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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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im Land, die rund um die Uhr arbeitet, um dafür zu sorgen, dass die
Öffentlichkeit weiß, womit wir es hier zu tun haben.«
Es klopfte an der bereits offenen Tür. Eine Polizistin kam mit einem Tablett ins Zimmer und
stellte es auf Flights Schreibtisch. »Ich bedien uns, ja?«, sagte er und begann bereits, den Tee
in zwei schlichte weiße Becher zu gießen.
»Wie heißt diese Pressesprecherin?«, fragte Rebus. Er kannte auch eine Pressesprecherin. Und sie
war ebenfalls die beste, die es gab. Aber sie war nicht in London; sie war zu Hause in
Edinburgh...
»Cath Farraday«, sagte Flight. »Detective Inspector Cath Farraday.« Er schnupperte an der
Milchtüte, bevor er einen Schluck in seinen Tee goss.
»Wenn Sie lange genug hier bleiben, werden Sie sie bestimmt kennen lernen. Sie ist ein ziemlicher
Feger, unsere Cath. Wenn sie mich so reden hörte, würde sie verlangen, dass man ihr meinen Kopf
auf einem Tablett serviert.« Flight kicherte.
»Mit Salat als Beilage«, erklang eine Stimme hinter der Tür. Flight zuckte zusammen, kleckerte
Tee auf sein Hemd und sprang auf. Die Tür ging jetzt ganz auf, und eine platinblonde Frau stand
gegen den Türpfosten gelehnt da, die Arme verschränkt, ein Bein lässig über das andere
gelegt.
Rebus fielen besonders ihre Augen auf. Sie standen schräg wie bei einer Katze und ließen ihr
Gesicht schmaler erscheinen, als es war. Ihre Lippen waren dünn und mit einem dünnen Strich
knallrotem Lippenstift nachgezogen. Ihr Haar hatte etwas Hartes, Metallisches an sich, was
charakteristisch für das Aussehen der Frau insgesamt war. Sie war mehrere Jahre älter als die
beiden Männer im Raum, und wenn das Alter sie schon nicht hatte welken lassen, dann hatte das der
häufige Gebrauch von Kosmetika getan. Ihr Gesicht war faltig und verschwollen. Rebus mochte es
nicht, wenn Frauen viel Make -up verwendeten, aber sehr vielen Männern gefiel das.
»Hallo, Cath«, sagte Flight, der versuchte, zumindest nach außen hin die Fassung
wiederzugewinnen. »Wir haben gerade...«
»... über mich geredet. Ich weiß.« Sie löste ihre Arme, ging einige Schritte in den Raum und
streckte Rebus eine Hand entgegen. »Sie müssen Inspector Rebus sein«, sagte sie. »Ich hab schon
viel von Ihnen gehört.«
»Ach ja?« Rebus sah zu Flight, dessen Aufmerksamkeit jedoch allein Cath Farraday galt.
»Ich hoffe, George kümmert sich gut um Sie.«
Rebus zuckte die Achseln. »Ich hab schon Schlimmeres erlebt.«
Ihre Augen wurden noch katzenhafter. »Kann ich mir vorstellen«, sagte sie. Dann senkte sie die
Stimme. »Seien Sie vorsichtig, Inspector. Nicht alle hier sind so nett wie George. Ich meine, wie
würde es Ihnen gefallen, wenn irgendwer aus London plötzlich anfinge, seine Nase in einen Ihrer
Fälle zu stecken, hm?«
»Cath«, sagte Flight, »es ist nicht nötig, dass...«
Sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Nur eine freundliche Warnung, George, von
einem Inspector zum anderen. Wir müssen doch für unseresgleichen sorgen, nicht wahr?« Sie sah auf
ihre Uhr.
»Ich muss los. Ich hab in fünf Minuten einen Termin mit Pearson. War nett, Sie kennen zu lernen,
Inspector. Wiedersehen, George.«
Dann war sie verschwunden, die Tür stand weit offen, und ein starker Parfümduft hing im Raum.
Beide Männer schwiegen für einen Augenblick.
Rebus sprach als Erster.
»Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie sie als Feger bezeichnet. Da muss ich wohl
aufpassen, dass ich mir nie von Ihnen ein Blind Date aufschwatzen lasse.«
Am späten Nachmittag saß Rebus allein in Flights Büro, vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein Block
Papier. Er klopfte mit seinem Stift wie mit einem Trommelstock auf die Tischkante und starrte auf
die beiden Namen, die er bisher geschrieben hatte.
Dr. Anthony Morrison. Tommy Watkiss.
Das waren die Leute, mit denen er reden wollte. Er zog einen dicken Strich darunter und schrieb
zwei weitere Namen: Rhona. Samantha. Das waren ebenfalls Leute, mit denen er reden wollte, wenn
auch aus persönlichen Gründen.
Flight war in eine andere Etage des Gebäudes gegangen, um mit Chief Inspector Laine zu reden. Zu
diesem Gespräch war Rebus nicht geladen. Er nahm das letzte Viertel seines Salami -Sandwiches,
doch dann besann er sich eines Besseren und warf es in den metallenen Papierkorb im Zimmer.
Zu salzig. Aus was für Fleisch war Salami überhaupt? Jetzt hätte er gern noch Tee gehabt. Er
glaubte, dass Flight 18 gewählt hatte, um die erste Kanne zu bestellen,

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