näherte sich dem Höhepunkt, er hämmerte wie wild auf das Trommelfell ein, ließ einen letzten kräftigen Schlag folgen, warf vor Vali den Stock auf den Boden und blickte ihn herausfordernd und erwartungsvoll an. Dann veränderte sich seine Miene. Der Zauber hatte nicht funktioniert. Vali, jetzt wieder eher Wolf als Wolfsmann, riss ihm das Herz heraus.

42
     

Der Erfolg des Zauberers
    P anik ging auf dem Felsen um. Die ruhenden Noaidis versuchten, den anderen zu helfen, die noch im Bann der Trommeln und des Singsangs gefangen waren. Einige kamen sofort zu sich, andere erwachten überhaupt nicht und blieben ihrem Schicksal überlassen, als ihre Brüder das bisschen Schutz suchten, das ihnen die Insel zu bieten hatte.
    Lieaibolmmai lag verborgen im dunklen Eingang der Höhle, suchte in den Fellen nach seinem kleinen Messer und beobachtete das Ungeheuer. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als es die Hinterpfoten durch die Brust des Noaidi mit der Vogelmaske stieß.
    Das riesige Wesen war garstig anzuschauen. Der schwarze Wolfskopf mit den grünen Smaragdaugen saß auf einem Körper, der ein missgestaltetes Zwischending zwischen einem Mann und einem Wolf war, wenngleich dreimal so hoch wie der größte Mann, den Lieaibolmmai jemals gesehen hatte. Das Wesen lief auf allen vieren, die Hinterbeine und das vordere linke Bein glichen denen eines Wolfs, der rechte Arm, mit dem er die Noaidis zerfetzt und zerschmettert und in seine alles zermalmenden Kiefer gezerrt hatte, entsprach einem ungeheuer großen Menschen.
    Die Zauberer waren völlig überrascht worden. Einige hackten mit den Messern nach dem Wesen, manche warfen mit Steinen, ein paar schossen mit ihren kleinen Bogen Pfeile ab. Die meisten rannten zu den Booten, um zu fliehen.
    Lieaibolmmai dachte angestrengt nach. Hatte er den Wolf nicht gebunden? Er hatte ihn im Traum aufgesucht, ihn mit den Trommeln gerufen, ihn zur Höhle dirigiert und all die Magie gewirkt, die ihm die Runen offenbart hatten. Er hatte auch das Mädchen mit dem Wolf reden hören und war sicher, dass sie einander bekannt und füreinander wichtig waren. Und war der Wolf nicht auch in genau der Gestalt erschienen, die er in seinen Träumen vorhergesehen hatte? Was also war dieses Wesen?
    Wo er lag, verlor er die Kontrolle über seine Blase. Er musste sich zusammenreißen und gründlich nachdenken.
    Dann begriff er, dass man ihn getäuscht hatte. Irgendwie hatte ihn die Göttin hereingelegt. Er hatte einen Wolf angelockt, aber nicht den, nach dem er gesucht hatte. Trotzdem hatte er dessen Geist berührt, war mit ihm durch die weite Finsternis der Berge gelaufen, hatte seine Freude

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