Wolfslied Roman
Eine Soap? Ich werde mich in kurzer Zeit in eine Bestie verwandeln, Abra. Draußen tobt eine Art Werwolf-Epidemie, die jeden Hund in einen Wolf transformiert, während unser Praxiskater inzwischen möglicherweise die Straßen als Tiger oder Berglöwe unsicher macht.« Er fuhr sich mit der Hand durch seine dichten Haare und gab
erneut ein heiseres Lachen von sich. »Und dann sollten wir natürlich auch das Problem mit den Manitus nicht ganz vergessen. Und da wollen Sie über Pia sprechen?«
»Ich hätte Ihrer Liste noch zwei Dinge hinzuzufügen«, erwiderte ich unbeeindruckt, da mir Magdas Brüder und Lillianas verschmutztes Briefchen an mich einfielen. »Aber trotzdem finde ich, dass wir über Pia reden müssen.«
Malachy bedachte mich mit einem seiner abfälligsten Blicke. »Pia interessiert mich nicht. Sie leidet unter der absurden Vorstellung, in mich verliebt zu sein, weil sie ihre hündische Liebe von Jackie auf mich übertragen hat.«
»Eigentlich meinte ich auch etwas anderes. Ich finde, wir sollten uns darüber unterhalten, ob der mutierte Virenstrang, mit dem Sie Pia infiziert haben, auch die anderen Hunde angesteckt haben könnte.«
Malachy sah für einen Moment etwas kleinlaut drein. »Oh. Ach so. Ja, das könnte durchaus der Fall sein.«
Ehe ich ihm eine weitere Frage stellen konnte, kam Penny an unseren Tisch geeilt. »Also, ihr beiden«, sagte sie und füllte unsere Gläser mit Wasser. »Was möchtet ihr denn heute Schönes? Ich weiß, dass Sie eine Kanne Tee möchten, Malachy. Und dazu vielleicht etwas Leichtes? Eine Quiche mit Ziegenkäse und Tomaten?«
Malachy nickte zufrieden, und Penny wandte ihre Aufmerksamkeit mir zu.
»Kaffee und … nein, kein Kaffee. Wie wäre es stattdessen mit einer frischen kühlen Ingwerlimonade? Und ich bin mir sicher, dass Käsefondue heute genau das Richtige für Sie wäre. Na, wie klingt das?«
»Perfekt«, erwiderte ich. Penny strahlte mich an und eilte dann in die Küche zurück.
»Also, wo waren wir stehengeblieben?«, fragte ich Malachy, der seine Taschen nach Pillen absuchte. »Ach ja. Wir müssen Pia um eine Blutprobe bitten. Es sei denn, Sie haben sie in letzter Zeit getestet.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. In letzter Zeit hat sie sich geweigert, sich von mir untersuchen zu lassen. Ich habe keine Ahnung, was mit ihr los ist. Warum benimmt sie sich so unmöglich?«
»Das ist doch klar. Sie möchte mehr für Sie sein als nur ein medizinisches Experiment.« Und ich weiß sehr gut, wie sie sich fühlt, fügte ich in Gedanken hinzu. Meine Gefühle für Malachy waren zwar nicht romantischer Art, aber auch ich wünschte mir, er würde offen zugeben, dass unsere Beziehung mehr als nur eine berufliche war. Er war in New York mein Mentor gewesen, und da war es nur natürlich, dass ich von ihm als ebenbürtig anerkannt werden wollte. Nein, es war sogar mehr als das: Ich wollte von ihm als eine Seelenverwandte betrachtet werden.
Malachy musterte mich eingehend. »Ich habe das dumpfe Gefühl, dass Sie mir gleich eine Standpauke halten werden. Irgendwelche schwachsinnigen Gemeinplätze über ethische Grundsätze und Respekt für den Einzelnen …«
»Sie haben Pia wie ein Versuchskaninchen behandelt, Malachy.«
»Wie bitte? Als sie noch ein Hund war, habe ich sie als Teil eines Experiments behandelt - das stimmt. Aber als Mensch habe ich ihr eine Stelle in der Praxis angeboten. Was wollen Sie noch?«
Ich zuckte die Achseln. »Ich? Nichts weiter. Pia hingegen scheint etwas anderes von Ihnen gewollt zu haben. Vermutlich Liebe oder zumindest echte Zuneigung.« Ich
musste auf einmal an Red denken und suchte in meiner Handtasche nach dem Handy.
Mein Chef sah mich entsetzt an, als hätte ich ihm vorgeschlagen, er sollte doch mal mit einem Pekinesen einen Zungenkuss austauschen. »Aber sie ist doch noch kaum ein Mensch … Und außerdem ein Kind.«
»Sie ist so menschlich, wie Sie sie gemacht haben«, entgegnete ich. »Und selbst wenn sie in unserer Kultur noch nicht so viele Erfahrungen gesammelt hat, so ist sie biologisch betrachtet doch auf jeden Fall eine ausgewachsene Frau. Letzten Oktober war sie drei, nicht wahr? Das ist für einen Menschen umgerechnet achtundzwanzig. Es sei denn, sie altert in Hundejahren. Altert sie in Hundejahren, Malachy?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte er genervt. »Sie wollen mir damit also sagen, dass ich für Pia die Verantwortung übernehmen soll, weil ich sie in einen Menschen verwandelt habe?«
Ich zog die
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