Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
sie aufgeregt hatte. »Ist also noch ein Stückchen weiter …«, flüsterte sie Koon lächelnd zu. »Aber in welche Richtung müssen wir jetzt?«, überlegte sie verzweifelt. »Wie kommen wir jetzt bloß zu Shila und deiner kleinen Kyra?«
Ratlos sah sie Koon an, der sie mit aufmerksamen Augen betrachtete.
»Natürlich!«, rief sie lachend. Hoffnungsvoll ließ sie sich vor Koon auf die Knie fallen und zog ihn ganz nah zu sich heran, dann blickte sie ihm geradewegs in seine grünen Knopfaugen. »Hoffentlich war der Gedanke, dass er mich versteht, nicht nur Einbildung …« , dachte sie bange bei sich.
»Also, Koon, ich brauche jetzt deine Hilfe! Hörst du?«, flüsterte sie ihm zu.
Sofort stellten sich Koons Ohren auf, und er winselte leise.
Tikia nahm dies als Zeichen, dass er sie verstand, und fuhr erleichtert fort: »Erinnerst du dich noch an Kyra? Kennst duihren Geruch noch? Dann finde sie!«, befahl Tikia eindringlich. »Führe uns zu Kyra und Shila!«
Koon richtete sich auf, reckte seine Schnauze gen Himmel und sog schnaubend Luft durch seine Nase.
Nach einiger Zeit blickte er erneut zu Tikia, jaulte kurz auf und lief dann kurzerhand gen Westen.
»Warte!«, rief Tikia leise und rannte dem Wolf eiligst hinterher.
Nach einigen Hundert Metern und einigen kurzen Pausen, in denen Koon die Fährte wieder aufnehmen musste, erreichten die beiden völlig außer Puste einen prächtigen, reich verzierten Blumengarten, in dessen Mitte ein wunderschönes Haus stand. Beeindruckt betrachtete Tikia das Anwesen, das sich vor ihr befand.
»Hier wohnt Shila?«, hauchte sie fasziniert. »In diesem Märchenhaus?«
»Wenn ich hier wohnen könnte …« , seufzte sie. »Aber das ist unmöglich. Ich kann mich schon glücklich schätzen, wenn sie mir für eine Nacht Obdach bietet« , rief sie sich selbst zur Vernunft.
Laut seufzend sah sie sich nach Koon um und musste mit Schrecken feststellen, dass sich Koon seelenruhig in einem der wunderschön arrangierten Blumenbeete austobte.
»Koon! Komm sofort her!«, rief sie barsch und eilte zu Koon, der sich bereits aufgerichtet hatte und mit beschämt an den Kopf angelegten Ohren zu seiner Herrin schlich.
Lächelnd schaute sie auf den leise um Vergebung winselnden Wolf hinab. »Ach Koon …«, seufzte Tikia und kraulte den Wolf hinterm Ohr. »Auf dich kann man einfach nicht lange wütend sein. Nun komm, mein Guter!«, flüsterte sie liebevoll und ging mit ihm den Blumenpfad entlang zum Eingang.
Dort angekommen, atmete Tikia noch einmal tief durch und klopfte dann laut gegen die eichene Haustür von Shilas Anwesen. Koon jaulte auf und kratzte an der Tür, in der Hoffnung, sich auf diese Weise Einlass zu verschaffen.
»Nicht, Koon!«, rief Tikia ihn jedoch schnell zur Ordnung, und winselnd legte er sich auf der Treppe nieder. Lange blieb er jedoch nicht ruhig, denn kurz darauf spitzte er seine Ohren bereits wieder und schlich sich leise heran. Von der anderen Seite erklang ebenfalls ein leises Winseln.
»Also, wenn Shila mein Klopfen nicht gehört hat, hört sie nun sicher das sehnsüchtige Winseln dieser beiden Turteltäubchen« , schmunzelte Tikia belustigt.
Und tatsächlich. Kurz darauf hörte man schlurfende Schritte, die zur Tür kamen, und eine müde Shila, die ihre Hündin zur Ordnung rief.
Zögernd klopfte Tikia erneut, und Shila machte ihr schlaftrunken auf. »Ja bitte? Sie wünschen?«, hauchte sie müde.
KAPITEL 15
Ein neues Zuhause?
Verlegen sah Tikia sie an und spürte, dass sie rot wurde. »Ich bin’s …«, sagte sie zögernd, »Tikia!« Und trat ins Licht des Hausflurs, damit Shila sie erkennen konnte.
Augenblicklich war Shila hellwach und riss die Tür weit auf, was Kyra endlich ermöglichte, ihren geliebten Koon freudig zu begrüßen.
»Ist dir was zugestoßen?«, rief Shila erschrocken, zog Tikia kurzerhand ins Haus und pfiff Koon und Kyra ebenfalls hinein.
»Ich …«, begann Tikia, doch sie kam gar nicht dazu, ihren Satz zu beenden, denn schon fand sie sich in einer riesigen Küche wieder und musste all diese neuartigen Dinge erst einmal bestaunen, bevor sie mit ihrem Vortrag fortfahren konnte.
Shila hielt ihr besorgt einen Stuhl hin, und Tikia setzte sich gedankenverloren. »Ich muss träumen« , dachte sie.
»Tikia!«, sagte Shila laut, und Tikia wandte sich ihr wieder zu.
»Ja?«
» Was ist passiert?«, fragte Shila.
Tikia sah Shila lange in die Augen, sah, wie besorgt sie um sie war, dann brach alles aus ihr heraus. Sie erzählte von
Weitere Kostenlose Bücher