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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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Jean-François zu dem Kater, der dies mit einem Fauchen quittierte.
    Jean-François betrat sein Haus. Der Kater in seiner Hand verhielt sich erstaunlich ruhig. Er ließ ihn frei, woraufhin er alles neugierig beschnupperte.
    Er betrachtete die Wunde, von der nur ein winziger hellrosa Fleck geblieben war, der in kürzester Zeit verblassen würde.
    »Jetzt habe ich bald keine Ratten mehr, die mich beißen, doch dafür eine kleine Wildkatze. Wie soll ich dich nennen?« Aus halbgeschlossenen Augen betrachtete er den Kater und dachte dabei über passende Namen für ihn nach.
    »Satan?«
    Der Kater sträubte sein Fell.
    »Luzifer?«
    Er betrachtete ihn lauernd.
    »Oder Belial?«
    Er schüttelte sein Fell.
    »Belzébuth wäre dir lieber?«
    Langsam schritt der Kater näher und schnupperte an seinen Händen, die locker auf seinen Knien ruhten. Dann rieb er sein Köpfchen an Jean-François‘ Knie.
    »Also gut, so sollst dein Name sein. Aber er bleibt unter uns; denn sonst werden sie mich als Hexer verbrennen, weil sie denken, ich rufe den Teufel an.« Er lachte. »Ich werde dich offiziell Charles rufen. Dein wahrer Name bleibt unter uns.«
    Der Kater begann, leise zu schnurren.
     
    24. Januar 1561
    Jean-François saß im Eingangsraum des Bordells.
    »Wir müssen das Bordell schließen«, sagte Estelle, die aufgeregt hin- und herlief.
    Alles war so gut gelaufen in den letzten Wochen. Die geschäftliche Partnerschaft mit Monsieur Blanchard hatte sich ausgezahlt. Jean-François hatte viele neue Aufträge erbracht und Gewinne erwirtschaftet. Trotz seiner fehlenden Mitarbeit im Bordell hatte er viele Schulden abbezahlen können, doch noch bei Weitem nicht alle. Das Dekret von Orleans zerstörte seine Pläne.
    »Das können die nicht machen«, sagte Marion, eine schlanke Brünette, die zehn Jahre lang für seine Mutter und danach für ihn gearbeitet hatte.
    »Nicht?« Estelle blieb dicht vor ihr stehen. »Wenn Papst Pius IV. es so will, dann werden alle Bordelle Frankreichs geschlossen. Wir sind ab sofort illegal.«
    Panik glomm in Marions Augen auf. »Doch wovon sollen wir leben? Der Papst hat leicht reden. Der hat keine Sorgen, wie er etwas zu Essen auf seinen Tisch bringen soll.« Sie wandte sich zu Juliette, die neben ihr saß. »Und was ist mit Juliette? Sie ist schwanger.«
    Das war Jean-François nicht bekannt gewesen. Warum kam immer alles auf einmal?
    »Ich kenne Suzettes Rezept für den Abtreibungstrank«, sagte Estelle.
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Juliette. »Ich trage das Kind seit über drei Monaten.«
    »Bist du verrückt? Warum hast du nichts dagegen unternommen? Wovon willst du es ernähren? Versuche es trotzdem mit dem Trank, denn das ist deine einzige Möglichkeit«, sagte Marguerite, die zweitälteste Hure des Hauses nach Estelle.
    Estelle schüttelte den Kopf. » Non , das ist zu riskant. Das letzte Weib, das den Trank nach dieser Zeit benutzte, starb noch am gleichen Tag.« Estelle hob den Blick zu Jean-François. »Was sagst du dazu, Jean-François?«
    Dieser hob die Achseln. »Ich war an dieser Sache damals nicht beteiligt.« Es war ihm unangenehm über die Sache zu reden, die seine Mutter auf den Scheiterhaufen gebracht hatte.
    » Non , das warst du nicht«, sagte Marguerite und strich sich durch ihr Haar, das trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch vollkommen schwarz war.
    Jean-François wandte sich Juliette zu. »Warum hast du es uns nicht früher gesagt? Oder zumindest mir?«
    Tränen liefen über Juliettes Wangen. »Ich weiß nicht. Ich habe nicht darauf geachtet.«
    Marguerite deutete mit dem Finger auf sie. »Wie dumm du doch bist.«
    »Schuldzuweisungen ändern nichts an ihrer Situation. Aber es gibt immer mehr als eine Möglichkeit, auch wenn man das nicht immer sogleich erkennt«, sagte Jean-François, der sich unwohl fühlte, was Abtreibungen betraf. »Was möchtest du, Juliette?«
    Sie schniefte. »Ich werde wohl keine Wahl haben, nicht wahr? Den Trank nehmen und das Beste hoffen. Besser das Kind stirbt jetzt, als später an Hunger.«
    »Nicht heute. Es ist doch Samstagabend«, sagte Estelle.
    Juliette sah sie durch den Schleier ihrer Tränen an. » Oui ?«
    »Vergiss deinen Termin bei Monsieur Blanchard nicht. Danach sehen wir weiter.« Estelle lächelte ihr aufmunternd zu.
    Marguerite hob die Augenbrauen. »Aber das ist doch illegal.«
    »Das war es immer schon.« Jean-François betrachtete Juliette nachdenklich, wie sie ihren Umhang nahm und durch die Tür nach draußen verschwand.

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