Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
formulieren.«
    Pockly schüttelte den Kopf. »Das ist große Kacke.«
    »Ich stimme dir unbedingt zu und habe den Leuten auch schon entsprechend
eingeheizt, aber willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?«
    Pockly schob seine Brille nach oben. »Auf nichts Bestimmtes, nein,
aber … nur so eine Überlegung: Seine rechte Hand war zur Faust geballt,
Handinnenfläche und Unterarm waren blutverschmiert, während linke Hand und Arm
wenig Blutspuren aufweisen – das muss nichts heißen nach dem, was der
junge Mann hinter sich hat, und erst recht nicht, nachdem er durch die Gegend
geschleppt wurde. Außerdem befindet sich die Verletzung auf der rechten
Halsseite …«
    »Aber?« Johanna klopfte mit der rechten Schuhspitze auf.
    »Wenn jemand behaupten würde, dass er sich den Pfeil selbst herausgezogen
hat und dabei jede Menge Blut verlor, hielte ich das für durchaus vorstellbar.«
    »Hm.«
    »Es könnte also sein, dass der Pfeil oder Teile davon noch da draußen
herumliegen«, meldete Colin sich plötzlich zu Wort und sah die Kommissarin an.
    »Und was würde das bedeuten?«
    »Dass der Schütze, Täter, wer immer, sich nicht an der Leiche beziehungsweise
dem Verletzten zu schaffen gemacht hat.«
    »Sie vergessen, dass Auto und Handy verschwunden sind«, wandte
Johanna ein.
    »Das Handy könnte er unterwegs verloren haben …«
    »Die Techniker haben weiträumig gesucht.«
    »Er war eine ganze Weile da draußen und hat sich bestimmt auch
außerhalb des Suchradius bewegt, sollte er geflüchtet sein«, gab Colin rasch zu
bedenken. »Schlüssel und Papiere hatte er noch bei sich, aber man kann nicht
völlig ausschließen, dass sein Auto geknackt worden ist, ohne dass ein
Zusammenhang mit den Ereignissen im Wald und seinem Tod besteht. Der Bruder
soll uns doch mal genau zeigen, wo Milan angehalten hat, als er ihn absetzte.
Vielleicht finden sich entsprechende Spuren, die uns Aufschluss geben.«
    Johanna zog eine Augenbraue hoch. Kein schlechter Gedanke. Colin
erlaubte sich ein kleines Lächeln.
    »Notieren Sie das mal. Wir werden da nachhaken«, sagte sie, ohne
eine Miene zu verziehen, und mit Blick auf Pockly: »Danke. Gute Arbeit. Wir
reden sicher noch mal über den Fall.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Wenige Minuten später saßen sie im Auto, und Johanna rief Reinders
an, um ihn über den Stand der Dinge zu informieren.
    »Ich brauche einen Suchtrupp, der das Gebiet um die Fundstelle der
Leiche und auch in der Nähe der Wolfshöhle noch einmal gründlich durchkämmt,
und zwar zeitnah. Wir suchen nach Milans Handy sowie nach dem Pfeil, mit dem er
verletzt wurde. Es ist sehr gut möglich –«
    »Aber die Kollegen haben doch alles durchkämmt. Außerdem ist das
Gebiet verdammt groß …«, stöhnte Reinders. »Dafür bräuchten wir ja
Dutzende von Leuten.«
    »Ist mir klar, aber wenn eine auch nur geringe Chance besteht,
Spuren zu sichern, die uns in dem Fall und vielleicht auch in den anderen
Ermittlungen entscheidend voranbringen könnten, sollten wir nicht lange zaudern
und Verstärkung anfordern, Kollege.«
    Reinders knurrte etwas Unverständliches, aber Johanna ging großzügig
darüber hinweg.
    »Nabold kann die Aktion vor Ort koordinieren«, fügte sie noch hinzu.
»Und Staatsanwältin Kuhl ist bestimmt einverstanden. Vielleicht steuert sie
sogar noch den einen oder anderen Beamten bei …«
    Sie beendete das Telefonat, bevor Reinders weitere Gegenargumente
vorbringen konnte.
    Colin Sander warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu. »Wie geht es
weiter?«
    »Wir kehren erst mal nach Königslutter zurück. Ich hoffe, dass meine
Kollegin aus Berlin sich demnächst meldet.«
    Johanna hatte den Lautsprecher am Telefon eingeschaltet
und blickte auf den Bildschirm, auf dem sich die Website der Tagungsstätte
gerade in voller Pracht entfaltet hatte, während sie Tonis Erörterungen
lauschte. Colin saß neben ihr. Frischer Kaffeeduft zog durch das kleine Büro.
    Antonia Gerlach hatte einiges zu Markus Taschner gefunden. Der
Fünfundvierzigjährige war Wirtschaftsjurist und hatte Geschichte und Politik
studiert. Er veranstaltete Seminare in Rhetorik, Unternehmensstrategie und zu
aktuellen Wirtschafts-sowie Politikthemen und hielt Vorträge im gesamten
deutschsprachigen Raum. Seit einigen Jahren lud er vorzugsweise ins
Reitlingstal ein, wo er Geschäftsführern, Firmeninhabern, Politikern,
aufstrebenden Jungunternehmern, Studenten und anderen Interessierten jeder
Branche fundierte Einblicke in seine Kenntnisse und Ansichten

Weitere Kostenlose Bücher