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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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klang durchaus aufrichtig, doch Flight ließ sich längst nicht mehr von John Rebus
täuschen. Er grinste und schüttelte den Kopf.
»Was willst du?«, fragte er.
»Nun ja«, sagte Rebus. »Sammy hat da einen Kumpel von Kenny erwähnt. Ein Typ namens Arnold, der
an einem Marktstand arbeitet. Jedenfalls glaubt sie, dass er auf einem Markt arbeitet oder
irgendwas mit einem Markt zu tun hat.«
»Und du glaubst, das ist mein Arnold?« Flight dachte darüber nach.
»Das ist schon möglich.«
»Meinst du nicht, das wäre ein zu großer Zufall?«
»Nicht in einer so kleinen Stadt wie dieser.« Flight bemerkte Rebus'
Gesichtsausdruck. »Ich meine das wirklich ernst. Die kleinen Gauner hier sind wie eine Familie.
Wenn das hier Sizilien wäre, könntest du jeden kleinen Gauner von London in ein Dorf packen.
Jeder kennt jeden. Es sind die Großen, die wir nicht festnageln können. Sie bleiben viel zu sehr
unter sich, gehen niemals ins Pub und reißen nicht schon nach ein paar Gläsern Navy Rum das Maul
auf.«
»Können wir mit Arnold reden?«
»Wozu?«
»Vielleicht weiß er irgendwas über Kenny.«
»Selbst mal angenommen, dass er das tut, warum sollte er es uns erzählen?«
»Weil wir Polizeibeamte sind, George, und er ein ordentlicher Bürger. Wir sind dazu da, für Ruhe
und Ordnung zu sorgen, und seine Pflicht ist es, uns bei dieser schweren Aufgabe zu helfen.«
Rebus wirkte nachdenklich.
»Außerdem werd ich ihm zwanzig Pfund zustecken.«
Flight hatte seine Zweifel. »Wir sind hier in London, John. Für einen Zwanziger kriegt man knapp
eine Runde Drinks. Arnold ist ein guter Informant, aber er wird mindestens ein Pony erwarten.«
Jetzt spielte er wieder seine Sprachspielchen mit Rebus, und Rebus, der wusste, dass ein Pony
fünfundzwanzig Pfund waren, spielte mit.
»Wenn Arnold ein Pony möchte, dann sag ihm, ich kaufe ihm eins zu Weihnachten. Mit einem kleinen
Mädchen drauf. Wenn er mir nur sagt, was er weiß.«
»Na schön«, sagte Flight. »Dann komm, gehen wir mal nachsehen, wo gerade Markt ist.«
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Die Galerie
    Flight kämpfte sich mit einem halben Dutzend großer brauner Papiertüten ab, den Früchten - im
wahrsten Sinne des Wortes - ihrer Erkundigungen nach Arnold an bisher drei oder vier
Marktständen. Rebus hatte die angebotenen Bananen, Orangen, Birnen und Trauben abgelehnt, obwohl
Flight ihn gedrängt hatte, sie anzunehmen.
»Das ist hier so Sitte«, sagte Flight. »Sie sind sauer, wenn man's nicht annimmt. Wie ein
Glasgower, der einem einen Drink anbietet. Würdest du das ablehnen? Nein, weil du ihn damit
beleidigen würdest. So ist das auch mit den Leuten hier.«
»Was soll ich denn mit drei Pfund Bananen?«
»Sie essen«, sagte Flight lapidar. Dann fügte er kryptisch hinzu: »Es sei denn natürlich, du
wärst Arnold.«
Er weigerte sich, das zu erklären, und Rebus hatte keine Lust, sich die diversen Möglichkeiten
auszumalen. Sie gingen von einem Stand zum anderen. Die meisten ließen sie links liegen, und nur
an einigen wenigen blieben sie stehen. In gewisser Weise waren sie wie die Frauen, die sich um
sie herum drängten, hier und da eine Mango oder eine Aubergine befühlten, die Preise an
verschiedenen Ständen verglichen und nur an wenigen Halt machten, um schließlich was zu
kaufen.
»Allo, George.«
»Mann, George, wo hast du dich die ganze Zeit versteckt?«
»Alles klar, George? Was macht dein Liebesleben?«
Rebus hatte den Eindruck, dass die Hälfte der Standinhaber und die meisten ihrer Kisten
schleppenden Gehilfen Flight kannten. Irgendwann deutete Flight mit dem Kopf hinter einen der
Stände, wo gerade ein junger Mann eilig die Straße hinunter verschwand.
»Jim Jessop«, sagte er. »Er hat vor ein paar Wochen gegen seine Kautionsauflagen verstoßen und
die Kaution sausen lassen.«
»Sollten wir nicht...?« Doch Flight schüttelte den Kopf. »Ein andermal, John. Der kleine Mistkerl
war ein Super-As im Tausendmeterlauf. Mir ist heute nicht nach Laufen zumute, dir etwa?«
»Schon gut«, sagte Rebus. Ihm war deutlich bewusst, dass er hier an diesem Ort, in diesem
»Revier« praktisch nur ein Zuschauer war, ein Tourist. Das war Flights Territorium. Der Mann
bewegte sich absolut selbstverständlich durchs Gewühl, redete locker mit den Händlern, schien
sich ganz wie zu Hause zu fühlen. Nach einem Plausch mit dem Mann hinter der Fischtheke kam
Flight schließlich mit einem Beutel Miesmuscheln und einem Beutel Jakobsmuscheln zurück, plus der
Information, wo sie

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