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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Braun
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Kenzô erwiderte den Blick angsterfüllt.
    Mit einem Schnauben ließ Koon von Kenzô ab und lief die Treppe hoch.
    Kenzô richtete sich nach einer Weile verwundert auf und blickte nach oben, wo der große Wolf mit hochgerecktem Schwanz auf ihn herunterblickte.
    Kenzô sah ihn sprachlos an, und Koon erwiderte den Blick mit seinen tiefgründigen grünen Augen, dann trabte er den Flur entlang zu Tikias neuem Zimmer.
    Kenzô blickte noch eine Zeit lang auf das Treppengeländer, bevor er behutsam aufstand und sich den herunterperlenden Schweiß von der Stirn wischte. Kopfschüttelnd sah er zum Treppengeländer hoch. »Ich glaub’s nicht …«, keuchte er fassungslos. »Warum hat er mich nicht umgebracht? Ich war ihm doch ausgeliefert!«
    »Er hat dich bloß gewarnt …«, kam es ihm in den Sinn. »Er wollte dir eine Lektion dafür erteilen, dass du Tikia verletzt hast.«
    Kenzô hing noch lange diesem Gedanken nach und verdrängte ihn erst, als er vor der Haustür seines Freundes Tenzing ankam und zitternd die Klingel betätigte.

KAPITEL 23
Schmerzvolle Erinnerungen
    Tikia lag derweil weinend auf dem großen Himmelbett und schluchzte hemmungslos in ihr Kissen.
    Koon legte seine struppige Pfote auf die goldene Klinke und zog sie nach unten. Dann stupste er die Eichentür vorsichtig mit seiner Schnauze auf und trabte langsam zu Tikia hin.
    Schluchzend machte Tikia ihm Platz und fiel dem Wolf traurig um den Hals. »Warum tut er mir so weh? Warum sagt er so furchtbare Dinge zu mir?«
    Winselnd drückte Koon sich fester an Tikia.
    »Ich dachte, er mag mich …«, schluchzte sie verzweifelt. »Ich dachte, ich hätte endlich ein schönes Zuhause gefunden …«
    Aufschluchzend ließ sie sich wieder aufs Bett fallen und vergrub den Kopf in ihrem Kissen.
    »Ich habe alles verloren, Großvater« , dachte sie verzweifelt. »Ich dachte, ich könnte endlich glücklich werden, und jetzt? Ich wünschte, du wärst hier …«
    Ein stechender Schmerz legte sich auf ihre Brust und schnürte ihr die Kehle zu. Das unheilvolle Jaulen in ihrem Kopf schwoll wieder an, und zum ersten Mal seit langer Zeithörte sie noch ein anderes Geräusch, das sich damals schrill unter das Jaulen gemischt hatte. »Nein! Nein!«, japste Tikia hilflos. »Ich will es nicht hören, bitte nicht!« Verzweifelt hielt sie sich mit beiden Händen die Ohren zu, doch das Geräusch in ihrem Kopf wurde stärker, deutlicher, lauter. Es schwoll zu einem markerschütternden, verzweifelten Schrei an. Ihr Unterbewusstsein tauchte in die Vergangenheit und machte aus ihr wieder das kleine ängstliche Mädchen, das damals von den Schreien der Mutter geweckt worden war.
    »Mutter …?«, hatte sie ängstlich gerufen, doch ihre Mutter war nicht wie sonst sofort zu ihr gekommen.
    »Kerû! Wölfe! Kerû!!!«, hatte Tikias Mutter grell geschrien.
    Sie hörte ihren Vater aufschreien, dann dumpfe Gewehrschüsse.
    Wie erstarrt hatte sie in ihrem Bett gelegen und gebannt in die Dunkelheit gestarrt.
    »Es sind zu viele! Ich krieg sie nicht …«, hörte sie ihren Vater zwischen den einzelnen Gewehrschüssen fluchen.
    Langsam richtete Tikia sich auf. Vorsichtig öffnete sie ihre Tür einen Spaltbreit und schaute die kleine Holztreppe hinab zur Küche.
    Ihre Mutter stand ängstlich gegen den Türrahmen gepresst und zitterte am ganzen Körper.
    Tikia ließ ihren Blick durch den Flur schweifen.
    Ihre Katze! Wo war ihre Katze?
    Dann sah sie diese. Unter dem großen offenen Fenster auf der anderen Seite des Flurs, in dem Maul eines schwarzen Wolfs. Tikia schlug die Hände vor ihren Mund, sank langsam auf die Knie und starrte auf das leblose rote Fellbündel im Maul des Wolfes.
    Der Wolf ließ die Katze jetzt auf den Boden fallen und näherte sich Tikias Mutter.
    Tikia sah allem bewegungslos zu. Sie wollte schreien, ihre Mutter warnen, doch die Angst und der Schock hatten sie innerlich gelähmt und ihr die Kehle zugeschnürt.
    Der Wolf war jetzt unmittelbar hinter ihrer Mutter und setzte knurrend zum Sprung an. Tikias Mutter drehte sich langsam um, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Wolf. Der Wolf jaulte mordlustig und fletschte die Zähne.
    »Kerû …«, schrie ihre Mutter nun schrill, schon hörte Tikia seine dunkle Stimme durch den Flur hallen.
    »Zur Seite, Mikû! Schnell!«, schrie er verzweifelt.
    Doch der Wolf hatte bereits zum Sprung angesetzt, sprang Mikû an und verbiss sich in ihrem Hals.
    »Mikû!!!«
    Doch sie stürzte nach hinten, und ihre Augen waren weit

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