Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
Vom Netzwerk:
hatte angenommen, ihr Beispiel würde ihn ermutigen. Hatte sie sich geirrt? Sie lauschte ihrem eigenen Atem, um sich zu vergewissern, dass tatsächlich die Zeit verging, und dass die Ewigkeit, die sie spürte, in Wahrheit nicht länger als einige Herzschläge dauerte. Feileg tauchte nicht auf.
    Schließlich überlegte sie, was sie nun tun sollte. Am besten, sie kehrte zur Oberfläche zurück. Während sie nach dem Seil tastete, sagte sie sich, dass es dieses Mal leichter würde, denn sie wusste, wie lang der Tunnel war. Sie packte das Seil und zog prüfend daran. Ja, es war noch am anderen Ende festgebunden. Also konnte sie sich durchhangeln. Dann dachte sie an Vali, der verzaubert und gefangen in der Grube hockte. Feileg war anscheinend nicht fähig, durch den Tunnel hierherzugelangen, und es bestanden kaum Aussichten, einen anderen Zugang zu den Hexenhöhlen zu finden.
    Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Wenn Feileg nun im Tunnel ertrunken war? Würde ihr sein Leichnam den Weg versperren? Erschrocken und verängstigt bemühte sie sich, ruhig nachzudenken. Dies war die Trollwand, und die Hexen waren unzähligen Helden zum Verhängnis geworden. Wer konnte da behaupten, ausgerechnet Feileg würde verschont bleiben? Um Valis willen musste sie ohne ihn weitergehen.
    Adisla raffte sich auf und durchsuchte die Toten, weil sie hoffte, eine Lampe zu entdecken, doch sie fand nur die Amulette, die sie um die Hälse trugen. Eines davon nahm sie an sich. Es hatte dem Kind nichts genützt, aber vielleicht half es ihr. Als sie an den Kleinen vorbeikroch, schürfte sie sich auf dem Boden die Knie auf. Egal, daran würde sie sich gewöhnen. Sobald sie sicher war, dass sie die Leichen hinter sich gelassen hatte, schlug sie wieder den Feuerstein an und erkannte im kurzen Blitzen einen Gang, der nach unten führte. Sie folgte ihm ein Stück und schlug abermals einen Funken, um sich umzusehen. Viel erwartete sie nicht, aber vielleicht konnte sie wenigstens rechtzeitig abschüssige Stellen, niedrige Decken oder Löcher im Boden erkennen. Vorsichtig tastete sie sich weiter. Es war mühsam und ging quälend langsam.
    Sie hoffte inständig, Feileg bald wiederzufinden. Er hatte ihr gesagt, er hätte in den Hügeln große Schätze gelagert. Feileg war naiv und ganz bestimmt nicht so hinterhältig, in dieser Beziehung zu lügen. Wenn er sagte, dass er einen Schatz besaß, dann besaß er auch einen. Diese Reichtümer konnte sie einsetzen, um mit den Hexen zu verhandeln, damit sie ihre Magie benutzten und Vali seine menschliche Gestalt zurückgaben. Sie konnte versprechen, den Schatz später zu liefern. Doch wie viel war das Wort einer Frau schon wert? Auch dabei wäre Feileg nützlich: Den Schwur eines Kriegers würden sie eher annehmen.
    Sie schob jeden Gedanken beiseite, der tiefer ging. Solange sie zurückdenken konnte, hatte sie immer nur Vali geliebt. Jetzt hatte sie Angst vor ihm, während Feileg ihr mit seiner Ehrlichkeit und Freundlichkeit die Möglichkeit bot, abseits der Angelegenheiten von Königen und Hexern ein einfaches Leben zu führen. Adislas Liebe für Vali hatte sie verschlungen, sie selbst und Feileg, ihre Mutter und alles andere. Wäre diese Liebe nicht gewesen, dann wären die Dänen gar nicht erst gekommen, und ihre Mutter und der kleine Manni würden noch leben. Doch egal, was noch geschehen würde, sie konnte den Prinzen nicht im Stich lassen.
    Herzensangelegenheiten musste man im Sonnenschein und an der frischen Luft klären. In den Tunneln der Trollwand hatte sie Dringenderes zu tun. Eine solche Dunkelheit hatte Adisla noch nie erlebt. Sie schien ihr körperlich greifbar wie ein Untier, das sie zu ersticken drohte. Ihr Feuerstein war ein kleiner Dorn, den sie ihm in den Bauch stieß, damit es sich vorübergehend zurückzog, ehe die schwere Last wieder auf sie drückte.
    Wie konnte sie eine Hexe rufen? Was sollte sie sagen? Adisla wusste sich keinen Rat. Zuerst einmal brauchte sie wohl Licht. Auf dem Boden des Ganges fand sie reichlich Abfall. Früher oder später musste sie doch auf eine Lampe stoßen. Kaum zu glauben, dass die toten Kinder, die sie gefunden hatte, ihr ganzes Leben in völliger Dunkelheit verbracht hatten.
    So kroch sie weiter. Irgendwann waren ihre Finger taub vom Anschlagen des Feuersteins. Am Ende eines schmalen Durchgangs ließen Decke und Boden nur noch einen kleinen Spalt frei. Sie kroch weiter und schob Kopf und Arme hinein. Als sie den Feuerstein anschlug, hätte sie ihn vor Schreck

Weitere Kostenlose Bücher