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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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schadet. Ich dachte kurz daran, auch den Anhänger neu zu fassen, aber Mondstein ist ziemlich weich. Es wäre also nicht klug zu versuchen, ihn aus der Fassung zu brechen.«
    Ich verwendete den Lederbeutel, um die Kette hochzuheben. »Ich dachte, Malachy wollte ein paar Tests damit machen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Na ja, eine Kette, die einem die Möglichkeit gibt, hinter die Dinge zu blicken, ist ja auch etwas Besonderes. Und die Tatsache, dass das Silber deiner Haut nicht bekommt, könnte ihr einen Teil ihrer Macht verleihen. Viele magische Dinge wirken so. Es ist also besser, wenn Malachy nicht damit herumexperimentiert.«
    Auf einmal verspürte ich eine starke Zuneigung, während ich mich fragte, was ich wohl in Red sehen würde, wenn ich die Kette anlegte. Doch zuerst wollte ich meinem Nacken die Möglichkeit geben zu verheilen.
    »Red?«
    »Ja?«
    »Danke.«
    Er lächelte mich an und wirkte dabei wie eine erwachsene Ausgabe von Tom Sawyer - voller Tatendrang und nur mit den besten Absichten. Doch in Wirklichkeit war Red kein unreifer Junge, der zufällig ein paar Dinge über einige übernatürliche Phänomene wusste. Nach Meinung seiner früheren Freundin war er vielmehr ein Schamane. Seltsam, wie schnell man so etwas vergaß, wenn man mit ihm zusammenlebte.
Ich warf einen Blick auf seinen verbundenen Arm und die darunterliegende Kojotentätowierung.
    »Kann ich doch noch etwas fragen, Red?«
    »Klar.«
    Ich spielte mit dem Lederbeutel in meiner Hand. »Dieser Bärenmann, den ich da getroffen habe … dieser Manitu. War der … Existiert er wirklich?« Ich schluckte. Wenn ich über solche Dinge wie Magie oder Übernatürliches sprach, hatte ich ein genauso unheimliches Gefühl, wie wenn ich über LSD redete. Es weckte schlechte Erinnerungen in mir, Erinnerungen an feste Dinge, die sich plötzlich in Farben und vage Formen auflösten.
    Red lehnte sich an den Türrahmen, und ich merkte, dass er seine Antwort mit Bedacht formulierte. »Das hängt davon ab, wie du es betrachtest. Es gibt verschiedene Arten von wirklich existent .«
    »Er sah nicht einmal wie ein Indianer aus, eher wie ein junger Nick Nolte. Bitte sag mir, dass ich an keinen Halluzinationen gelitten habe.«
    Er senkte den Kopf und versuchte, sein Lächeln vor mir zu verbergen. »Manitu ist der indianische Name für diese Wesen«, erklärte er. »Aber sie existierten bereits lange, bevor die Indianer hierherkamen. Ich würde mal vermuten, dass ihr Aussehen davon abhängt, wer sie sieht.«
    Seine gelassen belustigte Haltung brachte mich erneut auf. »Ich weiß nicht, warum du so grinst. Er hat mich schließlich angegriffen. Schon vergessen?«
    Sein Lächeln verschwand. »Ich weiß. Hat er dir … hat er dir wehgetan?«
    Ich blickte auf meinen Schoß. »Nein. Ich habe ihn angespuckt, und dann ist er verschwunden.«

    Red lachte vor Erleichterung laut auf. »Wirklich? Du hast ihn angespuckt? Das ist genau das Richtige gewesen. Speichel und Exkremente schlägt viele Wesen aus der liminalen Zone in die Flucht. Sie sind nicht aus Fleisch und Blut, weshalb genau diese Dinge gut gegen sie eingesetzt werden können. Übrigens auch Regelblut, falls du jemals wieder in dieser Situation sein solltest.«
    Hübsche Vorstellung.
    »Glaubst du, er wird zurückkommen?«
    Er nickte.
    »Was können wir dagegen tun, Red?«
    Er trat zu mir und nahm mich erneut in die Arme. Diesmal wehrte ich mich nicht. »Wozu bin ich ein Spezialist für die Umsiedlung unerwünschter Gäste?«
    Ich nickte. »Stimmt.« Für den Augenblick wollte ich es darauf beruhen lassen.
    Red räusperte sich. »Hast du Hunger, Doc? Ich könnte dir ein gegrilltes Käsesandwich machen.«
    Aus der Küche ertönte lautes Klopfen. Offensichtlich hatte unser fresswütiger Waschbär beschlossen, sich noch eine Kleinigkeit zu genehmigen.
    »He!« Red eilte in die Küche, packte den kleinen Kerl an der Taille und zerrte das sich windende Tier aus dem Speiseschrank. »Hör sofort auf! Du hast doch schon gefressen, kleiner Dickwanst!«
    Rocky beschwerte sich lauthals über die Behandlung, aber Red lächelte nur und setzte den Waschbären auf seine Schulter. »Wie wäre es, wenn ich dich nach draußen brächte? Dort kannst du ein bisschen herumtollen!«
    Die beiden verließen die Hütte, und ich dachte schläfrig über Rockys Sucht nach Fertiggerichten und Chips nach.
Wir mussten wirklich endlich ein Schloss an dem Speiseschrank anbringen …
    Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Ich selbst

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