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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Territorium mehr.
Flight beugte sich so weit hinüber, dass seine Nase fast die von Arnold berührte. Arnold konnte
nichts weiter tun, als sich zurückzulehnen; die harten Balken der Bank hinderten ihn am
Entkommen.
»Wo ist er, Arnold?«
»Wer? Tommy?«
»Du weißt verdammt genau, wen ich meine! Kenny! Sag mir, wo er ist!«
Rebus drehte sich halb um und sah, dass die Kinder aufgehört hatten zu spielen und nun das Spiel
der Erwachsenen beobachteten.
»Gibt's gleich Zoff, Mister?«, rief einer von ihnen. Rebus schüttelte den Kopf und rief zurück:
»Die tun nur so.«
Flight hielt Arnold immer noch auf der Bank festgenagelt. »Arnold«, fauchte er, »du kennst mich.
Ich bin immer fair zu dir gewesen.«
»Das weiß ich, Mr. Flight.«
»Aber ich tu nicht nur so als ob. Ich werd nämlich gleich die Geduld verlieren. In dieser Stadt
geht alles vor die Hunde, Arnold, und ich hab große Lust, einfach nur die Achseln zu zucken und
mitzumachen. Verstehst du mich? Warum sollte ich mich fair verhalten, wenn das sonst niemand tut?
So, und jetzt sag ich dir, was ich tun werde, Arnold. Ich werd dich leider aus dem Verkehr ziehen
müssen.«
»Weswegen?« Arnold hatte jetzt furchtbare Angst. Er glaubte nicht, dass Flight nur ein Spielchen
mit ihm trieb. Rebus hatte das gleiche Gefühl; entweder es war ernst, oder Flight war reif für
einen Oscar.
»Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Du wolltest dich vor diesen Kindern entblößen. Ich hab
gesehen, wie du gerade anfangen wolltest. Ich hab deinen Pimmel aus dem Hosenschlitz hängen
sehen.«
»Nein, nein.« Arnold schüttelte den Kopf. »Das ist gelogen.«
»Vorstrafen lügen nicht, Arnold. Und Inspector Rebus hat es auch gesehen. Er hat gesehen, wie
dein Schwanz in der Luft wedelte wie ein Cocktailwürstchen. Wir haben es beide gesehen, und genau
das werden wir dem Richter erzählen. Und wem wird er wohl glauben? Denk mal einen Moment darüber
nach. Denk an die Einzelhaft. Die werden dich nämlich in Einzelhaft stecken müssen, damit die
anderen Gefangenen nicht die Scheiße aus dir herausprügeln. Das wird sie allerdings nicht daran
hindern, in deinen Tee zu pissen und in dein Essen zu spucken. Du weißt doch, wie das läuft,
Arnold. Du warst ja schon mal dort. Und dann, eines Nachts, wirst du hören, wie deine Tür
aufgeschlossen wird, und dann kommen sie rein. Vielleicht die Wächter, vielleicht die Gefangenen.
Sie kommen herein, und sie werden sich auf dich stürzen und dich auf den Boden drücken. Einer
wird einen Besenstiel haben, ein anderer eine alte rostige Rasierklinge, nicht wahr, Arnold? So
läuft das doch?«
Arnold zitterte zu heftig, um sprechen zu können. Er zitterte und brabbelte irgendwas;
Speichelblasen platzten in beiden Mundwinkeln.
Flight rutschte ein Stück von ihm weg, dann sah er Rebus mit traurigen Augen an. Rebus nickte
ernst. Das war kein netter Job, den sie hatten, ganz und gar nicht nett. Flight zündete sich eine
Zigarette an. Rebus lehnte ab.
Eine Redensart schoss John Rebus durch den Kopf.
Der Zweck heiligt die Mittel.
Und dann fing Arnold an zu reden. Und als er geendet hatte, wühlte Flight in seiner Hosentasche
und zog eine Ein-Pfund-Münze hervor, die er neben sein völlig erschöpftes Opfer auf die Bank
knallte.
»Da, Arnold. Geh dir `ne Tasse Tee oder sonst was holen. Und halte dich von Spielplätzen fern,
ist das klar?« Flight hob seine Tragetaschen auf, nahm aus einer einen Apfel und warf ihn Arnold
in den Schoß. Dann nahm er einen weiteren Apfel, biss knirschend hinein und ging zurück Richtung
Markt.
Der Zweck heiligt die Mittel.
Als Rebus wieder auf der Wache war, musste er an Lisa denken. Er hatte Bedürfnis nach
menschlichem Kontakt, nach etwas Sauberem und Warmem, das mit dieser Welt, für die er sich nun
mal entschieden hatte, nichts zu tun hatte, nach etwas, das ihm helfen würde, diesen ganzen
Schmutz in seinem Inneren wieder loszuwerden.
Flight hatte ihn auf dem Rückweg gewarnt: »Diesmal wird nicht herumgepfuscht, John. Überlass die
Sache uns. Du musst dich da raushalten. Das würde vor Gericht gar nicht gut aussehen. Ein
Polizist, der sauer auf jemanden ist, so was in der Art.«
»Aber«, hatte Rebus geantwortet, »ich bin wirklich sauer auf ihn, George. Dieser Kenny bumst
womöglich meine Tochter!«
Flight hatte den Blick von der Straße abgewandt und Rebus angesehen, dann aber gleich wieder nach
vorn geschaut.
»Ich hab gesagt, du sollst es uns überlassen, John. Und wenn du dich

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