Wolfslied Roman
auf, und er ritzte eine vertikale Linie in die Beuge seines eigenen Ellbogens.
»Bist du wahnsinnig geworden?«
Für einen Augenblick war ich fassungslos, dass er mich tatsächlich geschnitten hatte. War das doch die Rache für meine Untreue?
Er schüttelte den Kopf, drückte den Mund an meine Wunde und saugte etwas Blut heraus. Ich sah, wie seine Augen wölfisch aufblitzten, als er mich schmeckte. Auch meine animalische Seite reagierte voller Erregung. Ich war jetzt nicht mehr Frau, sondern Wolf, als ich meine Lippen an seinen Arm führte und den Geruch des Blutes in mich aufnahm. Zuerst züngelte ich über den roten Saft, der langsam
aus dem Schnitt strömte, und dann saugte ich an der Wunde. Red gab ein leises Stöhnen von sich - ob vor Schmerz, Lust oder beidem, das wusste ich nicht. Und dann lösten wir uns keuchend voneinander.
Es überraschte mich, dass meine Ellbogenbeuge brannte und sich der Raum um mich herum zu verdunkeln schien. Bisher hatte mich der Anblick von Blut noch niemals schwindlig werden lassen.
»Was ist das?«
»Magie.«
Red schnitt mit dem Messer einen Streifen von dem Hemd ab, das ich getragen hatte, und wickelte ihn um unsere Arme, so dass wir aneinandergebunden waren. Dann legte er seine Hand auf meine Wange und küsste mich mit einer solchen Zärtlichkeit, dass ich wusste, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es war mehr als nur die Anziehungskraft des Mondes, der Geruch des Blutes oder meine Läufigkeit. Es ging allein um ihn und mich.
»Ich weiß, dass es jetzt vermutlich etwas spät dafür ist«, sagte ich. »Aber diese Sache mit der Gefährlichkeit will mir nicht aus dem Kopf … fällt mir jetzt, nachdem ich dich als wahnsinnig bezeichnet habe, vielleicht die Hand ab oder so was?«
Red vergrub sein Gesicht an meinem Hals und lachte leise. »Nein.«
»Merke ich denn, wenn es gefährlich wird?«
»Warum denkst du, dass du diejenige bist, die in Gefahr sein könnte?«
Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. »Dann bist also du in Gefahr … ich habe dich in Gefahr gebracht, und du hast mich nicht gewarnt …«
»Doc.« Er presste erneut seine Lippen auf die meinen und küsste mich so leidenschaftlich, dass ich einen Augenblick lang keine Luft bekam.
»Was?«, fragte ich schließlich keuchend, als wir uns wieder voneinander lösten.
»Halt einfach den Mund.«
Er küsste mich erneut, wobei er mich mit der freien Hand an den Haaren festhielt, was mich von den Schmerzen in meinem linken Arm ablenkte.
»Bitte, komm in mich.« Ich legte mich auf den Boden und zog ihn zu mir herunter, während ich gleichzeitig versuchte, seine Jeans aufzuknöpfen. Da unsere Arme immer noch aneinandergebunden waren, fiel es mir nicht leicht, alles auf einmal zu schaffen.
»Immer schön langsam«, murmelte er belustigt. Er schien zu grinsen.
»Vergiss langsam!«, entgegnete ich, viel zu erregt, um noch länger zu warten.
Reds bernsteinfarbene Pupillen blitzten auf, und dann wurden seine Augen erneut golden. Er fuhr, ohne zu zögern, so heftig in mich hinein, dass es uns beiden wehgetan hätte, wenn ich nicht noch vom letzten Mal feucht gewesen wäre. Diesmal war ich mehr als bereit für ihn. Seine beinahe groben Bewegungen schürten ein loderndes Feuer in mir, während er kraftvoll in mich stieß und mich dabei mit jedem Stoß etwas über den Boden schob.
Ich hatte jegliches Gefühl für Schmerzen hinter mir gelassen, als ich meine Beine auf Reds Rücken verschränkte und mich im Rhythmus seiner pumpenden Hüften, dem dumpfen Klatschen unserer aufeinandertreffenden Körper und seines heiseren Gemurmels verlor. Dann bohrte ich die
Fersen in den Boden und drückte den Rücken durch, um Red noch tiefer in mich aufnehmen zu können.
Während ich mich dem Höhepunkt näherte, merkte ich plötzlich, dass Red gar nicht mehr … verständlich sprach. Ich riss die Augen auf und stellte fest, dass sich mit jedem Hineinfahren und Herausziehen unsere Körper vermengten und ineinander verliefen. Verwirrt blinzelnd sah ich auch, dass wir nur noch aus leuchtenden Farbflecken und Lichtpunkten zu bestehen schienen - als ob unsere Moleküle und Atome sichtbar geworden wären und sich unsere Konturen auflösten.
Für einen Moment glaubte ich, wir würden uns verwandeln, wie wir das schon früher beim Sex getan hatten. Es war ja recht typisch, dass der Orgasmus eine Metamorphose herbeiführte. Doch diesmal fühlte es sich anders an. Jetzt schienen unsere eigentlichen Wesenskerne miteinander
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