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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Mutter verblüffend ähnlich klang, wuchs sie mir mehr und mehr ans Herz. Mit Hilfe einer dünnen Leine aus Seil band ich mir die Hose um die Hüften. Als Nächstes schob ich die Schere in den rechten Gurt meines Patronengürtels, so dass ich sie jederzeit blitzschnell herausziehen konnte. Dann nahm ich zwei Spritzen mit Phenobarbital - Malachys geheime Zutat fehlte noch immer - und mischte rasch vier Spritzen Telazol. Von diesen steckte ich jeweils eine in meine Stiefel und zwei in meine Gürtelkonstruktion. Die beiden Spritzen mit Phenobarbital trug ich näher an meiner Schulter. Sie waren weniger gefährlich, falls etwas schieflaufen sollte und ich sie mir aus Versehen selbst injizierte.
    Schließlich fügte ich zu meiner Ausrüstung noch ein langes Seil hinzu, falls ich ein Lasso brauchte, um ein Tier oder Ähnliches einzufangen oder jemanden zu garottieren. Zum Schluss steckte ich noch ein paar Hundeplätzchen ein.
    Jetzt war ich bereit, mich dem Bären zu stellen.
    In diesem Moment warf sich Malachy ein letztes Mal mit voller Wucht gegen die Tür. Das Holz barst, und die wölfische Hundemeute kam in den Gang herausgerannt. Sie rasten aufgeregt zwischen mir und dem Kerl, der sie befreit hatte, hin und her, wobei sie nicht zu wissen schienen, wem sie mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.
    »He«, sagte die Kreatur, die jetzt ebenfalls über die Schwelle trat. »Mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen, Kleine.«

31
    Mein erster Eindruck war gar nicht so übel. Ich vermutete, dass es für einen Kerl wie ihn sicher so einige weibliche Interessenten geben mochte. Diese neue Version des Lykanthropie-Virus hätte bestimmt einen Markt gefunden. Vermutlich würde sich auch so mancher Kerl gerne seinen rechten Hoden abtrennen, nur um dermaßen muskulös und kraftvoll auftreten zu können, wie Malachy das jetzt tat.
    Er war noch immer ein Mensch, oder zumindest war er nirgendwo sichtbar zum Wolf geworden. Trotzdem wirkten seine gewaltigen Muskelpakete von Armen etwas zu lang für seinen Körper. Und in seinen Augen, die mich seltsam schläfrig betrachteten, zeigte sich ein dämonisches Funkeln, das nichts Gutes verhieß. Die Überreste der Zwangsjacke hingen wie ein bizarrer Poncho um seinen dicken Hals und seine breiten Schultern. Er tänzelte wie ein Straßenkämpfer auf seinen Fußballen vor mir auf und ab, und als er näher kam, entblößte er strahlend weiße Zähne.
    »Das war aber nicht nett von dir, mich in diese Zwangsjacke zu stecken«, sagte er mit einem starken Londoner Akzent. Typisches Vorurteil der britischen Oberschicht, seinem wilden Alter Ego einen Arbeiterklasse-Akzent zu verpassen, dachte ich.

    »Sie wollten das selbst so«, wies ich ihn zurecht. Ich wich einen Schritt zurück und überlegte. Wie lange würde ich brauchen, um aus der Tür zu kommen?
    »Ich? Nie im Leben, Kleine. Das war Malachy, dieser Wichser. Du kannst mich Knox nennen.«
    Na toll. Ich kannte mich in Psychologie zwar nicht sonderlich gut aus, aber selbst ich ahnte, dass es kein gutes Zeichen sein konnte, wenn jemand eine derart offensichtliche Trennung seiner Persönlichkeit vornahm.
    »Tut mir leid, Knox. Da habe ich mich wohl geirrt«, sagte ich und versuchte mich daran zu erinnern, was ich über multiple Persönlichkeiten wusste. Ich hatte einmal einen Film mit dem Titel Sybil im Fernsehen gesehen, der von einer Frau mit einer schizophrenen Störung gehandelt hatte. Sally Field hatte die Hauptrolle gespielt.
    An mehr konnte ich mich dummerweise nicht erinnern. »Sorry, Knox«, meinte ich etwas hilflos.
    »Kein Problem«, erwiderte er und zuckte mit den Schultern. »Passiert mir auch ständig. Ich kapiere einfach nicht, warum man uns immer verwechselt. Ich meine, schaue ich etwa wie ein verdammtes Weichei aus? Hä?«
    Ich schüttelte den Kopf, auch wenn Knox in Wahrheit wie Malachys jüngerer, gesünderer und völlig durchgeknallter Bruder wirkte. Seine Haare standen noch immer in dichten schwarzen Locken in alle Richtungen ab, und seine Nase war so markant wie zuvor. Nur sein Augenbrauenwulst schien deutlicher hervorzutreten, und seine Augen glühten wie die von Wölfen in der Nacht. Dennoch war die Intelligenz, die sich in ihnen zeigte, unverkennbar menschlich, auch wenn sich eine Spur animalischer Wildheit nicht leugnen ließ.

    Er besaß jetzt die Fähigkeit, abstrakt zu denken, ohne ein Gewissen zu besitzen, das ihn geleitet oder eingeschränkt hätte. Die typischen Eigenschaften eines Psychopathen. Ich war heilfroh,

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