Wolfskrieger: Roman (German Edition)
ihn stets gefragt, wo denn der Ruhm bei diesen Plänen bliebe.
»Deshalb bin ich nicht gekommen.«
»Was willst du dann?«
»Du musst mich aus der Verlobung mit deiner Tochter entlassen. Ich bin nicht der Schwiegersohn, den du haben willst, und die Rygir haben einen besseren und stärkeren Prinzen als mich verdient.«
Gabelbart schnaubte. »Da hast du Recht, mein Sohn.«
Valis Herz setzte beinahe aus.
Der König hob den Bart und leckte die Suppe davon ab. Er dachte einen Moment nach.
»Aber vergiss es. Wenn ich dich entlasse, wird es zu viele unschöne Fragen geben – die Hälfte der Könige an der Küste wird glauben, ich plante einen Angriff auf Authun. Noch schlimmer, er könnte es sogar selbst glauben, und er ist ja geradezu auf den Krieg versessen. Ist es nicht so, Burschen?« Wieder stimmte ihm ein Leibwächter zu.
»Mein Vater wird gewiss nicht beleidigt sein, und er hat seit zehn Jahren kein Schwert mehr in die Hand genommen.« Obwohl Gabelbart nicht viel auf Förmlichkeiten hielt, antwortete Vali ihm instinktiv in der Hochsprache.
»Viel zu lange für einen Mann wie ihn«, erwiderte Gabelbart. »Ich sag dir was, mein Junge. Wenn ich einen Weg fände, die Heirat zu verhindern, dann würde ich es tun. Deine Kinder werden Schwächlinge, aber was will man machen? «
»Suche dir einen anderen Prinzen, Herr.«
Gabelbart schüttelte den Kopf. »Das würde deinem alten Vater nicht gefallen«, entgegnete er, »aber vielleicht gibt es ja wirklich einen Ausweg. Hogni, komm her.«
Der junge Mann mit dem Seidenhemd trat vor und verneigte sich vor Vali und Gabelbart.
»Hogni, Sohn des Morthi«, stellte er sich vor. »Botschafter von König Authun.«
Also hatte Vali ihn tatsächlich schon einmal an Authuns Hof gesehen.
»Berichte dem Prinzen, was sein Vater gesagt hat.«
Noch einmal verneigte sich der Mann und blickte ein wenig unschlüssig in die Runde.
»Nur zu«, ermunterte Gabelbart ihn. »Ohne meine Erlaubnis wird hier niemandem der Kopf abgeschlagen. Ich habe dich aufgefordert zu sprechen, also sage ihm, was Authun dir aufgetragen hat. Wenn der Prinz deshalb einen Streit vom Zaun brechen will, dann soll er sich mit mir streiten, aber so viel Ärger will er gar nicht haben, das kann ich dir versichern.«
»Genau«, stimmte ein Leibwächter zu.
Hogni blickte zu Gabelbart und wandte sich mit präzisen Worten und höchst förmlich an Vali. »Erhabener König Gabelbart, Schrecken des Südens, mächtiger Kämpfer in der Schlacht und Herr der Rygir, wisse, dass es mein Wunsch ist, meinen Sohn aus seinem müßigen, gemächlichen Leben aufzurütteln. Aus Berichten erfuhr ich, dass er die Waffen, die Beratungen in der Halle und die Raubzüge verschmäht und sich lieber mit Frauen abgibt. Nun soll er sich bewähren. Das Land im Norden unserer Königreiche wird von Räubern heimgesucht. Handelsleute, Schäfer und Bauern fürchten die Angriffe der wilden Männer, die sich in den Trollbergen herumtreiben. Anscheinend sind diese Männer Wölfe, oder sie sind Zauberer, die in der Gestalt mächtiger Tiere blutrünstig und boshaft über alles herfallen, was ihren Weg kreuzt. Sie sollen unverwundbar für gewöhnliche Waffen und voller Mordlust sein. Sieben meiner eigenen Männer sind gestorben, als sie versucht haben, diese Plage auszurotten. Mein Sohn wird dir noch vor Mittsommer den Kopf von einem dieser Ungeheuer bringen. Für den Fall, dass er es nicht tut, überlasse ich es dir, ihn auf angemessene Weise zu bestrafen.«
Vali blickte zwischen dem Boten und Gabelbart hin und her.
»Was soll das? Und warum gerade jetzt?«
»Wer bist du, dass du solche Fragen stellen dürftest?«
Vali überging die feindselige Antwort. »Es ändert nichts an meiner Bitte. Entlasse mich aus dem Bund mit deiner Tochter und erlaube Adisla, mich zu heiraten, oder verbiete ihr wenigstens, jemand anderen zu heiraten.«
Gabelbart betrachtete die Deckenbalken. »Das Bauernmädchen macht mir mehr Ärger als sonst etwas im Leben. Sogar mit den verdammten Dänen habe ich weniger Schwierigkeiten als mit ihr!« Er starrte wieder Vali an. »Kehre mit dem Kopf eines Wolfsmannes zurück – nein, noch besser, bringe gleich den ganzen Mann mit –, oder deine Adisla wird zum Sommerblöt Odins Braut werden. Dem Gott zu Gefallen soll sie an diesem Opfertag hängen.«
Vali erbleichte.
Die Ernennung einer Braut Odins war ein Brauch, der in den einzelnen Königreichen so gut wie nie gefeiert wurde. Vali hatte zwar gehört, dass es Menschenopfer
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