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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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eine neue zu kaufen, hatte ich bisher abgelehnt. Die Tasche gefiel mir einfach zu gut, um sie nicht mehr zu benutzen.
    Ich zog das Stethoskop aus meinen Ohren. »Sein Herz klingt normal«, sagte ich. »Erlaubt er mir, sein Maul anzusehen?
« Einige der geretteten Tiere konnten es nicht ertragen, von Unbekannten berührt zu werden.
    »Klar. Er ist ein kleiner Engel. Das bist du doch, nicht wahr, Snowy?«
    Ich hielt meine Finger neben seine Lefzen, und er schnappte danach. Es gelang mir gerade noch rechtzeitig, meine Hand außer Reichweite zu ziehen.
    »Also - Mom!«
    »Snowy, aus! Abra will doch nur helfen. Los, versuch es noch einmal.«
    Ich warf meiner Mutter einen finsteren Blick zu. »Er wird mich beißen, Mom. Ich gebe ihm lieber erstmal etwas zur Beruhigung.«
    »Wegen einer lächerlichen Untersuchung im Maul? Du machst wohl Witze. Außerdem bist du ein Werwolf. Du solltest keine Beruhigungsmittel brauchen.«
    Meine Mutter hatte sich mehr als verständnisvoll gezeigt, als sie erfuhr, dass ich mit dem Lykanthropie-Virus infiziert war. Sie war vor Begeisterung sogar ganz aus dem Häuschen geraten und hatte mich gebeten, sie ebenfalls zu infizieren, damit auch sie die Freuden der Verwandlung miterleben durfte. Doch mein Biss hatte ihr nur einen kleinen Abszess beschert, und ich weigerte mich, es in Wolfsgestalt noch einmal zu versuchen, denn als Wolf fühlte ich mich wie eine Dreijährige. Ich war dann zwar weiterhin ich selbst, aber mehr auf das Wesentliche konzentriert und weniger zivilisiert. In diesem Zustand konnte ich mich nicht immer daran erinnern, warum es vielleicht keine so gute Idee war, eine Packung Erdnussbutterkekse auf einmal zu verputzen, und zudem vermochte ich meine eigene Kraft nicht mehr einzuschätzen.

    »Mom, so geht das nicht.«
    »Warum nicht? Kannst du denn nicht mit einer Art Wolfshundesprache mit ihm kommunizieren? Knurr ihn doch einfach an.«
    Ich richtete mich auf. »Zum einen gibt es verschiedene Arten von Knurren, und zum anderen hängt vieles von der Körpersprache ab. Da gibt es zum Beispiel das Knurren, das bedeutet: ›Ich habe Angst, bitte greif mich nicht an, sonst muss ich dich beißen‹. Oder das Ich-bin-hier-der-Boss-Knurren. Aber solange ich meine Menschen- und nicht meine Wolfsgestalt habe, bin ich nicht in der Lage, den richtigen Ton zu finden, und würde Snowy vermutlich nur mitteilen, dass ich eine richtige Memme bin.«
    »Warum verwandelst du dich dann nicht in einen Wolf?«
    »Weil das nicht geht!«
    »Schrei nicht so, Abra. Du machst Snowy noch ganz nervös.« Meine Mutter streichelte den Hund, dessen Blick panisch zwischen uns hin- und herwanderte - fast wie bei einem kleinen Kind, das in eine elterliche Auseinandersetzung hineingezogen wurde.
    »Okay. Also noch einmal: Ich bin keine Gestaltwandlerin, Mom. Das habe ich dir doch schon erklärt. Ich habe keine Kontrolle darüber, wann ich mich verwandle.« Ich atmete tief durch. »Und in letzter Zeit scheine ich sogar noch weniger Kontrolle als sonst zu besitzen.«
    Meine Mutter zeigte sich nicht im Geringsten beunruhigt. »Hast du jemanden angegriffen?« Ihre Stimme klang gelassen und sachlich. Bei einer Krise lief sie zur Höchstform auf, weshalb sie vermutlich auch versuchte, fast jede Situation in eine Krise zu verwandeln. »Oder befürchtest du, jemanden verletzt zu haben?«

    »Nein, so was nicht. Es ist nur …« Ich seufzte. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe Magda im Supermarkt getroffen, und sie hat etwas gesagt, das mich wütend gemacht hat. Ich weiß nicht, inwieweit ich ihr trauen kann, aber ich habe auch den Eindruck, als würde Red etwas vor mir verschweigen …« Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich sollte mich jetzt erstmal um Snowy kümmern.« Ich kramte in meiner Tasche herum, als mir meine Mutter ihre Hand auf die Schulter legte.
    »Weißt du was? Ich finde, du solltest jetzt mit mir in die Küche kommen und dich erstmal von mir verwöhnen lassen.«
    »Aber Snowys Abszess …«
    Meine Mutter, der es immer wieder gelang, mich zu verblüffen, nahm mich an der Hand. »Komm schon, Abs. Ich mache dir etwas … Nein, ich habe ja gar nichts für Menschen im Haus, was ich kochen könnte. Dann lade ich dich zum Mittagessen ein, und du erzählst mir, warum du heute noch aufgewühlter aussiehst als damals, nachdem du herausgefunden hattest, dass Hunter dich betrügt.«

9
    Eine Stunde später saßen meine Mutter und ich in einem kleinen Café und verputzten unsere Omeletts mit

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