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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Vorschrift?“
    „Eine Einbalsamierung dient lediglich dazu, den Leichnam bis zur Beerdigung zu konservieren. Bei einer kleinen, schnellen, geplanten Zeremonie, überhaupt keiner Zeremonie oder einer Einäscherung ohne Aufbahrung gibt es keine Einbalsamierung.“
    Da ich bereits eine ähnliche Variante dieses Gesprächs mit Grant gehabt hatte, nickte ich.
    Aber wenn es sich bei den Toten um paranormale Wesen gehandelt hatte, wie konnten sie dann an einer menschlichen Krankheit sterben?
    Vielleicht war das gar nicht der Fall, sondern der „Jäger“ hatte sie auf eine Weise getötet, dass es nur den Anschein hatte, als ob, wahlweise könnte er sie mit irgendetwas infiziert haben, damit sie starben, ohne dass dies eine Flut von Autopsien nach sich ziehen würde.
    Was ziemlich weit hergeholt war, allerdings würde ich es den Jägersuchern durchaus zutrauen.
    Nur dass Elise darauf beharrte, dass sich keiner ihrer Agenten in der Gegend aufhielt. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr glaubte; andererseits gab es viele Menschen auf der Welt, die außergewöhnliche Kreaturen gesehen hatten, und es war nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere beschlossen hatte, ihnen den Garaus zu machen. Obwohl weder ich, Mal, Claire oder Doc Bill zu den Jägersuchern gehörten, hatte jeder von uns stets eine Waffe aus Silber in Reichweite.
    „Keiner der Verstorbenen machte irgendwelche Anstalten aufzuwachen und zu türmen?“, erkundigte ich mich.
    „Nicht, nachdem ich mit ihnen fertig war.“ Ich verzog das Gesicht bei der Vorstellung, was er mit ihnen angestellt hatte. „Denken Sie an Zombies? Oder Vampire?“
    „Ich habe keinen blassen Schimmer.“
    „Hmm“, machte der Doc, als unterhielten wir uns über das heutige Spezialgericht im Good Eatin’ Café. „Ich habe keinerlei Bewegungen oder andere Hinweise auf eine Reanimation bemerkt. Wären sie dazu fähig, sollte man annehmen, dass sie es täten, bevor ich … “ Er behielt den Rest für sich, wofür ich dankbar war. „Aber, wer weiß? Ich habe für heute Nachmittag eine Exhumierung anberaumt. Um drei Uhr.“
    „Das ging aber flott.“
    In den meisten Städten war die Exhumierung einer Leiche ein langwieriger und kostspieliger Prozess. Hier bei uns machten wir darum ein bisschen weniger Aufhebens.
    „Sie sollten dabei sein“, fuhr Doc Bill fort. „Wenn wir das Grab öffnen und niemanden darin antreffen, könnten Sie eine erste Spur haben.“
    Nachdem wir vereinbart hatten, uns um Viertel vor drei zu treffen, machte ich mich wieder auf den Weg zum Haus von Barbara O’Reily. Sie war die Tochter von Peggy O’Reily, einer jener Fälle, die am Morgen nach dem Donnermond an plötzlichen Komplikationen ihrer Alzheimer-Erkrankung gestorben und von Doc Bill gerade erst wie ein Erntedankfest-Truthahn tranchiert worden war. Wie sollte ich ihr das bloß erklären?
    Barbara öffnete in einem schwarzen Kleid und hochhackigen Schuhen die Tür. Heute musste der Tag sein, an dem die „kleine Zeremonie“ stattfand. Hätte ich einen noch schlechteren Zeitpunkt erwischen können?
    „Grace.“
    Alle, die der Generation meines Vaters entstammten oder noch älter waren, nannten mich nach wie vor Grace, nicht Sheriff, aber es störte mich nicht.
    „Das mit Ihrer Mutter tut mir leid“, setzte ich an.
    „Danke.“ Sie machte einen Schritt zurück und ließ mich eintreten. „Es ist nett, dass Sie vorbeikommen.“
    Ich folgte Barbara ins Wohnzimmer und setzte mich auf den angebotenen Platz, bevor ich sie darüber aufklärte, dass dies kein Beileidsbesuch war.
    „Ms O’Reily … “
    „Nennen Sie mich Barbara. Ich kenne Sie schon, seit Sie vier waren.“
    Was ein ausgezeichneter Grund für mich wäre, sie weiterhin Ms zu nennen, aber ich lächelte und sagte: „Danke, Barbara. Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.“
    Ihr abwesendes, aufgesetztes Lächeln erstarb. „Fragen?“
    „Über Ihre Mutter.“
    Ich beschloss, mit den Autopsie-Neuigkeiten bis zum Schluss zu warten. Manche Menschen reagierten sauer, wenn man ohne ihr Einverständnis anordnete, dass bei ihren toten Angehörigen Messer und Sägen zum Einsatz gebracht wurden. Sollte sich Barbara als einer von ihnen entpuppen, wollte ich meine Fragen vorher abgehakt haben.
    „In Ordnung.“ Sie schaute zu der Uhr auf dem Kaminsims. „Mir bleibt noch ein wenig Zeit, bevor ich mich mit meiner Schwester bei Farrel treffe.“
    Die O’Reilys waren Zwillingsschwestern. Betty hatte geheiratet und war nach Atlanta gezogen.

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