Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
heftig angeschrien, dass sie zu weinen anfing?«
»Ja«, murmelte Kenzô verlegen. »Das tut mir noch heute leid!«
»Und erinnerst du dich auch noch an Kyras Reaktion?«
Kenzô musste lachen. »Ja! Sie hat mich wie ’ne Verrückte angebellt und ist eine Weile überhaupt nicht mehr zu mir gekommen!«
»Nun, sie hat ihr Frauchen beschützt, und Koon hat dasselbe getan!«
Lächelnd erhob Kenzô sich und ging zu seinem Freund hinüber. »Kleiner! Das ist ein Wolf! Und keine verwöhnte Hündin wie Kyra!«
Doch Tenzing ließ sich in seiner Theorie nicht beirren. »Soweit ich verstanden habe, ist Koon überaus loyal gegenüberTikia. Deshalb nehme ich an, dass er in ihr eine Art Rudelersatz oder gar eine Anführerin sieht. Oder beides!«, beharrte er.
»Mensch, Tenzing! Das ist ein Wolf! Ein wildes Tier!«
»Wäre er wild gewesen, wärst du jetzt tot!«, sagte Tenzing gelassen und drehte sich zum Fenster um.
Kenzô starrte ihn wütend an. »Darum geht es jetzt nicht! Sie hat ihn auf mich gehetzt! Er hätte mich töten können!«, geiferte er.
»Aber er hat es nicht getan. Sie wusste, dass er es nicht tun würde«, antwortete Tenzing gelassen.
»Bist du neuerdings etwa auf der Seite dieser … dieser …«
»Ich kenne sie doch nicht einmal …«, wandte Tenzing ein. »Aber ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass sie das alles ohne Grund getan hat, denn eigentlich scheint sie ja ein nettes Mädchen zu sein, oder?«
Wütend rammte Kenzô seine Faust gegen die Küchenwand. »Ach, das heißt, ich bin an allem schuld, ja?«, polterte er erzürnt und stürmte aus dem Haus seines Freundes.
Dieser schaute ihm vom Fenster aus nach und schmunzelte. »Dieser Hitzkopf …«, seufzte er.
KAPITEL 25
Schmerzende Seele
»Ach Koon …«, seufzte Tikia. »Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte!«
Koon kuschelte sich leise winselnd an sie.
»Du darfst mich niemals verlassen, hörst du?«, sagte Tikia leise.
Koon sah sie verständnisvoll an und strich mit seiner rauen Zunge über ihr Gesicht.
Beruhigt schloss Tikia die Augen und schlummerte friedlich ein.
Shila hievte derweil schwere Taschen aus dem Auto und schleppte sie zum Haus. Sie zog ihren Schlüssel heraus und schloss die Tür auf. Zufrieden ließ sie die Taschen auf dem Boden nieder. »Tikia!«, rief sie fröhlich. »Tikia! Komm runter!«
Tikia fuhr aus ihrem leichten Schlaf auf und blinzelte verwirrt zu Koon. »Was ist los?«, fragte sie müde.
Koon sprang schwanzwedelnd vom Bett, ging zur Tür und jaulte leise.
»Tikia!«, rief Shila erneut.
»Shila …«, sagte Tikia leise. »Sie ist zurück!« Sie stieg aus dem Bett. »Ich komme!«, rief sie und ging zur Tür. Dabei fielihr Blick auf den großen Wandspiegel. »Oh nein!«, seufzte sie. »Ich sehe ganz verheult aus.«
»Shila darf sich keine Sorgen machen!« , dachte sie entschlossen und ging zuerst ins Badezimmer. »Einen Moment noch!«, rief sie Shila zu und verschwand im Bad. Sorgfältig wusch sie ihr Gesicht und trocknete es mit einem weißen, samtigen Handtuch ab. Der Stoff kitzelte ihre Haut, und sie lächelte vergnügt in den großen Spiegel. »Kaum ist Shila wieder da, geht’s mir wieder richtig gut!«, sagte sie lächelnd. Beruhigt ging sie zur Tür und stieg die Treppen hinunter.
»Da bist du ja!«, rief Shila und zeigte stolz auf die großen Tüten, die sie auf den Tisch gehievt hatte.
»Ist das alles für mich?«, fragte Tikia.
»Ja!«, bestätigte Shila lächelnd.
Tikia stiegen Tränen in die Augen, als sie die weichen Stoffe der eleganten Kleider berührte. Fasziniert zog sie ein wunderschönes rotes Kleid heraus, das im Licht schimmernd glänzte. »Das ist unglaublich …«, hauchte sie.
»Bald findet ein großes Fest hier in unserem kleinen Städtchen statt. Du kannst das Kleid zu diesem Anlass tragen! Es wird dir sicher toll stehen!«, schwärmte Shila begeistert.
»Darf ich es anprobieren?«, fragte Tikia leise.
»Klar!«, antwortete Shila vergnügt. »Nur zu!«
Hastig entledigte Tikia sich ihrer alten Kleider und schlüpfte in das neue.
»Du siehst traumhaft schön aus!«, sagte Shila bewundernd.
Glücklich trat Tikia vor einen der zahlreichen Wandspiegel und musterte sich kritisch. »Das sieht einfach toll aus!«, rief sie und blickte dann verlegen zu Boden.
»Wie kann ich dir jemals danken?«, fragte sie leise.
»Das brauchst du nicht, Kleines! Das ist ein Geschenk!!«
»Danke!«, rief Tikia glücklich, lief zu Shila hin und umarmte sie
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