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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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Bedienstete nickte. »Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Au revoir , Monsieur.«
    Jean-François wand sich um und verschwand in der Dunkelheit.
     
    In der darauffolgenden Nacht kam Jean-François erneut zu Monsieur Blanchards Haus. Wieder traf er diesen nicht an. Enttäuscht ging er davon. Im Schatten einer kleinen Seitengasse traf er endlich auf Monsieur Blanchard. Dieser zog ein Tuch aus seiner Tasche und wischte sich damit die Schweißperlen von der Stirn.
    »Ich habe von Weitem gesehen, wie Ihr zu meinem Haus gekommen seid, und bin Euch gefolgt, was gar nicht so einfach war. Ihr habt einen schnellen Schritt.« Er steckte das Tuch wieder weg.
    »Die Polizei sucht mich.«
    Monsieur Blanchard winkte ab. »Das weiß ich doch.«
    »Habt Ihr Schwierigkeiten bekommen?«
    »Wie man es sieht. Ich habe Mademoiselle Juliette geheiratet.«
    Jean-François starrte seinen Geschäftspartner ungläubig an. »Ihr habt was?«
    »Sie geheiratet. So konnte ich die Anzeige gegen Euch wegen der unerlaubten Prostitution in Privathäusern abwenden.«
    Jean-François schüttelte den Kopf. »Merkwürdige Methoden habt Ihr.«
    »Ist das Eure Art, mir zu danken?«
    »Ihr hättet sie nicht heiraten müssen. Ich meine, das ist drastisch.«
    Monsieur Blanchard hob die Achseln. »Für mich nicht. Wir hatten es ohnehin vor.«
    »Das Kind …«
    »Ist von mir.«
    » Bon .« Wenn Monsieur Blanchard so naiv war, so sollte er glauben, der alleinige Kunde Juliettes gewesen zu sein. Andererseits war er froh, dass für Juliette und ihr Kind gesorgt sein würde. Sie war ihm mit ihrer ruhigen, freundlichen Art in den letzten Jahren ans Herz gewachsen.
    Ein verschmitztes Lächeln trat auf Monsieur Blanchards Gesicht. »Ich werde auf Juliette besonderen Begabungen nicht verzichten, nur weil der Papst sämtliche Bordelle Frankreichs für illegal erklärt.«
    »Gewiss nicht«, sagte Jean-François.
    »Ihr werdet natürlich zur Hochzeit eingeladen.«
    » Merci , Monsieur.« Jean-François lächelte, obwohl er wusste, dass er die Einladung würde ausschlagen müssen. Monsieur Blanchard würde kaum seine Hochzeit für ihn auf die Nacht verlegen, erschienen ihm seine Eigenarten in dieser Hinsicht ohnehin suspekt genug.
    »Ich habe zu danken, denn Ihr habt uns zusammengebracht und Kopf und Kragen dabei riskiert.« Monsieur Blanchard lächelte. »Lasst uns zu mir nach Hause gehen und auf unsere Freundschaft und die Zukunft anstoßen. Doch zuvor seid gewarnt, denn ich befürchte, ihr habt womöglich einen Verräter in euren Kreisen.«
     
    Zwei Nächte später
    Jean-François blieb vor Estelle stehen. »Ich verstehe, wenn ihr wütend auf mich seid.«
    Estelle schüttelte den Kopf. »Dafür, dass die Bordelle in Frankreich geschlossen wurden, kannst du nichts. Es wird schon irgendwie weitergehen. Vielleicht finde ich in einer der Färbereien Arbeit.«
    »Warum kommst du nicht mit mir? Ich habe ein Haus in der Rue Mouffetard erworben.« Er verschwieg ihr die Schulden, die er dafür hatte aufnehmen müssen. Zumindest war das Bordell inzwischen weitgehend abbezahlt, auch wenn das Estelle und die anderen noch nicht wussten. Marguerite machte ihn am meisten Schwierigkeiten, da sie seine Situation oder das, was sie dafür hielt, in Tratsch ausbreitete.
    »Dann laufen deine Geschäfte mit diesem Weinhändler also nicht schlecht?«
    »Er ist froh, mich als Partner gefunden zu haben. Ich bin dabei, mir ein kleines Büro und ein eigenes Lager einzurichten, denn ich will nicht nur mit Wein handeln.«
    »Und wie soll ich dir dabei helfen?«
    »Ich benötige ein, zwei Leute als Ansprechpartner für die Kunden, wenn ich auf Reisen bin. Ich vertraue dir wie sonst kaum jemanden. Und ich dachte, du könntest …«
    » Non !«
    »Gewiss ist es riskant.«
    »Das ist mir durchaus bewusst. Es ist nur …« Sie schüttelte vehement den Kopf. »Ich bin zu alt dafür.«
    Er sah sie eindringlich an. »Zu alt für was? Zu alt, um zu lernen. Zu alt, um neu anzufangen? Es ist niemals zu spät, Estelle. Niemals!«
    »Das sagst du so einfach. Ich bin achtundvierzig. Wenn ich noch einmal zwanzig Jahre jünger wäre. Aber so habe ich keine Zeit …«
    Jean-François schnitt ihr mit einer herrischen Geste das Wort ab. »Du kannst zwanzig Jahre jünger sein und dennoch in einem halben Jahr sterben. Wer weiß es? Der Schnitter kehrt sich nicht darum, wie alt man ist. Sieh, wie viele Neugeborene sterben. Beinahe jedes dritte Kind. Wie viel Zeit hatten sie, die niemals alt werden durften? Und du

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