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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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welche Richtung sie führten.

    »Gut. Denn es könnte ziemlich gefährlich werden, wenn du mir nicht hundertprozentig vertraust.« Er stand auf, ging ins Wohnzimmer hinüber und hielt die Klinge in die Flammen des Kaminfeuers.
    Gütiger Himmel. Würde das einer dieser hinterwäldlerischen Treuetests werden, bei dem man sich den Namen des Liebsten für immer und ewig eintätowieren ließ? Red hatte offenbar die Hoffnung aufgegeben, dass ich jemals seinen Verlobungsring tragen würde, und hielt es jetzt vielleicht für das Beste, es gleich mit einem Brandmal zu versuchen. Was würde besser als so etwas ausdrücken, dass unsere Liebe niemals sterben sollte? Natürlich konnte die Liebe trotzdem vergehen, selbst wenn man den Namen des anderen in die Haut geritzt hatte. Das Einzige, was sich im Fall einer Tätowierung oder eines Brandmals änderte, war die Sichtbarmachung der emotionalen Narben, die bei einer Trennung zurückblieben.
    Der Boden knarzte, als Red mit der rotglühenden Klinge zu mir zurückkehrte. Draußen klapperten die Fensterläden im Sturm, und ich wünschte mir auf einmal, Red und ich würden nicht ganz so einsam hausen. Während ich ängstlich auf das heiße Metall starrte, gestand ich mir zum ersten Mal ein, dass es außer den praktischen Gründen, Reds Ring nicht zu tragen, noch einen anderen Grund gab: Ich war mir gar nicht sicher, ob ich schon so schnell wieder heiraten wollte. Ich hatte bereits einmal einen großen Fehler begangen und wollte das nicht so schnell ein zweites Mal riskieren.
    Außerdem war ich auch Red gegenüber weiterhin ein wenig zwiegespalten. Vermutlich sogar mehr als nur ein wenig. Vielleicht muss man deshalb in manchen Bundesstaaten
einen Bluttest machen, ehe man heiraten kann - um sich ganz sicher zu sein. Wenn bei mehr Hochzeiten Blut von den Heiratswilligen gefordert werden würde, gäbe es wahrscheinlich auch weniger Scheidungen …
    »Weißt du«, sagte ich zögernd. »Ich habe keine Ahnung, was du vorhast, aber ein Brandmal, Tätowierungen oder Ähnliches sind eigentlich nicht so meine Sache.«
    Reds Augen funkelten konzentriert, als würde er sich hastig etwas überlegen. »Du musst die Symbole nicht auf deiner Haut tragen, wenn du das nicht willst. Wir könnten auch nur ein bisschen Blut nehmen. Als Pfand sozusagen.«
    Ich schluckte. »Könnten wir uns nicht einfach nur lieben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, es geht mir um etwas anderes. Es geht mir um ein wichtiges Ritual.«
    Seine Stimme klang seltsam tonlos, als wäre er enttäuscht. Mir wurde auf einmal bewusst, dass Red vielleicht meinen Test bestanden haben mochte, ich aber offensichtlich gerade dabei war, bei seinem Test zu scheitern. Die ganze Zeit über, in der ich mir darüber Gedanken gemacht hatte, ob er der Richtige war oder nicht, hatte ich nie in Betracht gezogen, dass auch er feststellen könnte, dass ich in Wahrheit nicht die Richtige für ihn war.
    »Was willst du tun?«
    »Dich heiraten. Und zwar in der Tradition der Limmikin. Wir vermischen unser Blut.«
    Er stand vor mir und versuchte mich weder durch Worte noch durch Berührungen zu überreden, obwohl er sicher spürte, dass mich beides in dem Zustand, in dem ich mich gerade befand, überredet hätte. Ich begehrte ihn so heftig, dass sich meine Arme ihm wie von selbst entgegenstrecken wollten. Doch ein Teil von mir zögerte dennoch. Ich musste
an die Frage meiner Mutter denken: War Red Mallin wirklich der Mann, dessen Kinder ich bekommen wollte?
    Die Antwort meines Körpers war ein eindeutiges Ja. Allein der Gedanke an Red verursachte schon ein wildes Kribbeln in meinem Bauch. Vielleicht war ich ohnehin bereits schwanger. Doch gleichzeitig traf der Bereich oberhalb meines Halses die Entscheidungen - wie ich es auch Hunter schon erklärt hatte. Innerlich ging ich noch einmal die Hauptbedenken meiner Mutter durch: Dieser Mann würde alles tun, um dich zu halten. Lügen, stehlen, betrügen, töten … Andererseits hatte sie sich geirrt, was Reds primitives Verständnis von Treue betraf. Ich hatte mich tatsächlich noch einmal auf Hunter eingelassen, und Red hatte mir vergeben.
    Es sei denn, seine Vergebung war ein Trick, und jetzt hatte er vor, mir wehzutun oder mich aus Rache zu entstellen. Ich blickte in seine Augen. Ihre golden strahlende Farbe verwandelte sich in ein dunkles Haselnussbraun. Ich streckte nicht die Arme nach ihm aus. Er verharrte noch einen Moment lang und klappte dann das Messer zusammen. Seine Miene wurde

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