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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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dass diese Art von Verhalten frappierend an das erinnerte, was Hunter früher mit mir gemacht hatte. Doch ich konnte nicht anders. Ich erinnerte mich an Reds überschäumend gute Laune nach dieser mysteriösen Nacht, an die ich mich nicht zu erinnern vermochte, und an mein Gefühl, dass er mir nicht alles erzählt hatte. Ich traute Magda zwar nicht über den Weg, aber ich wusste gleichzeitig auch, dass sie durchaus in der Lage sein konnte, die Wahrheit zu sagen, wenn es ihr in den Kram passte.
    Vermutlich basierte ihr Urteil über Limmikin genauso auf üblen Vorurteilen wie bei Sinti und Roma. Was wusste eine rumänische Wolfsforscherin schon über indianische Gestaltwandler? Ich versuchte mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was mir Red über seine Familie erzählt hatte. Im vergangenen Jahr hatten wir eigentlich geplant, seine überlebenden Verwandten in Kanada zu besuchen, doch dann bot mir Malachy die Stelle in seiner Praxis an, und wir verschoben die Reise bis auf weiteres. Allerdings war es Red
gewesen, der mich gedrängt hatte, den Job anzunehmen und sofort zu beginnen. Vielleicht hatte er es sich in Wahrheit anders überlegt und wollte gar nicht mehr, dass ich seine Familie kennenlernte.
    Ich mochte meine Zweifel über eine Zukunft mit Red haben, aber bisher hatte ich noch nie unsere Vergangenheit infrage gestellt. Immer hatte ich das Gefühl gehabt, dass ich ihm ganz und gar vertrauen konnte, weil er offen und ehrlich war. Diese Charaktereigenschaften gehörten nach Hunters Geheimniskrämerei und seinen ständigen Ausreden zu Reds besonderer Anziehungskraft für mich.
    Doch jetzt war ich mir auf einmal gar nicht mehr so sicher.
    Eigentlich hätte ich meine Freundin Lilliana anrufen sollen, um sie um Rat zu fragen. Doch ich brachte es nicht über mich, ihr zu gestehen, dass ich offenbar schon wieder in eine zweifelhafte Liebesgeschichte verwickelt war.
    Also stellte ich die Tüte mit den Lebensmitteln in den Kofferraum meines Autos und fuhr zu meiner Mutter. Auf der Fahrt drehte ich so lange am Radioknopf, bis ich schließlich Natalie Merchant entdeckte, die mit melancholischer Stimme über die Qualen der Eifersucht sang. Danach kam ein Song von Faith Hill, der davon handelte, wie gut sie und ihr Mann es doch miteinander getroffen hatten. Ich schaltete auf der Stelle ab.
    Der Himmel war grau und wolkenverhangen. Als ich mich allerdings Pleasantvale näherte, riss die Wolkendecke auf, und ich sah für einen Moment die blasse Mondsichel. Dieser Anblick erinnerte mich erneut an das, was Magda gesagt hatte. Ich versuchte, eine weitere Veränderung an mir festzustellen, konnte aber keine entdecken. Augenblicklich
fühlte es sich wieder so an, als wäre eine Verwandlung noch Wochen entfernt. Was auch wieder seltsam war: Normalerweise spürte ich in der Mitte des Monats - wie beim Eisprung - ein Ziehen und Zerren in meinen Eingeweiden. Vielleicht hatte der Wandel in der Nacht zuvor meine sämtlichen lykanthropen Hormone aufgebraucht? Ich hatte keine Ahnung.
    Als ich vom Highway herunterfuhr, war jegliche Spur von Schnee und Eis auf dem Boden verschwunden. Meine Mutter lebte nur eineinhalb Stunden von mir entfernt, aber diese einhundertzwanzig Kilometer weiter südlich ließen die Luft deutlich wärmer und die Häuser größer werden. Sie standen hier auch näher beisammen.
    Pleasantvale galt allgemein als eine teure Wohngegend, wobei das Haus meiner Mutter, in dem ich auch meine Kindheit verbracht hatte, allerdings noch im alten Arbeiterviertel stand. Es wirkte inmitten der Sozialwohnungssiedlungen mit solchen Namen wie Paradieshügel und den kleinen Häusern mit den unterschiedlichen Gartenzäunen und der grellen Weihnachtsbeleuchtung völlig deplatziert. Als Kind musste ich beim Anblick der Nachbarhäuser immer an Fremde denken, die aus Versehen am selben Tisch gelandet waren wie man selbst, mit denen man jedoch nichts gemeinsam hatte.
    Unser Haus wirkte wie aus einem Film entliehen. Einem Gothic-Romance-Film, um genau zu sein. Es war El Grecos Haus in Südspanien nachempfunden und stellte eine fantasievolle, skurrile Villa dar, in der meine Eltern früher des Öfteren irgendwelche Hollywood-Typen empfangen hatten. In meiner Erinnerung hing ständig eine Wolke aus Zigarettenrauch, Eau de Toilette und Aftershave in der
Luft. Mein Vater gab gerne den Hausherrn hinter der Cocktailbar, während meine Mutter irgendwelche fetten, aufwendigen, inzwischen schon lange nicht mehr servierten Häppchen herumreichte - Rumaki

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