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Wolfsruf

Titel: Wolfsruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.P. Somtow
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Tier, dann feuerte er sein Gewehr ab.

    Der Wolf sprang weiter.
    »Schei-eiße! Das Biest ist voll Blei und wird nicht mal langsamer!«, schrie Zeke fassungslos.
    Scott feuerte viermal. Die Kugeln rissen das Fell des Wolfes auf. Blut spritzte ihnen ins Gesicht. Aber der Wolf brach nicht zusammen -
    Ein Heulen - irgendwo im Dunkel des Waldes.
    Der Wolf wurde langsamer und blieb stehen, direkt vor ihnen. Der Schnee war blutrot. Scott dachte, jetzt stirbt er. So viel Blei kann er nicht überleben. Der Wolf knurrte. Scott sah Zähne, messerscharfe Zähne in seinem Rachen glitzern. Das Tier sah zu ihnen auf. Und Scott entdeckte etwas Seltsames, fast Hypnotisches in den Wolfsaugen. Er hatte seine Pistole wieder geladen, aber aus irgendeinem Grund brachte er es nicht über sich, zu schießen.
    Wieder das Heulen. Der Wolf stellte die Ohren auf.
    Dann drehte er sich um. Er hatte Schmerzen, das war nicht zu übersehen. Aber die Wunden - sie schlossen sich wieder - heilten vor ihren Augen, und dann hörten sie eine Stimme. Eine alte Indianerin stand am Rande der Lichtung. Sie schaute die beiden Weißen an. Ihre Miene spiegelte Stolz, auch Zorn, und tiefe Resignation. Ruhig sagte sie: »Mayakte shni ye. Winmáyan ye.«
    »Was sagt sie?«, fragte Scott. Die Augen der Frau waren wie die des Wolfes. Das war das Merkwürdigste. Die beiden waren fast wie - wie Zwillinge. Obwohl das eine ein Mensch war und das andere ein Tier.
    »Sie sagt, wir sollen ihr nichts tun, sie ist bloß eine Frau.«
    Sie stand reglos im Schneegestöber.
    »Sie will, dass wir mit ihr gehen, glaube ich«, sagte Zeke.
    »Vielleicht ist es ein Hinterhalt.«
    »Nein.«
    Er ging auf die Frau zu. Der Wolf saß ihr zu Füßen, und sie streichelte sein Fell und sprach mit ihm, in einem melodischen,
monotonen Singsang. Als sie sah, dass die beiden Männer sich näherten, gab sie ihnen ein Zeichen, ihr zu folgen. Dann wirbelte der Schnee auf, und sie und das Tier verschwanden. Sie verließen die Lichtung. Ihre Spuren führten tiefer in den Wald.
    Wenig später fanden sie Bryant, der an einem Baum lehnte. Er roch noch nicht. Dazu war es zu kalt, und er war steif wie ein Brett. Seine Kleider waren zerfetzt. Seine Eingeweide hingen aus dem Bauch und schlängelten sich auf dem Boden. Sie waren hart gefroren. Braune Blut-Eiszapfen hingen an seinen Armen. Seine Taschen waren mit Goldnuggets vollgestopft.
    »Komm«, sagte Zeke. Er leerte die Taschen des Goldgräbers. »Damit können wir ein paar Tage in Whisky baden.«
    »Mrs Bryant wird ziemlich sauer sein, wenn sie merkt, dass ihr Gold gestohlen worden ist«, sagte Scott.
    »Woher will sie wissen, wie viel es war?«
    Scott tat so, als würde er nicht merken, dass der Scout einen großen Nugget in seine Hosentasche gleiten ließ. »Jetzt hilf mir mal, damit wir den Kerl aufs Pferd binden können«, wies Zeke ihn an.
    »Ich versteh’s einfach nicht«, sagte Scott wie zu sich selbst. »Warum ist der verdammte Wolf nicht gestorben? «
     
    Nach ihrer Rückkehr warteten sie, bis Scott den neunten Knopf angenäht hatte, dann erstatteten sie dem Captain Bericht.
    »Von diesen blutrünstigen Wilden ermordet«, befand Sanderson. »Wie ich befürchtet habe! Nun, es bleibt uns nichts anderes übrig, als Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen.« Er saß wieder in seinem Büro, war immer noch mit seinem ledergebundenen Buch beschäftigt.
    »Verzeihen Sie, Sir«, wandte Scott ein, »er wurde von einem Wolf zerrissen.«
    »Wie können Sie so etwas behaupten, wo der Tote doch ganz offensichtlich verstümmelt worden ist?«

    »Sir …« Es war nutzlos. Sanderson hatte sein Urteil gefällt, noch bevor sie irgendetwas gesagt hatten. Sie hätten den Leichnam gar nicht zu finden brauchen.
    »Sagten Sie nicht, ein Wilder hätte direkt neben dem Toten gestanden?«, fragte Sanderson.
    »Captain«, wandte Zeke ein, »das war doch nur eine alte Squaw.«
    »Vergeltung ist in solchen Fällen unumgänglich. Ich habe schon ein geeignetes Objekt ausgewählt …« Der Captain rollte eine Karte des Dakota-Territoriums aus und deutete auf einen Punkt knapp innerhalb des Indianerreservats. »Späher haben mir gemeldet, dass die Männer dieses kleinen Lagers auf der Jagd nach Wild das Reservat verlassen haben. Es bietet somit ein vorzügliches Ziel für unsere Strafexpedition. Die Indianer müssen endlich lernen, dass wir es nicht tolerieren, wenn sie sich an Weißen vergreifen. Diese blutrünstigen Sioux müssen ein für alle Mal kapieren, dass …«
    »Darf

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