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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Engagement und Unterstützung wären schon ganz
hilfreich.«
    Reinders strich sich die deutlich dünner gewordenen Haare aus der
Stirn. »Unterstützung?« Er lachte freudlos auf. »Ja, das wäre wirklich klasse!
Ihre Kollegen vom BKA äußern sich nicht zu
Wiebors Einsatz, der uns ja Hinweise geben könnte, auch im Hinblick auf Kati
Lindner. Die Staatsanwaltschaft hält sich ebenfalls bedeckt. Wo sollen wir denn
ansetzen?«
    Da, wo ich ansetze, dachte Johanna, direkt vor Ort. Manchmal bleibt
einem gar nichts anderes übrig. Aber sie schluckte auch diese Erwiderung
hinunter. Stattdessen warf sie dem Kollegen einen scharfen Blick zu.
Schließlich nickte sie in Richtung des Anrufbeantworters. »Spielen Sie die
Nachricht doch mal ab.«
    Reinders zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Dann betätigte er
die Wiedergabetaste. Kurz darauf vernahm Johanna Wiebors Stimme:
    »Hallo, Kati, hier spricht Jonathan Maybach. Schade, dass ich dich
nicht antreffe. Ruf mich doch auf dem Handy zurück, ja? Bis später. Ciao.«
    Reinders ließ die Nachricht noch dreimal abspielen, während Johanna
konzentriert zuhörte und den Text gleichzeitig als Sprachmemo in ihrem Handy
speicherte. Wiebors Stimme klang angenehm – sympathisch und freundlich –,
aber ob er Kati zwei Tage zuvor begegnet oder seit Längerem flüchtig mit ihr
bekannt, vielleicht befreundet oder sogar in sie verliebt war oder unter
Umständen längst eine Beziehung mit ihr hatte, ließ sich nicht ableiten. Es war
alles möglich, auch wenn er als verdeckter Ermittler angehalten war, sich
während des Jobs auf keine Liebesgeschichten einzulassen. Nur eines war
glasklar: Wiebor hatte nicht gewusst, dass Kati verschwunden war.
    Johanna leerte ihre Tasse. »Apropos Handy. Haben Sie es auch bei Katis
Handy mal mit einer Ortung versucht?«
    »Natürlich – negativ. Wie bei Wiebor.«
    »Konnte man feststellen, wo ihre Sim-Karte zum letzten Mal aktiv
war?«
    »In Königslutter, am Abend ihres Verschwindens«, sagte Reinders nach
einem Blick in seine Unterlagen.
    »Nicht sehr hilfreich. Und beunruhigend. Es könnte zerstört worden
sein. Oder jemand hat das Handy geklaut und die Karte entfernt.«
    Johanna blickte den Kollegen grübelnd an, dann stand sie abrupt auf.
»Ich denke, das wär’s erst mal, Reinders. Ich muss wieder los.«
    »Aber …?«
    »Ja?«
    »Wie verfahren wir denn jetzt weiter?«
    Wir ist gut, dachte Johanna. »Ganz
einfach: Ich sehe mich weiterhin vor Ort um, rede mit den Leuten, und falls
sich was tut oder ich die Kripo brauche, melde ich mich bei Ihnen oder bei
Staatsanwältin Kuhl, einverstanden?«
    Reinders strich sich durch die Haare. »Hm … na ja …«
    Johanna zog eine Visitenkarte aus ihrem Rucksack. »Wenn die
Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung vorliegen, wäre es prima, wenn
Sie mich möglichst schnell informieren würden. Und, bevor ich es vergesse: Ich
würde gerne einen Blick auf die sichergestellten Utensilien aus Wiebors Zimmer
werfen.«
    Reinders wandte sich zu einem Schrank hinter seinem Schreibtisch um.
»Seine Kleidung wird noch untersucht, wie das Motorrad auch, und was die
Kollegen sonst vorgefunden haben, ist alles andere als aufregend.«
    Er zog einen Karton hervor und reichte ihn Johanna. »Ein paar alte
Zeitungen und Taschenbücher, das war’s im Wesentlichen. Aber Sie können sich
den Kram natürlich in aller Ruhe ansehen.«
    »Danke, das mache ich.«
    Reinders hielt ihr die Tür auf.
    Ihr Handy vibrierte, noch bevor sie das Gebäude in der Heßlinger
Straße verlassen hatte. Kollege Schuster.
    »In der Pension kennt man Kati Lindner nicht«, erklärte er nach kurzer
Begrüßung. »Maybach hatte nie irgendwelchen Besuch, war sehr zurückhaltend und
viel unterwegs.«
    »Welchen Beruf hat er eigentlich in der Anmeldung angegeben?«
    »Die dachten, er wäre Auto-und Motorradmechaniker.«
    »Ach? Sonst noch irgendwelche Hinweise?«
    »Nein. Sie wollen wissen, wann das Zimmer wieder freigegeben wird.«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Dass die Kollegen sich so schnell wie möglich melden würden.«
    Johanna grinste. »Gut. Haben Sie Lindner erreicht?«
    »Ja. Er sitzt gerade beim Arzt und hätte danach Zeit, also
demnächst. Soll ich ihn in die Dienststelle holen?«
    Johanna verneinte sofort. »Ich möchte mich mit ihm treffen, am
liebsten vor dem Dom.«
    »Ich sag’s ihm.«
    »Woran erkenne ich den Mann?«
    »An seiner Traurigkeit.«
    Johanna schwieg einen Augenblick. Dann räusperte sie sich. »Okay,
bis später

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