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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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dem wir die Hunde eingesperrt hatten. Im Inneren des Raumes war lautes Bellen und Jaulen zu hören. Man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass sich die Hunde inzwischen
von niedlichen Schoß- und Sporthunden in wilde Jagdtiere verwandelt hatten.
    Ich hielt die Tür noch einen Moment lang geschlossen und gab Malachy mit dem Kopf ein Zeichen. »Bitte, nach Ihnen, Chef.«
    Er hatte einen seiner üblichen gereizten Gesichtsausdrücke aufgesetzt. »Ich mache keine Scherze, Sie Idiotin. Lassen Sie mich zumindest zuerst auf die Toilette gehen. Oder wollen Sie das auch übernehmen?«
    Mist. Darüber hatten wir nicht gesprochen. »Also gut«, sagte ich und trat zu seiner linken Seite.
    »Ich danke Ihnen aus vollster Blase«, erwiderte er sarkastisch.
    Ach ja, die Briten. Immer direkt, wenn es um solche Dinge ging … Meine Hände, die den Riemen bereits erfasst hatten, hielten inne.
    »Warten Sie … Das ist doch nur ein weiterer Test, nicht wahr?«, wollte ich wissen.
    »Sie testen allmählich meine Geduld, sonst nichts«, zischte er.
    Ich ließ den Riemen geschlossen. Malachy wirkte unnatürlich angespannt, und das kam mir seltsam vor. Ich stellte mir vor, wie ich ermordet in unserer Praxis lag, und zog die Hände zurück. Hier war große Vorsicht geboten!
    »Wie wäre es, wenn ich stattdessen Ihre Hose für Sie öffne?«
    »Das ist doch mal eine gute Idee«, erwiderte er. Seine grünen Augen funkelten gefährlich.
    Aha.
    »Ich dachte, wir hätten noch mehrere Stunden, bevor Sie sich verwandeln.«

    Er runzelte die Stirn und sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Das haben wir auch. Viele Stunden. Also, jetzt sehen wir uns mal die Hunde an.«
    Ich hielt ihm die Tür auf, damit er durchgehen konnte. »Mir kommt da gerade eine Idee«, sagte ich, als er über die Schwelle getreten war.
    Er drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. »Welche denn?«
    Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu und schloss ihn ein.
    Da ist nicht Northside, dachte ich. Das sieht zwar wie Northside aus und ist auch genauso angelegt. Aber in Wahrheit ist es eine brandneue Stadt mit brandneuen Regeln. Was vertraut erscheint, ist das, was einen am leichtesten in eine Falle locken kann. Folge also deinem Bauchgefühl, Abra.
    Warum hatte ich keinen BH angezogen?
    Die Tür erbebte dröhnend, als sich Malachy mit voller Wucht dagegenwarf. »Abra, ich will hier raus!«
    Die Hunde rannten inzwischen frei durchs Zimmer, was ich von der anderen Seite der Tür deutlich hören konnte. Malachy musste es geschafft haben, seine Schuhe auszuziehen und mit den Zehen die Käfige zu öffnen.
    »Drehen Sie nicht durch!«
    Ich selbst versuchte auch, nicht die Nerven zu verlieren, als ich unsere große Praxisschere aus dem Schreibtisch holte und mir damit die Cordhosenbeine in Kniehöhe abschnitt.
    Zwei meiner drei Fragen an Enid hatte ich vergeudet. Aber zumindest hatte mir diese Feen-Großmutter die Fähigkeit gegeben, meinen Instinkten zu vertrauen. Ich stellte
mich nicht mehr infrage. Ich wartete auch nicht mehr darauf, dass mir Malachy eine Erlaubnis erteilte oder dass Red zu meiner Rettung auftauchte. Nein, ich wusste jetzt, was hinter dem Ganzen steckte, und ich wusste auch, was ich zu tun hatte.
    »Lassen Sie mich raus«, bat mich Malachy und klang auf einmal sehr vernünftig. »Dann werde ich Ihnen auch bestimmt nicht kündigen.«
    »Ich ziehe mich gerade um«, rief ich. »Bin gleich bei Ihnen!«
    So schnell ich konnte, wickelte ich zwei breite Hundeleinen überkreuz über meine Brüste, um so eine Art Patronengürtel zu bilden. Dann zog ich mir mein Seidenhemd über.
    »Kommen Sie schon, Abra«, lockte mich mein Chef, wobei er schon wieder ungeduldiger klang. Was auch immer hinter dieser Tür stecken mochte, es besaß jedenfalls Malachys Durchtriebenheit. Ohne den Mondstein wäre ich möglicherweise auf ihn hereingefallen.
    »Noch eine Minute.«
    Der Tonfall stimmte, und auch die Wahl der Worte schien zu Malachy zu passen. Doch seine Stimme klang eine Oktave tiefer als sonst, als hätte sich der Hals um den Kehlkopf herum verbreitert.
    »Abra!« Die Tür erzitterte erneut, und das Holz begann schon nachzugeben, als sich Malachy dagegenwarf. Ich schluckte. Verdammt, er musste ziemlich gewachsen sein. Einen Augenblick lang starrte ich auf die Tür und wartete darauf, ob der nächste Aufprall sie aus den Angeln heben würde.
    Du schaust dir keinen Film an, Abra. Mach weiter.
    Wieder die Stimme meiner Intuition. Auch wenn sie der
meiner

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