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Wolfslegende

Wolfslegende

Titel: Wolfslegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Jerusalem. Aus aller Herren Länder eilen sie herbei, meine Soldaten . und könntest du dir einen absurderen Kreuzzug vorstellen?«
    Stumm tastete Nona dorthin, wo ihr Blut aus der Schulterwunde strömte.
    Gabriel beugte sich herab und legte kommentarlos die Hand auf ihre Verletzung. Nona wollte es sich verbitten, doch er war schneller als jeder Protest. Schwarz und heiß schlug ein Blitz in sie ein. Eine Weile hatte sie das Gefühl, als würde das bleierne Projektil in ihrem Fleisch unter der Gewalt dieses Feuers einfach verdampfen, ohne das umliegende Gewebe anzugreifen. Danach gab es keine Wunde mehr, nicht einmal eine Narbe.
    Nona verspürte den unwiderstehlichen Drang, sich zu erheben. Gabriel ließ es zu.
    Oder hatte er es ihr befohlen?
    »Du willst es mir wirklich sagen, wie wir Werwölfe entstanden sind? Was die Ursache unserer Verdammnis ist?«
    »Warum nicht?«
    Nona fand kein Mittel gegen die Traurigkeit, die ganz plötzlich und hemmungslos wieder in ihr zu toben begann. Das tiefe Bedauern, daß ihr Geliebter Landru erst hatte sterben müssen, ehe sie nun Antwort auf die brennendste ihrer Fragen erhalten würde.
    Würde sie?
    »Hast du nicht erst behauptet, ich könnte die Wahrheit gar nicht ertragen?« fragte sie den Teufel. »Ich würde nicht weiterleben wollen mit dem Wissen um die Ursprünge meiner Art?«
    Gabriel lächelte sein Lächeln ohne jede Milde, ohne jedes Gefühl. »Ich habe die volle Wahrheit gesagt. Du wirst danach nicht mehr weiterleben wollen - aber du wirst es müssen.«
    Sein Blick durchdrang sie, als könnte er in ihr lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch.
    Dann nahm er sie behutsam, fast zärtlich, bei der Hand und zog sie mit sich fort.
    An den Ort, an dem alles begonnen hatte. In ferner Zeit .
    * . .. ZZZUUUWWW!
    Es war so hell wie dort, woher sie gerade kamen. Aber diese Helligkeit hatte andere Farben, andere Düfte, andere Formen.
    »Wo sind wir?« fragte Nona.
    Gabriels Finger umfaßten noch ihr Handgelenk. Es war ein Symbol: Ich bin in seiner Hand, dachte die Wolfsfrau. Ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Chiyoda, Makootemane und Esben Storm waren nicht, wie in Yu-katan, auf den Plan getreten, um sie aus der prekären Situation zu erretten. Vielleicht auch deshalb nicht, weil sie es nicht hatten riskieren wollen, einen Gegner von Gabriels Format auf sich aufmerksam zu machen .
    In Satans Nähe hatte Nona keine Mühe, den Wolf unter ihrer Haut zu halten, den Werwolf, der sich in Jerusalem wie tollwütig gebärdet hatte. Aber er blieb präsent, lauerte unter einem allzu leicht verletzbaren Make-up auf die nächste sich bietende Gelegenheit, wieder hervorzubrechen, neues Blut zu vergießen, Leid und Angst zu verbreiten!
    »Du wirst bald selbst am besten wissen, wann und wo du es dir leisten kannst, über die Stränge zu schlagen und dein wahres Gesicht preiszugeben«, sagte Gabriel, als hätte er ... nein, Nona war sicher, daß er ihre Gedanken gelesen hatte.
    »Wo sind wir hier?« Nona befreite sich aus der Fessel, die seine Hand geformt hatte, und sah sich um. Unmittelbar vor ihr gähnte ein Abgrund, und in der Tiefe brandeten türkis leuchtende Wellen gegen die Uferklippen. Hinter ihr erstreckte sich ein lichter Zypressenwald, dazwischen Ruinen, zwischen denen Menschen liefen. Touristen, die Nona und Gabriel so wenig Beachtung schenkten, als wären sie gar nicht existent.
    Vielleicht sind wir es tatsächlich nicht. Für sie, dachte die Werwölfin. Da sie weitgereist war, erkannte sie sofort hellenische Einflüsse an den zerfallenen Bauten.
    »Griechenland ... Eine der Inseln ...?«
    »Fast«, sagte Gabriel. Er wies den Küstenverlauf hinauf und sagte: »Dort, genau dort erhob sich einst der eherne Riese Talos. Er wachte über Kreta.«
    »Kreta gehört zu Griechenland.«
    »Damals nicht. Damals war diese Insel ein souveräner und übermächtiger Gegner für das angrenzende Festland. Athen war den Kretern zu Tribut verpflichtet. Bis -«
    Nona verzog das Gesicht. »Die Sage von König Minos und seinem Reich . Sind wir wieder nur zusammen, damit du mir ein neues Märchen auftischen kannst? Was sollte dieser Ort mit mir zu tun haben?«
    Gabriel blickte sie kurz an, ließ dann aber seinen Blick weit ins Landesinnere schweifen. Dabei erweckte er den Eindruck, als könnte er bedeutend mehr - und anderes - sehen, als sich Nona offenbarte.
    »Mehr, als du ahnst. Hier begann alles«, sinnierte er schließlich, so düster und weltentrückt, als rufe er unentwegt Informationen aus

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