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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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noch am Leben sei. Sie lief weiter. Brombeergestrüpp verfing sich in ihrem Rock und riss ihr die Haut auf, doch sie achtete nicht darauf. Sie eilte der Blutspur nach und folgte dem Weg aus gebrochenen Zweigen.
    Als sie sich gen Osten wandte, sah sie etwas auf dem Boden des Waldes liegen. Trotz der Düsternis erkannte sie nackte Haut und Blut. Ihr Herz verkrampfte sich. War es ein Opfer des Werwolfs, den diese abergläubischen Menschen für existent hielten? Es konnte auch ein totes Tier sein oder ein Baumstumpf. Oder das Opfer eines irren Mörders, den Céleste für weitaus wahrscheinlicher hielt als einen Werwolf.
    Bitte lass es nicht Jeanne sein, nicht sie , dachte Céleste.
    Vorsichtig trat sie näher. Der Geruch von Blut trat in ihre Nase. Célestes Herz raste. Ihr Leib bebte, als sie auf ihre Tochter starrte, die nackt und blutüberströmt vor ihr lag. Wie in einem Albtraum taumelte Céleste weiter, beugte sich über Jeanne und berührte mit den Fingerspitzen ihr Bein. Wie kalt ihre Haut war. Wie bleich ihr Fleisch.
    Blut klebte an Célestes Hand von der Berührung, obwohl sie keine Wunde am Leib ihrer Tochter erkennen konnte. Sie tastete, eine Blutspur hinterlassend, nach Jeannes Hals. Endlich verspürte sie ein schwaches Pochen unter ihren Fingerspitzen. Céleste schloss die Augen, als Tränen diese fluteten. Jeanne lebte.
    Erleichtert entließ Céleste den Atem, den sie unbewusst angehalten hatte. Sie beugte sich nieder zu ihrer Tochter und wollte sie anheben, da erwachte Jeanne. Sie schlug die Augen auf, die dunkler wirkten als sonst. Ein Knurren entwich ihrer Kehle und Wildheit lag in ihrem Blick.
    Erschrocken zog Céleste ihre Hand zurück. Aus den Augen ihrer Tochter sah sie jemand anders an. Ein Fremder, etwas, das nicht menschlich war. Doch schien Jeanne auch hier zu sein, irgendwo in der Tiefe ihres Leibes. Leise sprach Céleste auf ihre Tochter ein und nannte sie bei ihrem Namen. Schließlich blinzelte Jeanne und das, was hinter ihren Pupillen lauerte, zog sich zurück.
    » Maman .« Jeannes Stimme klang kratzig.
    »Jeanne, mein Kind, was ist geschehen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Wo bin ich hier?«
    Céleste sah die Unsicherheit und Furcht im Blick ihrer Tochter und zog sie in ihre Arme. Jeanne zitterte leicht. Céleste konnte nicht sagen, ob vor Angst oder vor Kälte.
    »Beruhige dich, ma petite .« Céleste küsste sie auf die Stirn. Nur widerwillig entließ sie Jeanne aus ihrer Umarmung. Céleste inspizierte sie. Glücklicherweise war Jeanne unverletzt. Das Blut entstammte tatsächlich der Mitte ihres Leibes. Das meiste davon rann an ihren Beinen hinab. Sie musste einen Teil davon in ihrer Verwirrung verschmiert haben.
    Doch warum klebte es sogar an ihrem Kinn? Es war einfach zu viel Blut, doch darüber konnte und wollte sie sich im Moment keine Gedanken machen. Zuerst galt es, ihre Tochter in Sicherheit zu bringen. Céleste nahm ihren Mantel ab und wickelte Jeanne darin ein.
    »Lass uns zurückgehen. Du bist kalt und …« Céleste, brach rechtzeitig ab. Sie wollte das tote Kind aus Perrouse nicht erwähnen, um Jeanne keine Angst einzujagen. Zur Hölle, sie wollte selbst nicht einmal daran denken. Es genügte, dass sie selbst vor Angst beinahe starb. Sie musste ihre Tochter so schnell wie möglich von hier wegbringen und sie musste dafür sorgen, dass Jeanne in Zukunft nicht mehr allein und schutzlos in den Wald ging.
    Eilig führte sie Jeanne heimwärts. Ihre linke Hand umfing die Jeannes, doch ihre rechte lag auf dem Messergriff, stets bereit, es zu ziehen und ohne zu Zögern zuzustechen. Beständig wachsam ließ sie ihren Blick streifen und lauschte jedem Geräusch.
    Die Anspannung wich erst von ihr, als sie endlich zu Hause waren und die Tür hinter ihnen verriegelte. Céleste führte Jeanne in die Küche, schürte ein und erhitzte einen Topf mit Wasser auf dem Herd. Sie vermischte Lavendel, Melisse und Lindenblüten zu gleichen Teilen und bereitete daraus einen Tee zu. Die ersten beiden Kräuter dienten der Beruhigung und die Lindenblüten sollten Jeanne vor einer Erkältung bewahren. Sobald der Tee auf Trinktemperatur abgekühlt war, reichte sie Jeanne einen Becher davon.
    Der Dampf umnebelte für einen Moment Jeannes Gesicht. Céleste glaubte, wieder dieses Fremdartige in ihrem Blick zu erkennen, doch der Eindruck verflog so schnell, wie er gekommen war. Gierig leerte Jeanne den Becher. Endlich gewann ihr Gesicht ein wenig Farbe zurück.
    »Möchtest du noch

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