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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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sie.
    Das Arrangement war ein bisschen zu kuschelig. Kris dachte daran, selbst auf dem Stuhl Platz zu nehmen, aber sie befürchtete, dass die beiden in diesem Fall aufeinander lsogehen, auf dem Boden miteinander ringen und sich mehr brechen würden als nur ihre Nasen.
    »Könntest du dich bitte dorthin setzen, Marty?« Kris zeigte auf den Stuhl.
    Ihr Bruder war nicht glücklich darüber, aber er folgte.
    Kris hatte Marty nicht mehr gesehen, seit sie achtzehn und er neunzehn gewesen war. Sie hatte ihn damals für ausgewachsen gehalten, doch das entpuppte sich nun als ein Irrtum. Er hatte noch mehrere Zentimeter und auch Kilos zugelegt. Sogar sein Haar war heute anders. Sie hatte es hellbraun in Erinnerung, und an manchen Stellen war es das auch. Doch die blonden Strähnen deuteten darauf hin, dass er sich entweder viel im Freien aufhielt oder sich einen Besuch beim Friseur gegönnt hatte.
    Mehrere Puzzleteile fügten sich gleichzeitig zusammen. »Du hast dich in Drumnadrochit nach mir umgehört?«
    Marty hob eine Schulter, ließ sie wieder sinken. Er ließ auch das blutige Geschirrtuch sinken. Seine Nase hatte zu bluten aufgehört, dafür schwoll sie jetzt an. Außerdem hatte sie ein wenig Schlagseite.
    Sie guckte zu Liam, der Marty abschätzend musterte. Liams Nase war blutbefleckt, doch darüber hinaus schien ihr nichts zu fehlen.
    »Ist er derjenige, der dir hinterherspioniert hat?«
    »Offensichtlich«, bestätigte Kris. »Nur stellt sich die Frage, warum.«
    »Was meinst du wohl, Stöpsel?« Der Spitzname, den niemals jemand außer Marty benutzt hatte, ließ Kris zusammenzucken – wahrscheinlich, weil sie ihn so sehr hasste. »Ich war besorgt um dich.«
    »Stöpsel?«, wiederholte Liam. »Könnte man das nicht als Beleidigung auffassen?«
    Kris seufzte. Das könnte man. Aber das würde sie nicht zugeben.
    »Ein liebevoll gemeinter amerikanischer Kosename«, schwindelte sie, und Marty grinste. »Du hast nicht angerufen. Hast nicht geschrieben«, fuhr sie an ihn gewandt fort. Sein Grinsen erstarb.
    Oder dich in den letzten sieben Jahren ein einziges Mal blicken lassen, gottverdammt noch mal .
    Ihr Bruder schaute verlegen zur Seite. »Ich dachte nicht, dass du mich sehen wolltest.«
    Hatte sie es gewollt? Sie war sich nicht sicher.
    »Was sie bestimmt nicht sehen wollte, war, wie du mitten in der Nacht vor ihrem Schlafzimmerfenster herumschleichst«, murmelte Liam.
    Kris setzte sich gerade auf. »Was?«
    »Ich sah einen Schatten vorbeihuschen, also stand ich auf, um festzustellen, wer es ist, öffnete die Tür und …«
    »… packte mich an der Kehle«, vollendete Marty.
    »Was hattest du erwartet, so wie du da draußen rumgekreucht bist? Einen Begrüßungsdrink?«
    »Ich wollte nur checken, ob die Tür repariert wurde.«
    » Du hast Rob die Nachricht hinterlassen?«, fragte Kris entgeistert.
    Marty zuckte wieder die Achseln.
    »Er treibt sich schon länger hier herum.«
    Liam ignorierend hielt Marty den Blick weiter auf Kris gerichtet. »Ich habe gesehen, dass dir jemand gefolgt ist.«
    »Das scheint das neueste nationale Freizeitvergnügen zu sein«, spottete Kris.
    »Wenn du diesen Jemand gesehen hast, musst du uns ebenfalls gefolgt sein«, wandte Liam ein.
    Damit hatte er Martys Aufmerksamkeit. »Du hast ihn auch bemerkt?«
    »Oder nur dich.«
    Marty wollte etwas entgegnen, als das schrille Klingeln eines Handys ertönte. Er tastete nach seiner Tasche, zog es heraus, schaute auf das Display, schaltete auf lautlos und stand auf. »Ich muss gehen.«
    »Es ist mitten in der Nacht.« Kris erhob sich ebenfalls. »Wer ruft dich um diese Zeit an?«
    Aber er war schon auf dem Weg zur Tür. »Wir bleiben in Kontakt«, versprach er.
    Kris stieß ein Lachen aus, das so verächtlich klang wie das eines Spielplatzrowdys.
    Marty drehte sich mit ausdrucksloser Miene zu ihr um. »Du hast jedes Recht, an mir zu zweifeln. Aber ich habe mich zu deinem eigenen Besten von dir ferngehalten, Stöpsel. Ich tat es, um dich zu beschützen, nicht, um dich zu verletzen.«
    Kris überlief ein Frösteln. »In was bist du verwickelt, Marty?«
    Er schüttelte den Kopf und trat aus der Tür.
    Sie setzte ihm nach, aber dichter Nebel hatte sich gebildet, und er verschluckte Marty, als wäre er nie hier gewesen.
    Kris starrte in die weiße Suppe, dabei lauschte sie mit gespitzten Ohren nach dem Röhren eines Motors – eines Autos, Boots oder Mopeds – beziehungsweise dem Flappen von Schuhen auf Asphalt. Das Einzige, was sie hörte, war die

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