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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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zu widerlegen, klammerte ich mich an jedem Strohhalm fest. „Sondern Rodolfo.“
    „Nein“, widersprach Adam. „Das stimmt nicht. Er nahm einen anderen an, als er hierher zurückkehrte. Allerdings verstehe ich den Grund dafür nicht.“ Er richtete die Augen auf John – oder wie auch immer er hieß. „Warum bist du nach New Orleans zurückgekommen, grandpère ?“
    „Hör auf, ihn so zu nennen!“, protestierte ich.
    Zu hören, wie ein Mann, der um die dreißig zu sein schien, einen anderen, der etwa gleich alt aussah, Großvater nannte, weckte in mir das Bedürfnis, mir die Seele aus dem Leib zu schreien, bis ich den Verstand verlor, falls das nicht längst geschehen war.
    „Soll ich ihn mit dem Namen anreden, den man ihm bei seiner Geburt gab?“, fragte Adam. „Henri“, sagte er, wobei er den Namen französisch aussprach, „warum bist du hergekommen?“
    „Was du behauptest, ist einfach unmöglich“, insistierte ich verzweifelt. „Cassandra sagte mir, dass sämtliche Gebrechen eines Menschen verschwinden, sobald er zum Werwolf wird. Er ist blind.“
    „Nein“, murmelte Adam. „Das ist er nicht.“
    John, der noch immer am Türpfosten lehnte, richtete sich bedächtig auf, dann hob er eine Hand an seine Sonnenbrille und nahm sie ab. Ich hatte mir so viele Male gewünscht, die Farbe seiner Augen oder ihren Ausdruck sehen zu können. Jetzt konnte ich es.
    Sie waren blau; sie blickten gequält und waren nicht blinder als meine eigenen.
    „Warum?“ Ich wandte mich ab. „Warum so tun als ob?“
    „Bestimmt wollte er von niemandem, inklusive mir, erkannt werden“, erklärte Adam. „Außerdem würde man ihn auf diese Weise nicht verdächtigen. Ein blinder Mann kann kein Mörder sein.“
    Ich zuckte zusammen. Das Gleiche hatte ich zu Sullivan gesagt.
    „Ich bin kein Mörder.“ Johns Stimme war leise und zornig.
    Adam schnaubte verächtlich. „ Grandpère , du bist eine der grausamsten Bestien der Geschichte. Angelus ist ein Dreck gegen dich.“
    „Angelus?“, wiederholte John.
    „Buffy – im Bann der Dämonen “, murmelte ich geistesabwesend. „Fernsehserie – heißer Typ, blutrünstiger Vampir.“
    „Ich bin kein Vampir.“
    „Werwolf. Vampir. Wo liegt der Unterschied?“ Ich warf die Hände in die Luft. „Du tötest Menschen, oder?“
    Johns Augen trafen meine. „Nicht mehr.“
    „Überall in der Stadt sterben Leute“, bemerkte Adam. „Glaubst du wirklich, ich würde dir abkaufen, dass du nichts damit zu tun hast?“
    John rieb sich die Stirn. Das Blau seiner Augen lenkte mich immer wieder ab. Verdammt, seine Augen überhaupt zu sehen , war ein solches Novum für mich, dass ich einfach nicht darüber hinwegkam.
    „Das habe ich nicht gesagt.“ Er ließ die Hand sinken und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. „Aber ich töte keine Menschen .“
    „Ich verstehe nicht“, flüsterte ich.
    „Ich töte Werwölfe. Sie sind keine Menschen mehr.“
    „Genauso wenig wie du“, giftete Adam ihn an.
    Es war plötzlich heiß im Zimmer; mir wurde schwindlig. Ich hatte Sex mit diesem Mann gehabt, nur dass er kein Mann war. Nicht wirklich.
    Ich rannte ins Bad und übergab mich.
    Es dauerte nicht lang. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gegessen hatte. Als auch das trockene Würgen vorbei war, stemmte ich mich auf die Füße und stellte dabei fest, dass John hinter mir stand.
    „Verschwinde.“ Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht und putzte mir die Zähne.
    Mir drehte sich der Kopf, so angestrengt versuchte ich, mich an alles zu erinnern, was in New Orleans passiert war, alles, was ich gehört und in Erfahrung gebracht hatte.
    Als ich aus dem Bad kam, standen John und Adam auf gegenüberliegenden Seiten des Zimmers. Adam wirkte zerknirscht. „Diese Neuigkeit muss ich erst verdauen.“
    Ich sah ihn nur finster an, bevor ich meinen bösen Blick auf seinen grandpère richtete. „Sullivan sagte, dass er die Augen des Wolfs, der ihn attackierte, wiedererkannt habe; von Anfang an hat ihm etwas an dir keine Ruhe gelassen.“
    Ich hielt inne und überlegte, ob John Sullivan meinetwegen getötet hatte. Wie oft hatte er den Detective dabei ertappt, dass er mich berührte oder mir etwas ins Ohr flüsterte? Hatte John uns vielleicht sogar beim Küssen erwischt? Er hatte nie eifersüchtig gewirkt; andererseits hatte er auch nie böse gewirkt.
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Hauptfrage. „War das der Grund, warum du ihn umgebracht hast?“
    „Ich habe keine neuen

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