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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Baumwollhose, weißes Hemd – hätte sie ihn womöglich gar nicht erkannt, wären da nicht die orangeroten Haare gewesen.
    Es musste sein freier Tag sein. Falls Polizeichefs so etwas hatten.
    Kris wäre zu ihm geeilt, hätte er sich nicht schon mit jemand anderem unterhalten.
    »Sie ist gestern Abend nach der Arbeit zu Fuß heimgelaufen«, sagte die Frau, deren schrille, verängstigte Stimme weit schallte. »Von Drumnadrochit zu uns ist es nicht weit. Sie ist den Weg schon hundertmal gegangen. Und jetzt ist sie verschwunden. Ich habe gehört, dass ihr ein anderes unbekanntes Mädchen gefunden habt, ertränkt, genau wie das erste.«
    »Schsch.« Alan Mac ließ den Blick schweifen, entdeckte Kris, die ihm zuwinkte, und verzog das Gesicht. »Darüber tratschen wir nicht, Janet. Das weißt du.«
    »Ich schere mich nicht um die verdammten Touristen. Ich will meine Tochter zurück. Genau wie die McCoys.« Sie legte den Kopf zur Seite, sodass ihr dunkles, von silbernen Strähnen durchzogenes Haar über die Schulter ihres Fair-Isle-Sweatshirts glitt. »Die Brodies vielleicht nicht. Ihre Kelsie hatte es faustdick hinter den Ohren. Trotzdem bin ich sicher, dass sie gern wissen möchten, wo sie abgeblieben ist. Selbst wenn sie auf den Grund des Lochs gezogen wurde.«
    »Sie wurde nicht auf den Grund des Lochs gezogen«, widersprach Alan Mac.
    »Und woher willst du das wissen, Alan Mac?« Die Frau stemmte die Fäuste in die drallen Hüften. »Es werden fünf Mädchen vermisst.«
    Ein eisiger Finger schien über Kris’ Genick zu streichen. Sie hörte zum ersten Mal davon, dass jemand vermisst wurde. Aber natürlich hielt Alan Mac sich an die Weniger-ist-weniger-Prämisse polizeilicher Ermittlungsarbeit. Weniger Information für die Öffentlichkeit bedeutete weniger Ärger für ihn.
    »Ich will, dass der Loch durchsucht wird.« Janet stieß einen Finger in Richtung von Alans Gesicht. Sie musste sich dafür ein gutes Stück strecken, da der Polizeichef sie um mindestens dreißig Zentimeter überragte. Aber davon ließ sie sich nicht abschrecken. Bestimmt kannte sie ihn schon, seit er in Windeln um den Weihnachtsbaum gelaufen war.
    »Du weißt, wir können das nicht tun«, wiegelte er ab.
    »Ihr wollt nicht«, korrigierte sie ihn.
    »Der See ist zu groß und zu tief.«
    »Also wartet ihr einfach ab, bis die Leichen angeschwemmt werden?«
    »Du weißt so gut wie ich, Janet, dass der Loch seine Toten niemals freigibt.«
    »Der Loch?«, ätzte sie. »Oder das Ungeheuer?«
    Janet reckte die Nase in die Luft und stolzierte mit mehr Würde davon, als Kris hätte aufbringen können, würde ihre Tochter vermisst.
    Rasch nahm sie den Platz ein, den die Frau geräumt hatte. »Warum gibt der Loch Ness seine Toten niemals frei?«
    Alan Mac seufzte. Er wirkte schon jetzt müde, dabei war es noch nicht mal neun Uhr morgens.
    »Die Kälte und der Torf lassen alles wie einen Stein versinken. Die Wassertemperatur verhindert, dass die Leichen sich aufblähen und wieder an die Oberfläche steigen.« Er schüttelte den Kopf. »Würde man jemals eine Kamera da runterbringen, fände man einen ganzen Friedhof.«
    Die grausige Vision von Dutzenden Skeletten, die in einem Unterwasserballsaal tanzten, zog an Kris’ geistigem Auge vorbei. Was hatte die bloß ausgelöst?
    »Wenn der Loch Ness seine Toten niemals freigibt, wie erklären Sie dann die Leiche, auf die ich gestern gestoßen bin?«
    » Niemals ist vielleicht ein wenig zu viel gesagt«, räumte Alan Mac ein. »Manchmal verfangen sich die Toten an Ästen oder Felsen. Dadurch werden sie nahe unter der Oberfläche gehalten und schließlich angespült. Oder jemand könnte eine Leiche finden und nicht in die Sache reingezogen werden wollen. Also lässt er sie am Ufer zurück, damit eine nachtwandernde Buchautorin über sie stolpert.«
    Der letzte Teil des Satzes veranlasste Kris, die Brauen zu heben, trotzdem hatte er nicht ganz unrecht. Manchmal geschahen die skurrilsten Dinge, was für diese Gegend besonders zu gelten schien.
    »Sie haben mir nie erzählt, dass Mädchen vermisst werden.«
    »Wozu auch? Haben Sie sie entführt?«
    Kris verzichtete darauf, das zu kommentieren. »Ich habe eine Leiche gefunden. Eine weitere Leiche«, setzte sie hinzu, für den Fall, dass es ihm entfallen sein sollte. »Und jetzt erfahre ich, dass fünf Mädchen vermisst werden. Sollten Sie nicht …« Kris wollte schon das FBI sagen, als sie sich erinnerte, wo sie war. »… Scotland Yard informieren?«
    »Wir haben

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