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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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auf sie zu und drohte ihr wie eine aufgebrachte Matrone mit dem Zeigefinger. »Mir reicht es für heute mit dir. Was soll das? Bist du extra hierhergekommen, um einen Streit anzufangen? Nun - den kannst du haben.«
    Magda packte mich am Handgelenk. »Reiß dich zusammen, Abra.«
    »Lass mich los!«
    »Du verwandelst dich, Abra! Schau!« Sie hielt mir meine Hand vors Gesicht. Tatsächlich wurden meine Nägel dunkler, länger und spitzer. Auch meine Knochen veränderten sich bereits.
    Blitzschnell legte sie den Arm um mich und führte mich zur Tiefkühlabteilung. Für einen unbeteiligten Zuschauer musste es so aussehen, als ob sie mich trösten wollte, doch in Wahrheit schützte sie mich vor den Blicken der Leute, die inzwischen auf uns aufmerksam geworden waren.
Als ich über meine Schulter sah, entdeckte ich Marlene mit ihren Blümchennägeln und Jerome in seinem Unserekleine-Farm- Hemd - zwei der größten Klatschmäuler der Stadt.
    Verdammt, spätestens heute Abend würden alle von diesem Zwischenfall wissen!
    »Atme tief ein und aus. Tief ein und aus … So ist es gut. Ganz ruhig.« In ihrer Funktion als Betreuerin übte Magda tatsächlich beinahe eine beruhigende Wirkung auf mich aus. Zum ersten Mal ahnte ich, was Hunter zu ihr hingezogen haben mochte, als sie noch die Wolfsforscherin und er der Journalist auf der Jagd nach einer guten Story gewesen war.
    »Danke.« Ich atmete ein weiteres Mal tief ein und aus und zitterte.
    »Alles in Ordnung?« Ihr Akzent klang stärker als sonst.
    Ich nickte. »Tut mir leid. Ich scheine mein Temperament seit einiger Zeit nicht mehr so ganz unter Kontrolle zu haben.«
    »Dein Temperament … Und wie sieht es mit deinem … deinem Zyklus aus? Ist der unregelmäßig?«
    Ich machte mir nicht die Mühe einer Antwort. Sie schien sie ohnehin schon zu kennen.
    »Verstehe. Und hast du irgendeine Ahnung, warum das so ist?«
    Ich sah Magda an. Aus der Nähe konnte ich auf einmal feine Linien zwischen ihren Brauen und um ihre Augen erkennen. Schlagartig wurde sie mir sympathischer. »Nein.«
    Die Hand, die gerade noch locker auf meiner Schulter gelegen hatte, packte nun fester zu, und ich zuckte zusammen. »Das bedeutet, dass die Lykanthropie fortschreitet.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber das muss es sein. Du bist läufig, Abra.«
    Für einen Augenblick war ich so sehr damit beschäftigt, den ersten Teil ihrer Aussage zu verdauen, dass ich gar nicht mehr hörte, was sie zum Schluss sagte. Als ich verwundert schwieg, runzelte Magda die Stirn und sagte: »Verstehst du? Läufig.«

8
    Wenn man meiner Mutter Glauben schenkte, war jede emotionale Verbindung zu einem Menschen nur eine Reaktion auf eine vorhergehende Beziehung. Da meine Mutter Piper LeFevre war, ein Sexsymbol früherer Jahre, galten ihre diesbezüglichen Theorien auch jetzt noch etwas in der Welt der Frauenzeitschriften. Dort wurde sie weiterhin zitiert, gewöhnlich neben einem Bild von ihr als Lucrezia Cyborgia, auf dem sie einen hautengen durchsichtigen Plastikraumanzug trug.
    Die Redakteure dieser Zeitschriften würden es sich vielleicht noch einmal anders überlegt haben, wenn sie gewusst hätten, dass meine Mutter vor etwa fünfzehn Jahren den Männern den Rücken zugekehrt hatte. Seit kurzem hatte sie dann auch den intimen Beziehungen zu Frauen Lebewohl gesagt. Was auch immer meiner Mutter vorzuwerfen war, eines konnte selbst ich nicht leugnen: Sie hatte sich stets Sorgen um mich gemacht, weil mich Hunter ihrer Meinung nach nicht geliebt und mich zu einer Karikatur meines früheren Selbst hatte werden lassen - einem bienenfleißigen, todernsten Mädchen mit langen Haaren, einer riesigen Brille und weiten Klamotten, wie es in keiner Teenager-Komödie fehlen durfte. In dieser Hinsicht hatte
sie also tatsächlich Recht behalten. Wer war ich denn, um anzuzweifeln, dass ihr freiwilliges Zölibat ihr keine neuen Einsichten in die Belange der Liebe und Romantik gegeben hatte, so dass sie nun erst recht zu einer Institution in dieser Hinsicht hatte werden können?
    Nach dem peinlichen Zwischenfall mit Magda im Stop & Shop war ich gewillt, es drauf ankommen zu lassen und meine Mutter zu besuchen, um sie um Rat zu fragen. Zugegebenermaßen steckte hinter dieser spontanen Entscheidung aber auch der Wunsch, das Gespräch mit Red noch einmal hinauszuzögern. Statt eines Steaks bekam er also eine Nachricht auf seinem Handy, in der ich behauptete, ganz kurzfristig zu meiner Mutter gerufen worden zu sein.
    Mir war klar,

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