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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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mir hinterher, als ich das Café verließ. „Ihr Laden heißt genauso. Sie können ihn gar nicht verpassen.“
    Ich hob zum Abschied die Hand und trat nach draußen.
    Mein Handy klingelte, während ich auf die Frenchmen Street zusteuerte; das Display zeigte eine örtliche Telefonnummer.
    „Anne, können wir uns treffen?“ Ich erkannte Detective Sullivans tiefe, knappe Stimme sofort wieder.
    „Jetzt?“ Ich blieb stehen.
    „Es gibt da ein Lokal namens Kelly’s auf der Orleans. Kennen Sie es?“
    Ich kannte keine Kneipen hier, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass sich das bald ändern würde. „Ich werde es schon finden.“
    Von der zentral gelegenen Bourbon Street aus war es nicht schwer, ein Ziel zu finden. Das French Quarter erstreckte sich in der einen Richtung von der Esplanade Avenue bis zur Canal Street und in der anderen von der Rampart Street zum Mississippi – eine Gesamtfläche von etwa neunundachtzig Blocks.
    Ich machte das Kelly’s – eine kleine, enge, von einem Dutzend anderer Kneipen umringte Bar – ohne Probleme ausfindig. Sullivan saß am Tresen, vor sich einen klaren, schimmernden Drink auf Eis. Er schloss seine große Hand um das kleinere Glas und leerte es in einem Zug, dann orderte mit einem Nicken beim Barkeeper Nachschub.
    „Langer Tag?“, fragte ich, als ich auf den Barhocker neben ihm glitt.
    Der Mann hinter der Theke füllte Sullivans Glas mit klarer Limonade. Interessant. Die meisten Cops, die ich kannte, hätten puren Wodka vorgezogen, was ich ihnen nicht verübeln konnte.
    „Nicht so tragisch“, wiegelte Sullivan ab. „Was möchten Sie trinken?“
    „Das Gleiche wie Sie.“ Ich schenkte ihm ein Lächeln, er erwiderte es und entfachte damit ein warmes Glimmen direkt unterhalb meines Brustbeins. Conner Sullivan war ein netter Mann, und von denen lernte ich verdammt wenige kennen.
    Die letzte Nacht – besser gesagt der heutige frühe Morgen – blitzte in meiner Erinnerung auf: Rodolfo und ich im Dachgeschoss, er nackt und ich mich danach verzehrend, es zu sein. Meine Wangen wurden heiß, und ich leerte mein Glas mit mehreren großen Schlucken.
    „Langer Tag?“, äffte Sullivan mich nach.
    „Oh ja.“ Ich bestellte Nachschub.
    „Wo wohnen Sie?“
    „Im Rising Moon .“
    Seine Mundwinkel, die noch immer freundlich nach oben gezeigt hatten, sackten nach unten. „Wie bitte?“
    „Ich habe dort einen Job ergattert. Die Bezahlung beinhaltet ein Zimmer im ersten Stock.“
    Sullivan blinzelte mehrere Male langsam und bedächtig. „Sie scherzen doch.“
    „Eher selten.“ Ich kippte die Hälfte meines zweiten Softdrinks runter. Wahrscheinlich hätte ich lieber Wasser bestellen sollen, aber der Zucker tat mir nach einer Nacht mit so wenig Schlaf richtig gut.
    „Als ich Ihnen sagte, dass ich gern Ihre Hilfe bei dieser Sache hätte, meinte ich damit nicht …“
    „Dass ich tatsächlich etwas unternehmen soll?“
    „Sich in der Höhle des Löwen häuslich niederzulassen, ist nichts anderes als purer Selbstmord.“
    „Mir wird schon nichts passieren.“
    „Nein? Weiß er, wer Sie sind?“
    Keine Frage, wen Sullivan mit „er“ meinte. „Natürlich.“
    „Sie haben ihm also erzählt, dass Sie eine Privatdetektivin sind, die nach ihrer verschollenen Schwester fahndet und parallel dazu für mich arbeitet, weil ich ihn für einen psychopathischen Serienkiller halte?“
    Wenn er es so ausdrücken wollte … „Nicht ganz.“
    „Was dann?“
    „Rodolfo weiß, dass ich meine Schwester suche.“
    Sullivan wartete, aber ich ersparte mir weitere Erklärungen, weil es zu wenig zu sagen gab.
    „Das ist ein ganz schlechter Plan“, brummte er schließlich.
    „Falls wirklich Menschen aus dem Rising Moon verschwinden, sollte jemand vor Ort sein.“
    „Falls wirklich Menschen von dort verschwinden, könnten Sie der nächste sein.“
    Achselzuckend trank ich noch einen Schluck. Das kümmerte mich nicht.
    „Haben Sie schon früher verdeckt ermittelt?“, fragte er.
    Ich beherrschte mich, mein Glas abzusetzen, ohne es auf den Tresen zu knallen, und schaute ihm ins Gesicht. „Ja. Meine Lizenz dient nicht nur zum Angeben.“
    „Haben Sie eine Schusswaffe?“
    „Nicht dabei.“
    „Wo ist sie?“
    „In Philly.“
    „Was echt hilfreich sein wird, wenn man Sie in den Sumpf schleift.“
    „Ich kann auf mich selbst aufpassen, Detective.“
    Er antwortete nicht, sondern orderte mit einer Handbewegung die nächste Runde. Wir würden beide einen Zuckerschock erleiden, bevor das hier

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