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Wolfslegende

Wolfslegende

Titel: Wolfslegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Mond hatte ihn, vermischt mit der Magie, die ihm selbst zueigen war, wieder zurück zur Erde geschleudert. In andere Hirne. Mehr als dreihundertfünfzig. Viel, viel mehr .
    Eine Armee von »Schläfern« hatte den Weckimpuls empfangen. An welchem Fleck des Erdballs sich seine Soldaten auch befunden haben mochten, der Ruf hatte sie erreicht. Er hatte das tief in ihnen Schlummernde entfesselt und sie wissen lassen, wohin sie eilen sollten. Unverzüglich. Unaufhaltsam.
    Dorthin, wohin auch ich mich wenden werde, dachte der Teufel. Und wo ich den Anführer meiner Soldatenschaft ernenne.
    Er hob die Hand und strich über das fiebrig heiße Gesicht des ihm am nächsten stehenden Mannes, aus dessen Mund sich ein seliger Ton löste. Sein Blick war in den Himmel gerichtet, wo sich allmählich die blutigen Schleier verzogen.
    Auch hinter Gabriel geschah das Erwartete: Das kurzlebige, wahre Stonehenge begann wieder zu verblassen, wieder zurückzustürzen in frühere, längst vergangene Zeiten.
    Damals, dachte Gabriel, als der erste Wolf entstand. Der erste MenschWolf ...
    Einen Moment lang hatte es den Anschein, als wollten seine Gedanken ins ferne Gestern schweifen und dort verweilen. Aber das Gebrabbel derer, die nun nach und nach dem Bann entglitten, der den Kreis zusammengehalten hatte, erstickte die Verlockung, in Erinnerung zu schwelgen. Der Erinnerung eines seiner Vorgänger.
    Ich bin die Summe vieler.
    Seit es ihm gelungen war, die Höllenpforte im Monte Cargano für kurze Zeit zu öffnen, war er sich seiner eigenen Bedeutung und Identität ganz und gar bewußt geworden. Als ahnungsloses und nach Antworten hungerndes Kind war er geboren worden. Und lange hatte er selbst nicht geahnt, wessen Sohn, wessen Gesandter er war.
    Inzwischen waren jegliche Zweifel verschwunden und die Macht in Gabriel zur vollen Blüte gereift. Dem Vater jenseits der Schwelle war es schwergefallen, sich nach der vernichtenden Niederlage im Jahre 1666 gegen den Erzengel Michael in einem neuen Körper diesseits zu etablieren. Frühere Inkarnationen waren sich ihrer Aufgabe und Herkunft stets sofort und ohne Einschränkung bewußt gewesen.
    Gabriel nicht. Gabriel hatte erst die Hölle auf Erden durchwandern müssen, ehe die Hölle in ihm an die Oberfläche kam. Nun aber sammelte er Verbündete, schloß er Pakte. Und erweckte er Armeen, die andere seiner Art im Laufe ihres Wirkens rekrutiert hatten ...
    Als er das nächste Mal hinter sich blickte, erhob sich wieder der vom Zahn der Zeit zerstörte Kromlech in der Dunkelheit.
    Aller Zauber war verflogen.
    Am Horizont kündete bereits ein erster Silberstreif vom neuen Tag.
    Der dritte Ring zerfiel nun völlig, und überall krabbelten Menschen wie stumpfsinnige Käfer durchs Gras. Bald würden sie eingesammelt und dorthin zurückverfrachtet werden, von wo sie geflohen waren.
    Gabriel verschwendete keinen Blick mehr auf sie. Sie hatten ihre Schuldigkeit getan, und auf ihn wartete bereits die nächste Herausforderung, der nächsten Schritt zum großen Ziel.
    Ob Landru die Archonten bereits aus ihrem Kerker befreit hatte?
    Es hätte nur eines Gedankens bedurft, um sich dorthin zu wenden und es herauszufinden. Doch Gabriel zog es zu einem anderen Ort.
    Um seinen sehnigen Körper und das unbehaarte Geschlecht woben sich Schatten, die die Illusion von Kleidung formten, wie sie dort üblich war, wohin er sich nun beruhigt wenden konnte. Auf den unsichtbaren Schwingen, die sein höllischer Vater ihm für die Dauer seines hiesigen Aufenthalts geschenkt hatte .
    *
    Jerusalem
    Durch die engen Gassen irrte ein Monster. Frühlicht fiel auf sein glänzendes Fell. Belebte Straßen mied es, obgleich die Gier es drängte, sich gerade dorthin zu begeben und in Blut zu baden.
    Als unmittelbar vor ihm eine Gestalt aus einem Hauseingang trat, warf sich das Ungetüm ohne Zögern zähnefletschend auf den kleinen fetten Mann, dem sein Schweißgeruch vorauseilte. Sie stürzten beide auf das harte Pflaster. Der Mann schrie. Im Liegen schlug und trat er um sich. Bis das Monster ihm die Kehle durchbiß. Eine messerscharfe Kralle schlitzte ihm Anzug und Brust im selben Streich auf.
    Da krachte ein Schuß. Die Kugel hackte in die Schulter des Monsters, das aufheulte und herumwirbelte. Aus einem Fenster des Nachbarhauses ragte ein Gewehrlauf. Als das Ungetüm seinen Blick dorthin lenkte, verschwanden die Waffe und die Fäuste, die sie gehalten hatten.
    Aber der Rückzug erfolgte zu spät.
    Das Monster reagierte sofort. Es wandte sich

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