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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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schön abgekocht«, bemerkte er sichtlich beeindruckt.
»Reinders war eben kurz da und hat zugehört. Er fragt, was es mit dem USB -Stick auf sich hat. Davon wüsste er ja gar nichts.«
    Johanna räusperte sich. »Nun, da ist mir wohl voreilig was
rausgerutscht … Aber der Abend ist noch nicht zu Ende. Ich möchte
übrigens, dass Schuster Eva Blum abholt und herbringt. Und Reinders sollte
seine Leute für mehrere Wohnungsdurchsuchungen bereithalten.«
    »Wird erledigt.«
    »Dann brauche ich einen Laptop, um meine Mails abzurufen.«
    Colin schlüpfte zur Tür hinaus.
    Fünf Minuten später las Johanna die von Erika Seibert weitergeleitete
Mail, die Milan am Samstagabend an ihren Mann geschickt hatte.
    »Es hat richtig Ärger gegeben, als herausgekommen ist,
dass es Milan gelungen war, interne Unterlagen samt Fotos bei seinem Kommilitonen
Michael Engert zu beschaffen und an Volker Seibert weiterzuleiten, nicht wahr?«
    Johanna konnte den erstaunten Blick von Henrik Hildmann nicht lange
genießen. Der junge Mann sah bemerkenswert schlecht aus. Er nickte langsam.
    »Warum haben Sie sich überhaupt noch die Mühe gemacht, sie von
Milans PC zu löschen? Musste Ihnen nicht klar
gewesen sein, dass wir früher oder später darauf kommen würden, seinen Computer
zu checken oder mit Seibert zu sprechen?«
    »Ich dachte, das geht unter in der Aufregung. Nach allem, was passiert
ist – auch bei Volker …«
    »So wie der Pfeil?«
    »Ja.«
    Johanna schwieg einen Moment. »Haben Sie inzwischen einen Anwalt –
einen vernünftigen Anwalt?«
    »Mein Vater hat sich darum gekümmert.«
    »Das freut mich zu hören. Packen Sie aus, Henrik.«
    Er sah zur Seite.
    »Peters, Mansloh und Bischoff sind verantwortlich für den Tod von
Kati Lindner«, fuhr sie leise fort. »Sie haben sie entführt, gefoltert und
getötet – mit der Armbrust abgeschossen wie ein wildes Tier –, weil
sie Infos über die Tagungsstätte und Taschner hatte. Es gibt einen Augenzeugen.
Was wissen Sie darüber?«
    Hildmann schüttelte entsetzt den Kopf. »Nichts.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Ich bin noch nicht so lange dabei … in der Gruppe. So was weiß
ich nicht. Glauben Sie mir.«
    »Irgendetwas müssen Sie mitbekommen haben.«
    »Nein.«
    »Was wissen Sie über Jonathan Maybach?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Henrik …«
    »Lassen Sie mich.«
    Johanna heftete ihren Blick auf die ausgedruckten Seiten des Mailanhangs.
»Engert scheint ein geeigneter Kandidat für die Gruppe zu sein. Er ist schlau
und interessiert. Es ist Ihre Idee gewesen, ihn zu einem Vortrag einzuladen,
und Bischoff und Peters haben versucht ihn zu werben, mit hübschen Fotos
bezüglich gemeinsamer Freizeitaktivitäten, weitergehendem Unterrichtsmaterial
und vollmundigen Sprüchen, ergänzt von Taschners Einlassungen zu ganz spezifischen
Fragen, zum Beispiel solche.« Sie sah kurz hoch. »›Wie überzeuge ich
Andersdenkende? Wie isoliere ich sie? Wie bringe ich die Gruppe hinter mich?‹
Dann gibt es noch Texte zur Unternehmensphilosophie und Taschners Ansichten
darüber, was in Deutschland in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft dringend
geändert werden muss. Übrigens: Soweit ich informiert bin, konnte Seibert sich
mit diesen rechtslastigen Gedanken nicht anfreunden. Aber das nur nebenbei.«
    Henrik atmete tief durch. »Ja, ich wusste, dass Milan sich das Material
beschafft hatte und Volker schicken wollte. Er hat es ja laut genug
herumposaunt.«
    »Und Sie haben mit Bischoff darüber gesprochen.«
    »Ich habe es erwähnt, als wir am Samstag unterwegs waren. Ich musste
es erwähnen.«
    »Ich wette, er war ziemlich sauer – auf Milan, auf Engert und auch
auf Sie, weil Sie das nicht hatten verhindern können.«
    Dazu sagte Henrik nichts.
    »Wer war noch dabei? Mansloh?«
    Henrik presste die Lippen aufeinander.
    »Herr Hildmann, glauben Sie wirklich, dass jetzt noch irgendjemand
den Kopf für Sie hinhält? Für Sie eintritt, wenn es hart auf hart kommt? Wohl
kaum. Sie sind nur ein ganz kleines Rädchen und leicht ersetzbar. Jeder wird
versuchen, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen – auch auf Kosten der
anderen –, darauf können Sie sich getrost verlassen. Und Sie kommen am
weitesten mit der Wahrheit.«
    Henrik schluckte. »Es ist so, wie ich sagte: Es war ein Unfall. Wir
haben geschossen, weil wir die Geräusche nicht zuordnen konnten und plötzlich
Angst hatten. Zwei Pfeile haben wir nach längerem Suchen wiedergefunden. Den
dritten nicht. Erst als wir zurückkamen, wurde uns

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